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6. Dezember: Tag der Entscheidung

6. Dezember: Tag der Entscheidung 6. Dezember: Tag der Entscheidung

ZWISCHENLUEGETEN 3

HASCHI GYR

Welcher Defensivfahrer von Nachbar war das? Nein, das war kein Mann. Das war mit Sicherheit eine Kinoweinerin von Nachbarin. Nur einer Frau kann es in den Sinn kommen, mir den Samichlaus ins Haus zu bestellen! Mir, Haschi Automech downtown Zurich. Und das ausgerechnet am 6. Dezember, zur besten Sendezeit. Alles war für das Achtelfinale Schweiz gegen Portugal vorbereitet. Das Bier war kühl und in nötiger Menge vorhanden, der Aschenbecher geleert, die Häppchen in Griffweite. Doch nach zehnminütigem Mitfiebern klopfte es an die Türe. Ich dachte zuerst an Freund Mäse, und machte sofort auf. Doch im Gang stand der Samichlaus mit seinen zwei Schmutzli. Ob ich der Herr Gyr sei, fragte er. Ohne die Antwort abzuwarten, leierte dieser Möchtegern von Bartträger mein Strafregister herunter. Ich fühlte mich schon vor der Hälfte als verhaftet.

Was heisst hier Hälfte? Dieser Sandmännchengucker wollte gar nicht mehr aufhören. Ich stand eine gefühlte Ewigkeit da und war so was von überrumpelt, dass ich den Stratosphärenkellner von Samichlaus gar nicht fra-gen konnte, woher er das alles weiss. Doch als Informanten kommen nur die Staubsaugerpiloten von Nachbarinnen in Frage. Oder deren Goofen.

Mit nichts als einer Ermahnung und einigen Mandarindli entliess mich der ungebetene Gast – und ich verfluchte den Moment, die Wohnungstüre geöffnet zu haben. Nun wieder ganz bei Sinnen erinnerte ich mich an den spannenden Fussballmatch, den ich beim Stand von 0:0 verlassen musste – wegen dieses Strohsternbastlers.

* Als Herr Hanspeter Gyr sich wieder vor dem TV niederliess, stand es 6:1 für Portugal. Noch heute ist Herr Gyr unschlüssig, ob er dem St. Nikolaus zürnen soll, den Match verpasst zu haben – oder ihm dafür danke sagen.

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