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Experten sehen keinen Anlass für Entwarnung

Experten sehen keinen Anlass  für Entwarnung Experten sehen keinen Anlass  für Entwarnung

Die Gefahr einer Strommangellage bleibt. Zu diesem Schluss kamen alle Podiumsteilnehmer am Energie-Apéro.

JÜRG AUF DER MAUR

«Die Ankündigung des Bundesrates, wir hätten diesen Winter nicht mit einer Strommangellage zu rechnen, ist unverständlich.» Der Schwyzer Umweltdirektor Sandro Patierno fand am Montagabend im MythenForum klare Worte, um sein Unbehagen gegenüber dem Bund auszudrücken.

Er wie die anderen Teilnehmer am Energie-Apéro des Regionalentwicklungsverbands Schwyz waren nämlich überzeugt, dass die Gefahr für die Schweiz, in den nächsten Monaten in eine Strommangellage zu geraten, alles andere als gebannt sei.

Es sei falsch, jetzt Entwarnung zu geben «Ich habe ein mulmiges Gefühl und finde es wie Regierungsrat Patierno falsch, jetzt Entwarnung zu geben», erklärte EWS-Direktor Peter Suter. Dem stimmte auch EBS-Direktor Hans Bless zu, zeigte sich aber überzeugt, dass die Strommangellage auch eine grosse Chance sei. «Wenn wir richtig handeln, können wir gestärkt aus der Krise gehen», so Bless.

In welche Richtung es gehen muss, damit die Krise zur Chance wird, schilderte Jörg Spicker, Strategiechef beim nationalen Netzwerkbetreiber Swissgrid. In seinen Augen sind zwar zu viele Unbekannte im Spiel, um Entwarnung zu geben. Und: «Die Versäumnisse der Vergangenheit wiegen zunehmend schwerer », erklärte er den rund siebzig Anwesenden.

Die letzten grossen Investitionen zur Energieversorgung lägen in der Schweiz über dreissig Jahre zurück. «Wir brauchen aber durchschnittlich 15 Jahre, nur um eine neue Leitung zu erstellen. » Er wünsche sich deshalb, dass die jetzt gestartete «Dynamik in Bern» weiter andauert. Wie gross der Spareffekt ist, bleibt unklar Die von Hans Bless im anschliessenden von Genialregional- Geschäftsführer Augustin Mettler geleiteten Podiumsgespräch vorgelegten EBS-Zahlen zeigen zwar, dass in den Mona-ten September bis November der Stromverbrauch etwas reduziert wurde. Es bleibe aber of-fen, ob «hier tatsächlich gespart wurde oder ob sich nicht einfach das warme Klima in diesen Monaten positiv auswirkte».

Immerhin: Patierno ist überzeugt, dass die Bevölkerung nicht nur sparen, sondern auch in nachhaltige Energie investieren will. Diese Chance gelte es zu nutzen. Der Kanton Schwyz sei daran, das Energiegesetz umzusetzen. Die Nachfrage nach Fotovoltaik sei «riesig», das Problem bestehe aber, dass derzeit weder das notwendige Material noch Fachpersonal vorhanden sei. Patierno: «Die Unternehmer können vor nächstem Jahr keine neuen Offerten mehr machen, und vor dem Jahr 2024 bekommen sie gar nicht das notwendige Material.» Die kantonale Verwaltung mache es aber vor und zeige, wie mit einfachen Massnahmen rund zwanzig Prozent Energie gespart werden könne. Im Kanton Schwyz laufen zudem verschiedene Projekte, um die Energiezukunft zu sichern. Sie reichen etwa von möglichen Windkraftanlagen über Wasserstoff-Produktionsstätten bis hin zum Ausbau der Wasserkraft. Offen ist, ob und wann die Projekte realisiert werden können. Es dürfe keine Technologieverbote geben, zeigte sich denn auch Suter überzeugt: «Jetzt müssen die Gaskraftwerke gebaut werden, sonst zittern wir uns die nächsten vier bis fünf Jahre durch die Winter.»

Gesprächsleiter Augustin Mettler, Jörg Spicker (Swissgrid), Peter Suter (EWS), Hans Bless (EBS Energie AG) und Regierungsrat Sandro Patierno diskutieren am Energie-Apéro über die Gefahr einer Strommangellage.

Foto: Jürg Auf der Maur

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