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«Wählerinnen und Wähler, die einen Wandel wollen, setzen auf mich»

«Wählerinnen und Wähler, die einen  Wandel wollen, setzen auf mich» «Wählerinnen und Wähler, die einen  Wandel wollen, setzen auf mich»

Die GLP-Kandidatin aus Ibach will mehr Politik für Frauen machen. Am 27. November wird gewählt. Ihre Ausbildung als Mediatorin würde ihr in diesem Amt helfen, ist sie überzeugt.

FLURINA VALSECCHI

Sie sind im ersten Wahlgang auf dem dritten Platz gelandet, hat Sie das überrascht? Überrascht war ich nicht: Mit diesem Szenario durften wir rechnen. Aber klar, ich freute mich natürlich sehr, dass ich auf Anhieb so viele Stimmen machen konnte. Am 27. November wird der zweite vakante Sitz in der Regierung besetzt. Welche Chancen rechnen Sie sich für den zweiten Wahlgang aus? Meine Chancen sind intakt: Ich und meine Partei laufen ein super Rennen. Wir sind auf Augenhöhe mit meinem Mitfavoriten Damian Meier. Für sehr viele Leute in allen Generationen bin ich wählbar, weil ich die Bevölkerung überparteilich anspreche. Ich habe eine grosse Unterstützung von der Mitte- Partei und sicher auch von vielen Frauen und Männern, die eine zweite Frau in der Regierung sehen möchten. Wählerinnen und Wähler, die im Kanton Schwyz einen Wandel wollen, setzen auf mich. Deshalb: Ja, es kommt gut!

Sie erwähnen es: Im zweiten Wahlgang können Sie wiederum auf die Schützenhilfe der Mitte-Partei zählen. Wie viel bringt Ihnen das? Sehr viel! Das verstärkt unsere Position als politische Kraft in der Mitte. Die Mitte-Partei ist nicht nur in diesem Wahlkampf, sondern auch im Kantonsrat eine gute Partnerin der GLP. Die SP hat ihren Kandidaten Patrick Notter nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen. Die Linke wird Sie im zweiten Wahlgang aber nicht unterstützen. Hat Sie das enttäuscht – zumal Sie früher auch einmal der SP angehörten? Ich habe nach wie vor gute Freunde in der SP: Bei vielen Themen haben wir die gleichen Ziele. Der Entscheid der SP ist für mich nachvollziehbar, es ist wohl ein taktischer, strategischer Schritt mit Blick auf die kommenden Wahlen. Ich nehme das nicht persönlich. Ich hat-te mich vor zwanzig Jahren der SP angeschlossen, weil es damals noch keine GLP gab. Klimaschutz und Umweltanliegen waren mir schon immer sehr wichtig. Der FDP-Kandidat Damian Meier wird nun auch von der SVP unterstützt, fühlen Sie sich wie David gegen Goliath? Ich fühle mich als Frau eher wie Mutter Helvetia (lacht). Es geht hier nicht um die Kleinen gegen die Grossen: Wir sind Mitfavoriten. Es ist allerdings ein etwas eigenartiges Demokratieverständnis, wenn FDP und SVP mit dem Slogan «Jetzt – rein bürgerlich wählen» werben. Ich weiss nicht genau, welche Bürgerinnen und Bürger damit jetzt gemeint sind. Ein grosser Teil der Bürgerinnen und Bürger hat im ersten Wahlgang für mich gestimmt. Sie wollen einen Wandel in der Regierung: Und zwar mit mir. Ich frage mich, ob es für die FDP gut ist, wenn sie jetzt einen rechtskonservativen Kurs einschlägt und sich in eine Abhängigkeit von der SVP begibt. Fortschrittlich liberale Denker in der FDP werden keine grosse Freude haben. Wo müssen wir Sie denn jetzt verorten? Sehen Sie sich nun als bürgerliche oder als linke Kandidatin? Die einen sagen, ich sei zu links, die anderen sagen, ich sei zu rechts. Das zeigt klar: Wir sind eine fortschrittliche Kraft aus der politischen Mitte heraus. Was können Sie, was Ihre Konkurrenten – Damian Meier und Peter Abegg – nicht können? Ich habe eine Mediationsausbildung absolviert. Ein Mediator ist ein Streitschlichter, der bei Konflikten vermittelt. Das ist in der Politik wichtig, in der es darum geht, die vielen Interessen- und Zielkonflikte miteinander zu klären und ausgewogene, tragfähige Lösungen zu finden. Ich bin also eine ausgleichende Kraft. Das ist sicher ein Vorteil, den ich gegenüber den beiden anderen Kandidaten habe, sie sind eher «griffiger» unterwegs. Ob das zielführend ist, bezweifle ich. Sollten Sie gewählt werden: Wo müssten Sie am meisten Neues lernen? Den fachlichen Rucksack und die Erfahrung in der Verwaltung bringe ich mit. Ich habe immer an politischen Scharnierstellen gearbeitet. Neu dazukommen würde das politische Verhandeln, genau das reizt mich an meiner Kandidatur. Was würde mit Ihnen in der Schwyzer Regierung besser? Ich bin nur eine von sieben: Deshalb würde sich nicht alles komplett ändern. Ich möchte sicher neue Themen einbringen, die wir dann im Gremium aushandeln müssten, und mehr Politik für Frauen machen. Ich will, dass unser Kanton klimaneutral wird. Unsere Wirtschaft soll sich nachhaltig weiterentwickeln. Der Kanton Schwyz soll für eine eigen- und mitverantwortliche Gesellschaft lebenswert bleiben. Wenn Sie wünschen könnten: Welches Departement würde Sie am meisten reizen? Das wird die Schwyzer Regierung bestimmen. Es gibt kein Departement, das ich nicht nehmen würde: Ich weiss mit jedem etwas anzufangen.

