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Werden Kinderkrankheiten vermehrt in Kauf genommen?

Fakt ist, dass die vom Schwyzer Schulgesundheitsdienst veröffentlichten Durchimpfungsraten tendenziell sinken – aber auch die Anzahl vorgelegter Impfausweise.

SILVIA GISLER

Impfen ist nicht erst seit der Corona- Pandemie ein umstrittenes Thema. Bereits vorher gingen die Meinungen darüber meilenweit auseinander. Geht es nach dem Bundesamt für Gesundheit sind die «Basisimpfungen von grundlegender Bedeutung für die Gesundheit jeder Person und bieten einen unerlässlichen Schutz für die gesamte Bevölkerung».

Deshalb empfiehlt es, alle Kinder gegen Diphtherie,Starrkrampf und Keuchhusten sowie gegen invasive Infektionen durch Haemophilus influenzae Typ b, Kinderlähmung, Hepatitis B, Pneumokokken, Windpocken, Masern, Mumps und Röteln zu impfen.

Mädchen sollten zusätzlich gegen Humane Papillomaviren (HPV) geschützt werden. Dies sind nach Schweizerischem Impfplan die so genannten Basisimpfungen, die unter anderem auch vom Schwyzer Schulgesundheitsdienst (SGD) überprüft und teilweise durchgeführt werden. Landesweite Statistik zeigt stabile bis steigende Tendenz Dies tat der Schwyzer Schulgesundheitsdienst auch im vergangenen Schuljahr vom 30. Juni 2021 bis am 30. Juni 2022: Knapp 500 Impfungen wurden von den Schulärzten durchgeführt – wobeidergrössteAnteilinderzweiten Klasse der Sekundarstufe I verabreicht worden ist, schreibt der SGD in seinem Schuljahresbericht. Wie in den letzten Jahren sei es auch in diesem Schuljahr zu keinen aussergewöhnlichen Impfzwischenfällen gekommen.

Stattdessen seien andere Entwicklungen zu beobachten: Die Durchimpfungsrate wird bekanntlich anhand der vorgelegten Impfausweise ermittelt. Nur blöd, wenn die Anzahl vorgelegter Impfausweise in den letzten Jahren einen abnehmenden Trend aufweist. Da die Durchimpfrate dieser Population nicht in den Schuljahresberichten abgebildet werde, seien gemäss Aussage des SGD direkte Vergleiche unter den Schuljahrgängen mit Vorsicht zu geniessen.

Tut man es trotzdem, zeigt sich, dass im Kanton Schwyz seit dem Schuljahr 2013/14 sowohl die Durchimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln – um vier Prozent – wie auch gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Poliomyelitis – um zwölf Prozent – abgenommen hat.

Bedeutet das, dass Eltern eine Erkrankung ihrer Kinder an einer dieser Krankheiten vermehrt in Kauf nehmen? «Es kann keine Aussage zur möglichen Ursache für die abnehmende Durchimpfungsrate gemacht werden. Eine schweizweite Umfrage zur Durchimpfrate, die im Zeitraum von 2017 bis 2019 durchgeführt wurde, zeigt jedoch einen stabilen bis steigenden Trend der empfohlenen Basisimpfungen nach dem schweizerischen Impfplan», schreibt Sita Hegner, stellvertretende Schwyzer Kantonsärztin. Auch Hepatitis-B-Impfung sinkt im Vergleich zum Vorjahr Also ist auch keine Zunahme von Erkrankungen festzustellen? «Gemäss den Zahlen über die letzten zehn Jahre lässt sich keine Zunahme von Erkrankungen feststellen, die durch die empfohlenen Basisimpfungen abgedeckt werden.» Es bestehe aber auch keine Meldepflicht für die einzelnen Fälle von Mumps und Pertussis (Keuchhusten). Komme es zu einer Fallhäufung, müssten die Ereignisse aber an den Kantonsarzt und das BAG gemeldet werden, erklärt Hegner.

Seit dem Schuljahr 2013/14 ist einzig die Durchimpfungsrate gegen Hepatitis B gestiegen: Doch auch sie hat im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang zu verzeichnen – und liegt mit einer Durchimpfungsrate von 52 Prozent noch weit hinter den Raten von MMR (79 Prozent) und dTpa+dTpa-IPV (64 Prozent).

Die Zunahme seit dem Schuljahr 2013/14 ist, wie bereits im letzten Jahr erklärt, auf die Anpassung der Impfempfehlung gegen Hepatitis B zurückzuführen. Seit dem Jahr 2019 wird diese bereits mit zwei Monaten in Form einer sechsfachen Impfung empfohlen.

«Solche Anpassungen spiegeln sich in der Statistik wider. Um eine suffiziente Aussage zur Trendentwicklung machen zu können, sollen die Zahlen über einen längeren Zeitraum beobachtet werden», betont Sita Hegner.

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