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Einsiedeln bot dem Meister lange Zeit die Stirn

Einsiedeln bot dem Meister  lange Zeit die Stirn Einsiedeln bot dem Meister  lange Zeit die Stirn

Ringen, Playoff-Halbfinal (NLA): Einsiedeln – Willisau 13:24

Die verletzungsbedingten Ausfälle hinterliessen besonders in der zweiten Hälfte ihre Spuren. Die Ersatzringer konnten diese nicht wettmachen und zogen den Kürzeren. Doch Einsiedeln forderte dem Meister alles ab und lag nach dem siebten Kampf gar in Führung.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Trotz des grossen Einsatzes ha-ben die Einsiedler den ersten Halbfinalkampf daheim verloren. Doch das Verdikt fiel mit 13:24 knapper aus als befürchtet werden musste. Nach zehn Mattenduellen vor rund 500 begeisterten Zuschauern hatten die Einsiedler mit den vielen Ausfällen besonders in den mittleren Gewichtsklassen zu viel Durchschlagskraft verloren. Es war aber bewundernswert, dass es Trainer Urs Bürgler überhaupt gelang, die zehn Gewichte zu beset-zen. Für langjährige Matchbesucher war es vor allem in der ers-ten Hälfte so etwas wie ein Zurück in die «gute alte Zeit». Schade, dass ausgerechnet vor den Halbfinals die Verletzungshexe nicht von den Einsiedlern abliess und unbarmherzig zuschlug.

Überraschende Führung Alexander Golin hielt im Leichtgewicht Florian Schärli mit sauberen technischen Varianten sicher auf Distanz und kam vor Ablauf der ersten Runde zu einem 15:0-Sieg. Wie erwartet schwer hatte es Sven Neyer gegen den Internationalen Delian Alishahi. Er wehrte sich zwar redlich, doch sein Gegner konnte seinen Gewichtsvorteil gepaart mit seiner Wucht und Kraft mit einem 7:0-Sieg krönen. Knapp verlief das Duell zwischen Patrick Dähler und Timo Koch. Nachdem es bei Halbzeit 3:3 stand, ging der Willisauer in Führung und schien einem Sieg entgegenzusteuern. Doch zwei Sekunden vor Schluss kehrte Dähler den Spiess mit einer Viererwertung zu einem 7:6Sieg um. Das sorgte für Schreie aus ein paar Hundert Kehlen. Die meisten aus Freude. Aber manche auch nicht. Wer Willisau im Herzen trug, wer die Lions mag, also die Löwen, der brüllte aus Schmerz. Da Einsiedeln die 97-Freistilkategorie mit keinem etatmässigen Ringer beset-zen konnte, stellte sich Andreas Burkard in den Dienst der Mannschaft, um einer Geldbusse zu entgehen. Er musste allerdings wegen seiner Verletzung Forfait geben. Schade, dass ausgerechnet in diesem Gewicht auch Damian von Euw und Davide Stanisci ausfielen. Die beiden Freistilringer Lars Neyer und Timon Zeder lieferten sich einen spannenden Fight, den der Einsiedler in seinem wohl besten Duell die-ser Saison mit 7:0 gewann. Die Fans waren von Kampf dieser beiden Draufgänger hell begeistert. Bei Halbzeit führte Einsiedeln überraschend 9:8. «Bei der Qualität, die Willisau hat, haben wir zur Pause mit einem Rückstand gerechnet», sagte Einsiedelns Trainer Urs Bürgler.

Erwarteter Einbruch Im ersten Duell nach der Pause zeigten Sascha Schmid und Rasul Israpilov einen tollen Fight. Da brannte ein wahres Feuerwerk an hoher Griffkunst ab. Zu Beginn kam der Einsiedler bald einmal in die Bredouille, doch die-ser liess sich nicht unterkriegen. Am Ende siegte der Gast mit 9:4. Gespannt war man auf den Auftritt zwischen Michel Schönbächler und Mathias Martinetti, dem Walliser Leihringer von Willisau. Schönbächler zog alle Register seines Könnens im Greco-Stil und führte mit herrlichen Würfen bei Halbzeit mit 8:0. Er liess sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, behielt mit 13:3 Oberhand und verwandelte die Halle in einen wahren Hexenkessel. Einsiedeln führte nach sieben Kämpfen unerwartet mit 13:12. Doch dann kam die für Ringerkenner erwartete Wende für Willisau. Der im Einzelklassement unangefochten führende Mansur Mavlaev, ein ganz feiner Techniker, war gegen Yves Neyer jederzeit Chef auf der Matte und gewann nach vier Minuten 15:0. In den beiden letzten Duellen gab es zwei weitere Höchststrafen für Einsiedeln. Sie waren aber nur noch für die Resultatkosmetik. Cyrill Kälin blieb gegen den Internationalen Tobias Portmann chancenlos. Der um zwei Gewichte höher gestellte Sulayman Quraishi ging gegen Michael Portmann an seine Leistungsgrenzen. Doch am Ende zottelte er ebenfalls mit 0:15 von der Matte.

Teuer verkauft

Obschon Einsiedeln nach den Ausfällen von Andreas Burkard, Jan Walker, Daniel Stanisci, Damian von Euw, Yan und Kay Neyer auf dem Zahnfleisch lief, zeigte das Team kämpferisch eine gute Leistung. 13:24 hiess es unterm Strich aus Sicht der Einsiedler, die sich enorm teuer verkauft hatten. Eine Niederlage zwar. Dass die Einsiedler trotz der widrigen Umstände nicht so schnell aufgaben, haben die Zuschauer mit einem kräftigen Applaus honoriert.

«Wir wussten, dass es gegen Einsiedeln nie ein Wunschkonzert ist und liessen uns nicht aufs Glatteis führen», sagte Willisaus deutscher Trainer Philipp Rohrer. Urs Bürgler, sein Antipode auf Einsiedler Seite, meinte: «Wir haben das Beste aus der gegenwärtigen Situation herausgeholt, mehr war einfach nicht möglich.» Die Einsiedler verdienten sich mit immerhin vier Siegen von zehn Kämpfen zwar eine Ehrenmeldung, doch dürfte Willisau den Final erreicht haben. Der Rückkampf findet am nächsten Samstag in Willisau statt. Siehe Resultate.

Patrick Dähler (gelb) gewinnt seinen Kampf gegen Timo Koch knapp mit 7:6 Punkten. Fotos: Wädi Kälin

Lars Neyer punktet im Kampf gegen Timo Zeder mit einer Beinschraube und gewinnt mit 7:0 Punkten.

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