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«Die Hilflosigkeit auszuhalten, ist nicht immer leicht»

«Die Hilflosigkeit auszuhalten,  ist nicht immer leicht» «Die Hilflosigkeit auszuhalten,  ist nicht immer leicht»

Seit sechs Monaten verfügt der Kanton Schwyz über eine Herdenschutz- Ersteinsatzgruppe, die im Nachgang eines Risses von der Wildhut aufgeboten werden kann. Im ersten Jahr war dies nach drei Ereignissen der Fall.

SILVIA GISLER

Jeder, der ein Haustier besitzt oder mal besessen hat, weiss, wie schmerzhaft es sein kann, wenn dieses von heute auf morgen nicht mehr da ist. Der Gedanke, dass es am Ende auch noch gelitten haben könnte, schmerzt zusätzlich. So ähnlich muss man sich die Gefühlslage von Landwirten und Älplern vorstellen, die ein oder mehrere gerissene, verletzte oder verstörte Tiere ihrer Herde antreffen.

Das Wissen oder gar die blosse Vermutung, dass ihr Tier von einem Grossraubtier so zugerichtet wurde, macht die Situation nicht besser. Trotzdem muss ein Tierhalter in dieser Situation einige Abläufe einhalten – und nicht selten viele Arbeiten am besten sofort erledigen. Drei Einsätze seit Einführung

Wenn dem so ist, kann der aufgebotene Wildhüter seit Frühling die neu geschaffene Herdenschutz- Ersteinsatzgruppe aufbieten. Dieser Gruppe gehören sieben Personen aus dem na-hen Umfeld der Landwirtschaft an.

Wie Erich von Ah, Herdenschutzbeauftragter im Kanton Schwyz, erklärt, sei es bisher zu drei Einsätzen von Gruppenmitgliedern gekommen. «Auf den Alpen gab es zwei Einsätze – beide in Ausserschwyz», erläutert er. Ein weiterer Einsatz war im Nuoler Ried.

Das sind eigentlich sehr wenige, wenn man bedenkt, wie gross die Angst vor dem Wolf und seinen Angriffen ist. «Nach relativ vielen Rissen durch wandernde Wölfe im Frühjahr im Tal war es im Sommer sehr ruhig», bestätigt von Ah: «Wir hatten im Sommer 2021 die ersten Risse auf Alpen und nun eine leichte Zunahme.

Als Vergleich: Im Kanton Glarus sind mit zwei Wolfsrudeln die Risse in diesem Jahr stark angestiegen. » Nun stellt sich natürlich die Frage, ob es eine solche Einsatzgruppe denn überhaupt braucht, wo sie doch kaum Arbeit hatte? «Doch, die Ersteinsatzgruppe braucht es. Eine Feuerwehr schafft man auch nicht ab, nur weil es nicht gebrannt hat», betont der Fachmann vom Schwyzer Amt für Landwirtschaft.

Und welche Arbeiten haben ihre Mitglieder in diesem Sommer erledigt? «Die Gruppe geht nach einem Riss oder Rissverdacht vor Ort. Dort stehen der Schutz der restlichen Tiere sowie die Bedürfnisse des betroffenen Tierhalters im Fokus. Zudem schätzt sie den Schutzstatus der gerissenen Tiere ein.» «Noch lange wenig Arbeit»

Wie von Ah weiter ausführt, sei-en in einem Fall umfangreiche Zäunungsarbeiten angestanden, da hatten die aufgebotenen Mitglieder wirklich das Gefühl, hilfreich zu sein. «Gerissene oder vermisste Tiere hinterlassen aber immer den Eindruck einer gewissen Hilflosigkeit. Das ist nicht immer leicht auszuhalten.» Im Grossen und Ganzen zieht Erich von Ah also eine positive Bilanz des ersten Einsatzjahres. «Es war sehr gut, dass immer jemand aus der Gruppe kurzfristig Zeit hatte.» In den wenigen Einsätzen hätten sich auch noch keine Mängel gezeigt. «Ich hoffe, dass die Ersteinsatzgruppe noch lange wenig Arbeit hat.»

Wenig Arbeit für die Herdenschutz-Ersteinsatzgruppe: Bisher ist es zu drei Einsätzen gekommen. Nach relativ vielen Rissen durch wandernde Wölfe im Frühjahr im Tal war es im Sommer sehr ruhig. Foto: zvg

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