Welche beruflichen Pläne ha-ben Sie, wenn Sie nicht gewählt werden? Diese Frage unterstellt, dass es mir in meinem aktuellen Job verleiden würde, wenn Xaver Schuler oder Damian Meier das Sicherheitsdepartement übernehmen würden … Ich kenne beide schon sehr gut, arbeite mit Damian Meier als Polizeikommandant sehr gut zusammen und früher als Schulrätin mit Xaver Schuler. Ich hätte keine Probleme, wenn einer von ihnen mein Chef würde. Und vermutlich wären sie froh, wenn ich meinen Job weiter ausüben werde. Aber im besten Fall habe ich ab dem 1. Januar ja eine neue Aufgabe als Schwyzer Regierungsrätin. Und politisch? Würden Sie bei einer Nichtwahl in die Schwyzer Regierung ein anderes politisches Amt anstreben? Ein politisches Nebenamt auf Gemeindeebene oder im Schwyzer Kantonsrat kommt für mich nicht in Frage: Zu gross wären die potenziellen Interessenkonflikte mit meiner Kaderfunktion in der Kantonsverwaltung. Und in Bundesbern war ich auf meinen beruflichen Stationen schon einmal. Aber wer weiss, im Jahr 2024 sind ja bereits wieder Regierungsratswahlen …

Das heisst, Sie würden bei den Gesamterneuerungswahlen noch einmal angreifen? Der aktuelle Wahlkampf ist noch nicht fertig. Nachher würde man das anschauen müssen. Die GLP ist in Schwyz noch jung und klein. War Ihre Kandidatur vor allem auch eine grosse Werbeaktion für Ihre Partei? Wir sind sicher kein Werbe-Gag (lacht). Nein, nein, im Gegenteil: Man hat gemerkt, dass man mich und unsere Partei ernst nehmen muss. Die GLP ist im Kanton Schwyz etabliert: Wir feierten kürzlich das Zehn-Jahr-Jubiläum und haben im Schwyzer Kantonsrat Fraktionsstärke. Unsere Kantonsratsmitglieder machen einen super Job und brin-gen viel Fachwissen ein. Auch schweizweit wird die GLP weiter zulegen. Und in den Kantonen erobern wir Schritt für Schritt Exekutivämter – zum Beispiel in Nidwalden mit Regierungsrat Peter Truttmann. Welche Erinnerung nehmen Sie aus dem Wahlkampf mit? Mich von den Plakaten lächeln zu sehen, war für mich anfangs schon sehr ungewohnt. Der Wahlkampf ist eine unglaublich tolle Erfahrung, die meine Lebensbiografie prägen wird. Ich packe gerne Herausforderungen zusammen mit einem guten Team an – so wie jetzt mit meiner Partei.

Ursula Louise Lindauer, Juristin und Mediatorin, über ihre politische Ausrichtung: «Die einen sagen, ich sei zu links, die anderen sagen, ich sei zu rechts.» Foto: zvg

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