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Immer mehr Menschen befassen sich mit ihrem «letzten Willen»

Die Bedeutung eines Testaments und der Patientenverfügung hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie zugenommen. Senioren machen sich mehr Gedanken über ihr Lebensende. Aber auch Jüngere befassen sich mit dem Thema.

ANOUK ARBENZ

Gabriela Räber, Sozialarbeiterin bei Pro Senectute Kanton Schwyz, beobachtet, dass das Bewusstsein über die Bedeutung des Themas «Vorsorge» im Kanton Schwyz zugenommen hat. Nicht nur ältere Menschen möchten ihre Wünsche festhalten. Der Begriff tönt schon etwas unsexy – und niemand denkt gerne über den Tod nach. Spricht man über das Thema Patientenverfügung?

Es ist in der Tat schwierig, zu Lebzeiten dieses emotionale Thema anzusprechen. Wir sensibilisieren darauf, dass dies aber zentral ist. Wir haben, um einen Einstieg in dieses weitläufige Thema zu ermöglichen, ein 36-teiliges Kartenset mit wichtigen Fragen zum Lebensende, zu den Vorstellungen zum Sterben und zur persönlichen Vorsorge kreiert. Dieses wirft diverse Fragen auf, die mit Vorsorgedokumenten geklärt werden können – von der Haltung gegenüber lebensverlängernden Massnahmen bis zur Frage, wer im Falle der Urteilsunfähigkeit die persönlichen oder rechtlichen Angelegenheiten regeln soll. Wir raten, dieses für sich oder mit den vertrauten Bezugspersonen durchzugehen und über diese Fragen zu sprechen. Allgemein ist es wichtig, mit den vertretungsberechtigten Personen Gespräche zu führen, in denen mitgeteilt wird, was der Inhalt der Patientenverfügung ist.

Wie bringen Sie das Thema an die Leute heran?

Indem wir in der individuellen Beratung darüber sprechen und die Leute dafür sensibilisieren. Auch führen wir regelmässig Informationsveranstaltungen zu den Vorsorgeinstrumenten und unserem Vorsorgedossier Docupass durch.

Stellen Sie fest, dass sich immer mehr Personen immer früher mit dem Thema beschäftigen? Wir haben in der Corona-Zeit tatsächlich gemerkt, dass Menschen jeden Alters immer bewusster wird, dass sie ihre Wünsche und Werte zum Thema Lebensende festhalten können. Denn unverhoffte Schicksalsschläge können jeden treffen. Regelmässig erheben wir, wie bekannt den Menschen die Vorsorgemöglichkeiten sind. Wir sahen, dass das Bewusstsein darüber stetig zunimmt. Doch viele Menschen haben die Vorsorgedokumente zwar beschafft, füllen diese aber nicht aus. Hier setzen wir mit Information und Unterstützung an. Wir überarbeiten mit diesen Erkenntnissen regelmässig unser Vorsorgedossier Docupass. Dieses hält Vorlagen und Anleitungen für alle Vorsorgedokumente – von der Patientenverfügung über den Vorsorgeauftrag, das Testament, die Anordnungen für den Todesfall bis zum Vorsorgeausweis – bereit. So können wir auf die Fragen eingehen, die die Menschen in unseren Beratungen am meisten beschäftigen. Inwiefern hat die Pandemie das Thema Patientenverfügung etwas mehr in den Fokus gerückt? Die Corona-Pandemie führte vor Augen, wie zentral es ist, die medizinischen Behandlungswünsche für den Ernstfall festzuhalten. Die Bekanntheit von Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag nahm im Gegensatz zur älteren Bevölkerung bei den jüngeren Menschen zu. Erfreulicherweise fühlten sich Seniorinnen und Senioren während der Pandemie nicht unter Druck gesetzt, ihre Vorsorge zu regeln. 94 Prozent der Befragten mit einer Patientenverfügung gaben an, diese nicht aus einer Drucksituation ausgefüllt zu haben. Entscheidender war der Wunsch nach einer selbstbestimmten Vorsorge und Angehörige zu entlasten. In die-ser Zeitspanne stieg zudem der Anteil der Personen leicht, welche die Patientenverfügung nicht nur kennen, sondern auch ausgefüllt haben (plus vier Prozentpunkte). Beim Vorsorgeauftrag zeigte sich dieser Effekt mit einem Plus von drei Prozentpunkten.

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