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Tunnel-Idee scheidet die Geister

Tunnel-Idee scheidet die Geister Tunnel-Idee scheidet die Geister

Die Idee, den ganzen Kanton unterirdisch von Pfäffikon nach Schwyz zu verbinden, findet eine knappe Mehrheit gut. Kosten, Sicherheitsaspekte und Realisierbarkeit bremsen aber die Tunnel-Idee.

JÜRG AUF DER MAUR

Der Vorstoss, den drei FDP-Kantonsräte um deren Präsidenten Urs Rhyner einreichten, lässt niemanden gleichgültig. Die Idee, die Schwyzer Regierung solle abklären, ob sie eine Tunnellösung zwischen Pfäffikon und Schwyz – oder eine kleinere Etappe – für prüfenswert erachte, hat die Öffentlichkeit im ganzen Kanton Schwyz aufgeschreckt. In kleinen und grösseren Gruppen wurde über Sinn und Zweck, Machbarkeit oder Fantasterei diskutiert. Eine Umfrage zeigte auf, dass die Meinungen in der Schwyzer Bevölkerung fast hälftig geteilt sind: «Befürworter» und «Gegner » hielten sich die Waage.

Tunnel würde rund zwei Milliarden Franken kosten Nicht zuletzt das war die Absicht des FDP-Vorstosses: «Vielleicht muss die Politik künftig grösser denken», erklärte der Ausserschwyzer Kantonsrat bei der Lancierung der Idee.

Stein des Anstosses dürften nicht zuletzt die zu erwartenden hohen Kosten sein. Gemäss Baufachleuten wird heute mit 100’000 Franken pro Lauf-meter Tunnel gerechnet. Bei einer Tunnellänge von geschätzten knapp zwanzig Kilometern von der Autobahn Pfäffikon bis zur Autobahn in Schwyz müsste wohl von Kosten von rund zwei Milliarden Franken – doppelt so viel wie die Sanierung der Axenstrasse samt den zwei neuen Tunnels – ausgegangen werden.

Selbst wenn die Tunnelstrecke nur von Schindellegi bis ausserhalb Sattel reichen würde, käme ein solches Bauvorhaben mindestens auf eine Milliarde Franken zu stehen.

Tiefbauamt legt Karten erst später auf den Tisch Während vielerorts die Meinungen bereits gemacht wurden, hält sich das Schwyzer Tiefbauamt ususgemäss zurück. «Das Tiefbauamt wird sich mit der Interpellation auseinandersetzen und zu gegebener Zeit seinen Bericht der Schwyzer Regierung abgeben», erklärte Kantonsingenieur Daniel Kassubek. Solange die Schwyzer Regierung nämlich nicht entschieden habe, könnten weder die Verwaltung noch der Baudirektor Stellung nehmen. Kassubek: «Im Moment legen wir unser Hauptaugenmerk aber auf den Ausbau der H8, damit der letzte Abschnitt endlich ausgebaut werden kann.» Auf wenig Gegenliebe scheint das Projekt mindestens in einem Teil der Politik zu stossen: «Das ist völlig vermessen», sagt Kantonsrat Bruno Beeler (Die Mitte, Arth) in einer ersten persönlichen Einschätzung. Er führt nicht nur die hohen Kosten ins Feld: «Die Dörfer über dem Tunnel würden völlig abgeschnitten.» Es nähme ihn wunder, was wohl Tourismusregionen wie Sattel/Hochstuckli zu so einem Vorhaben sagen würden, wenn sie grossräumig «abgehängt» würden.

Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen brauche es zu einem Tunnel auch eine Alternativstrasse, so der Mitte-Präsident: «Aber dann sind wir wieder bei der H8 und den bestehenden Problemen. » «Und zudem», fragt Beeler, «wer will schon in einem Loch fahren? Ich jedenfalls nicht.» Offenbar viel positiver wird die visionäre Idee bei den betroffenen Gemeinden beurteilt. Der Sattler Gemeindepräsident Pirmin Moser bezeichnete den Vorschlag als «gut».

Für Stefan Beeler eine «prüfenswerte Idee» «Persönlich würde ich einen solchen Tunnel gut finden. Die Idee ist sicher prüfenswert», sagt der Rothenthurmer Gemeindepräsident Stefan Beeler. Damit wäre nämlich nicht nur die Umfahrung von Rothenthurm geregelt, sondern man wäre auch auf anderen Streckenabschnitten, die künftig noch saniert oder umgebaut werden müssten, viele Sorgen los.

Das Hauptproblem sieht aber auch der Gemeindepräsident bei den anfallenden Kosten: «Wenn ich sehe, dass schon die 1,6 Kilometer Umfahrungstunnel in Rothenthurm über 170 Millionen Franken kosten werden, sehe ich schon Probleme für die Realisierung einer zehn Mal längeren Variante. » Klar sei, dass man nicht einfach den ganzen mittleren Kanton abhängen dürfte: Eine oberirdische Strasse, so Gemeindepräsident Beeler, sei notwendig. Wie in der Interpellation vorgesehen, sollte seiner Meinung nach auch geprüft werden, ob die Tunnelverbindung zu einer Nationalstrasse aufklassiert werden könnte. Vorteil für den Kanton Schwyz: Dann müsste sich der Bund an den Kosten beteiligen. Für Schwyz würde der neue Tunnel finanzierbar. Für Beeler ist im Moment klar: «Es bliebe ein langer Weg.»

Der Kanton legt das Hauptaugenmerk nach wie vor auf den Ausbau der H8. Nicht vom Tisch ist auch eine Umfahrung von Rothenthurm. Foto: Erhard Gick

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