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Plusquamperfekt

Plusquamperfekt Plusquamperfekt

ZWISCHENLUEGETEN 3

MARTHA EMMENEGGER

Was kommt Ihnen bei diesem Wort in den Sinn? Deutschunterricht? Ihre ehemalige Lehrperson? Grammatik? Oder vielleicht bereits «hätte haben können wollen sollen – oder so?». Bei mir war letzteres der Fall, als Frowin vergnügt zur Küche reinkam und mich überraschend fragte, was das Plusquamperfekt von «ich gehe» sei. Dann schluckte ich kurz leer und dachte nach. Einzig «hätte, hätte, Fahrradkette» kam mir noch in den Sinn, was ich natürlich nicht äusserte.

Frowin lächelte mich an und ich wusste, dass er weiss, dass ich es nicht weiss. Aber ich wäre nicht Mutter Martha, wenn ich jetzt klein beigeben würde. Ich stöberte in meinem Hirn. Hirnwindung Deutsch-Grammatik, Lehrer Krummenacher (empathisch, Halbglatze und Brille). Da war doch was mit Vergangenheitsform. Aber nicht die einfache. Das Wort «Plusquamperfekt» allein zeugt von komplizierter Form. So sagte ich zu Frowin, dass ich wisse, dass es eine Art Vergangenheitsform sei. Er mein-te daraufhin nur, ja, aber welche? Ich erwiderte, ja, welche? Frowin, der Teenie, legte den Kopf schief und sein Lächeln wurde zum Grinsen.

Nur keine Blösse geben, bell-te mein Ego. Auch den Kopf zur Seite neigend schaute ich zu meinem Sohn und grinste zurück. Und ging auf Angriff über: «Weisst du denn, warum es Plusquamperfekt heisst?».Meine Taktik ging auf, sein Blick war überrascht und er kurz aus dem Konzept. Ich konnte es sehen. Aber nur kurz. Dann schaute er mich wieder an und liess mich wissen, dass ich ihm zuerst eine Antwort schuldig sei. Mutig und so überzeugt wie nur möglich kam es aus mir: «Ich hätte gegangen sein sollen.» * Martha Emmenegger, 45, weiss nun, dass es die Vorvergangenheitsform ist und es «ich war gegangen » heisst. Sie findet «ich ging» wäre Vergangenheit genug.

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