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«Das Laboratorium der Urkantone ist nicht unterbesetzt»

Der Schwyzer Kantonschemiker Daniel Imhof widerspricht der Kritik der Eidgenössischen Finanzkontrolle, es würden zu wenige Lebensmittelkontrollen durchgeführt.

CHRISTOPH CLAVADETSCHER

In der Schweiz sind die Kantone zuständig für die Überprüfung von Betrieben, die mit Lebensmitteln arbeiten. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat da genauer hingeschaut und kommt zum Schluss: Es finden viel zu wenige Kontrollen statt. Die Fristen zwischen den Kontrollen – die im Gesetz klar definiert sind – würden teilweise um Jahre überschritten. Im Extremfall könnten so grobe Verstösse und Mängel übersehen werden, was für die Bevölkerung gesundheitliche Folgen haben oder gar lebensbedrohlich sein könnte. Der Schwyzer Kantonschemiker Daniel Imhof vom Laboratorium der Urkantone (LdU) nimmt Stellung.

Die Kritik der Eidgenössischen Finanzkontrolle ist happig. Die Labore kontrollieren zu wenig. Was sagen Sie dazu? Der Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle richtet sich nicht an die Lebensmittelkontrolle, sondern an das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, das die Aufsicht über die Lebensmittelsicherheit wahrnimmt. Der Bericht hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Kontrolltätigkeit des Laboratoriums der Urkantone.

Dennoch: Die kantonalen Unterschiede sind gross. In Neuenburg sind es 361 Lebensmittelbetriebe pro Kontrolleur und Jahr, am anderen Ende der Skala in Zug 1039. In Schwyz – beziehungsweise im ganzen Gebiet des Laboratoriums der Urkantone – sind es 651. Ist das Laboratorium der Urkantone unterbesetzt?

Das LdU ist nicht unterbesetzt. Die Kontrollen des LdU sind verhältnismässig und erfolgen risikobasiert. Risikobasiert bedeutet, dass Betriebe mit grösserem Risiko oder Betriebe, die häufiger beanstandet werden, auch häufiger kontrolliert werden. Betriebe, die zu keinen Beanstandungen führen, werden weniger kontrolliert. Wie viele Lebensmittelkontrollen werden in den Urkantonen denn pro Jahr durchgeführt? Und wie viele müssten es gemäss gesetzlichen Vorgaben sein?

Das LdU führt jährlich durchschnittlich 2200 Lebensmittelkontrollen durch und hält die vom Bund vorgeschriebenen Kontrollfrequenzen zu 94 Prozent ein. Der Jahresbericht gibt jährlich Auskunft über die Kontrolltätigkeit. Also hat der Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle Lücken?

Es gibt tatsächlich Herausforderungen, welche die Lebensmittelkontrolle angehen muss. Lebensmittel werden immer häufiger online angeboten, auch direkt aus dem Ausland. Die verantwortlichen Personen sind so schwieriger zu ermitteln und Massnahmen schwieriger durchzusetzen: Insbesondere, wenn solche Plattformen häufig wechseln. Auch zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug sind neue Instrumente notwendig, bei dem auch Unterstützung aus dem Ausland erforderlich ist.

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