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Das machen die hohen Temperaturen mit den Tieren

Bereits mitten im Wintermonat Januar sind die Zecken auf dem Vormarsch

Der ausbleibende Winter macht mitsamt seinen Folgen auch vor der Tierwelt nicht halt. Wer davon besonders profitiert und wer eher unter den hohen Temperaturen leidet, verrät der Tierparktierarzt Martin Wehrle.

LARISSA GASSMANN

Sonne statt Schnee, Wärme statt Wind und Kälte: Derzeit fühlt sich der Winter eher an wie ein Frühlingsanfang. Das macht nicht nur mit den Menschen etwas – auch die Tierwelt muss mit den veränderten Temperaturen leben.

Dies klappt bis jetzt zumindest im Natur- und Tierpark Goldau ganz gut, wie eine Anfrage bei Tierparktierarzt Martin Wehrle zeigt: «Auf die Tiere im Tierpark haben die Temperaturen keinen derart starken Einfluss, weil sie ihre Nahrung durch den Menschen erhalten», so Wehrle. Nichtsdestotrotz sei der Bedarf nach Futter höher als gewohnt, weil die Tiere zum Teil aktiver sind. Weniger ausgeprägt als sonst ist die Winterruhe etwa bei den Bären oder den Dachsen.

Die Nahrungssuche fällt Igeln schwer

An der Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger ändere dies aber nicht viel. «Einzig die Futterpläne müssen nun entsprechend angepasst werden», so Wehrle. Dies komme aber auch unter dem Jahr regelmässig vor.

Deutlich anders gestaltet sich die Situation für die Tiere in freier Natur: Ihnen fällt die Futtersuche zum Teil schwer. Dies bekommt auch der Tierpark in seiner Pflegestation zu spüren. «Immer wieder werden uns Igel gebracht, weil sie aufgrund der hohen Temperaturen nicht schlafen », sagt Wehrle: «Wenn sie nicht fit sind oder zu wenig Gewicht haben, erwachen sie bei höheren Temperaturen eher und suchen dann Nahrung.» Aller-dings seien Schnecken, Würmer und Insekten derzeit rar.

Doch längst nicht alle Igel müssen zwingend in eine Auffang- und Pflegestation. «Es kommt immer darauf an, wie das Tier sich verhält. Nicht jeder Igel muss eingesammelt werden», so Wehrle. Solange sich das Tier einrollt, sobald Menschen in seine Nähe kommen, und es nicht hustet oder verletzt ist, sei dies nicht nötig. Kleinere Igel könne man bei Unsicherheit wägen – wiegt das Tier über 500 Gramm, könne man davon ausgehen, «dass es den Winter übersteht». Ansonsten könne man sich vorgängig auch bei den Pflegestationen melden.

Durch die höheren Temperaturen ergeben sich für die Besucherinnen und Besucher im Natur- und Tierpark Goldau übrigens keine Änderungen. «Die Tiere, die normalerweise Winterschlaf machen, tun dies auch in diesem Winter», so Wehrle. Dazu gehören Murmeltiere, die derzeit ungestört tief unter dem Boden schlafen. «Wo es Verlierer hat, gibt es auch immer Gewinner» So oder so gilt: «Wo es Verlierer hat, gibt es auch immer Gewinner », wie Wehrle sagt. Gemeint sind beispielsweise jene Vögel, die den Winter im Gegensatz zu den Zugvögeln in der Schweiz verbringen. Weil es aktuell keine dicken Schneedecken gibt, kommen sie besser an Futter als in einem normalen Januar. Dementsprechend seien die Tiere weniger geschwächt und müssten seltener in Auffangstationen gepflegt werden.

Nichtsdestotrotz sei Kälte für die Natur wichtig, so Wehrle. So überleben bei den aktuellen Temperaturen Parasiten, die man um diese Jahreszeit sonst nicht antrifft. Ebenfalls würden vermehrt Krankheiten durch Insekten übertragen.

Zecken nun auch im Winter gefunden «Bereits in den letzten Jahren kam es immer wieder einmal vor, dass Tiere mitten im Winter von Zecken erwischt wurden», so Wehrle. Dabei seien diese ansonsten vor allem im Sommer aktiv. Davon besonders betroffen seien Haustiere wie Hund und Katze.

Noch sei die Situation nicht dramatisch. «Doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man die Unterschiede», so Wehrle. Sollte sich die Lage in den kommenden Jahren ähnlich gestalten, «so muss man damit rechnen, dass sich verschiedene Krankheiten ausbreiten können ».

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