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Ein schöner, alter Brauch

Ein schöner, alter Brauch Ein schöner, alter Brauch

Aussendung der Nikolausgruppen am Vorabend des ersten Adventssonntags

Sechs Nikolausgruppen wurden am Samstagabend gesegnet und erhielten den Bischofsstab von Pfarrer Basil Höfliger.

WOLFGANG EBERLE

Jeweils am Vorabend des ersten Adventssonntags warten viele Eltern mit ihren Kindern auf die Aussendung des Samichlaus mit seinen Schmutzli. Die letzten zwei Jahre war dies leider wegen Corona nicht möglich und so freute man sich umso mehr auf den vergangenen Samstag. Der Zeitpunkt passt ganz zum Weihnachtsmarkt. Sechs Samichläuse und ihre Begleiter machten sich kurz vor 17.30 Uhr beim Pfarramt für den Einzug bereit. Bei kaltem aber trockenem Wetter waren viele Eltern, vielleicht auch Grosseltern mit ihren Kindern oder Enkelkindern anwesend und begleiteten die St. Nikolausgruppen ins adventlich geschmückte Kircheninnere. Mit dabei natürlich Pfarrer Basil und fünf Ministrantinnen und Ministranten.

Wunderbare Orgelklänge ertönten. Pater Basil begrüsste die Nikolausgruppen, Eltern, Grosseltern und die vielen Kinder mit ihren leuchtenden Augen, und auch er sei erfreut, sich nach dreijährigem Unterbruch in dieser Form wieder zu treffen. Beim heiligen Niklaus von Myra spürte man die Liebe Gottes und diese sollen die St. Nikolausgruppen hinaustragen zu den Familien und zu den Menschen. Erste Kerze erinnerte an Jesus

Das Evangelium nach Matthäus handelte vom Menschensohn, der auf die Erde kam und sagte: «Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war krank und ihr habt mich besucht. » Also: «Was ihr füreinander tut, habt ihr mir getan.» Die erste brennende Kerze des Adventskranzes erinnere an Jesus, der an Weihnachten zu uns kommen wolle. So seien viele Hoffnungen noch unerfüllt, aber auf die Ankunft von Jesus dürften wir hoffen und uns freuen.

Der vergessene Chlaussack Nun wurde die köstliche Samichlausgeschichte in Mundart erzählt. Diese stammt vom 2009 verstorbenen Pater Kassian Etter und handelte von einem Chlaus, der diesmal einen richtigen Esel besass und sich besonders auf diese Zeit freute. Als er sich auf den Weg ins Dorf machte und am Waldrand den Schmutzli traf, stand er plötzlich still und sagte zu ihm: «S isch mir eifach, ich heig öppis vergässe, aber ich weiss nüd was.» Plötzlich während des Weiterlaufens kam es ihm in den Sinn. Es war der Sack mit den vielen guten Sachen und dieser sei noch daheim in seiner Stube. Die Idee des Schmutzlis, schlicht zu sagen, die Kinder seien zu wenig brav gewesen, oder überhaupt nicht zu erscheinen und im Restaurant Drei Könige gemeinsam ein Bier zu genehmigen, funktioniere nicht, denn gerade dieses Jahr seien die Kinder speziell brav gewesen und warteten nach coronabedingtem Unterbruch sehnlichst auf den Samichlaus.

Die Bäckersfrau im nächsten Dorf konnte den beiden aus der «Patsche» helfen. Sie stopfte den Sack voll mit Mandarinen, Lebkuchen, Schoggi und Grittibänzä, wollte aber dafür nicht bezahlt werden. Sie hatte nur einen Wunsch, mitzugehen als richtige Schmutzlifrau und nicht etwa nur als Frau vom Schmutzli. Dieser Wunsch wurde ihr nach etwas Zögern erfüllt und noch viele Jahre danach erinnerte man sich im Dorf a «dä liäbi Schmutzli», wusste aber nie, wer er war. Vorgetragen wurde die amüsante Geschichte vom begnadeten Erzähler René Steiner. Frieden und Freude überbringen Übergabe des Bischofsstabs

In den Fürbitten bat man um Augenblicke der Ruhe und der Freude, aber auch um Mut, aufeinander zuzugehen. Nach dem Heiliglied und der Austeilung der Kommunion segnete Pater Basil die sechs Nikolausgruppen, übergab ihnen den Bischofsstab und bat sie, den Familien Frieden und Freude zu überbringen. Sie schritten feierlich nach hinten. Viele Kinder mit ihren strahlenden und hoffnungsvollen Gesichtern durften das langersehnte Chlaussäckli mit den vielen feinen Süssigkeiten entgegennehmen. – Vor der Klosterkirche hat das eine oder andere Kind ein Gedicht vorgetragen oder liess sich mit Schmutzli und Chlaus in einem Selfie verewigen. In den nächsten Tagen nun dürfen viele Einsiedler Familien in Dorf und Vierteln Samichlaus und Schmutzli empfangen. Schön, dass dieser alte Brauch in der Pfarrei Einsiedeln nach Corona wieder neu auflebt.

Ein gekonnter Geschichtenerzähler: René Steiner.

Die sechs Nikolause der Nikolausgruppen beim Aussenden in der Klosterkirche. Fotos: Jean-Marie Duvoisin

Ein beliebtes Fotosujet: Der Samichlaus und seine Schmutzli.

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