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Mehrzweckhalle im Fokus – Vereine müssen Asylbewerbern weichen

Mehrzweckhalle im Fokus – Vereine  müssen Asylbewerbern weichen Mehrzweckhalle im Fokus – Vereine  müssen Asylbewerbern weichen

Die Gemeinde Galgenen schafft Platz für Asylbewerber. Das alte Mehrzweckgebäude wird umgebaut. Betroffene Vereine müssen ausziehen.

JÜRG AUF DER MAUR

Das lässt aufhorchen: Die Gemeinde Galgenen reagiert auf die Asylkrise im Kanton Schwyz. Sie informierte die Vereine am vergangenen Freitag, dass nun im alten Mehrzweckgebäude Platz für Asylbewerber geschaffen werde. Das Gebäude wird umgenutzt und steht den Vereinen wohl längerfristig nicht mehr zur Verfügung.

«Die Umnutzung zu Wohnzwecken für Flüchtlinge und Migranten wird eine beträchtliche Umbautätigkeit zur Folge haben, wodurch die bisherige Nutzung des alten Mehrzweckgebäudes durch Vereine et cetera per 4. Dezember eingestellt werden muss», teilte Gemeindepräsident René Häberli den betroffenen Vereinen am Freitag per Brief mit.

Galgenen reagiert damit auf den Druck, der auch im Schwyzer Asylwesen herrscht. Von einer «multiplen Krise» sprach bereits Ende Oktober Fiona Elze, Leiterin des kantonalen Asylund Flüchtlingswesens.

Mehr Asylbewerber, kein günstiger Wohnraum Der Grund hierfür: Die Zahl der Asylbewerber steigt – nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine. Hinzu komme die Krise auf dem Immobilienmarkt. Dieser, so Elze, sei derzeit «absolut trocken».

Das mache sich besonders in der Region Ausserschwyz bemerkbar: «Es zeigt sich, dass vor allem Ausserschwyzer Gemeinden mit den hohen Wohnungspreisen an die Grenzen stossen. » Ingenbohl, Steinen oder Küssnacht seien weniger von Engpässen betroffen als Wangen, Altendorf, Galgenen oder Reichenburg.

Nun habe Schwyz, der wie die anderen Kantone wiederum Zuteilungen seitens des Bundes bewältigen muss, «den Verteilschlüssel für die Gemeinden wiederholt nach oben angepasst, wodurch die bisher übliche Unterbringung von Flüchtlingen und Migranten in diversen Wohnungen im Gemeindegebiet die Zahlen nicht mehr zu bewältigen vermag», hält der Galgener Gemeindepräsident fest.

«Als mögliche Lösung, die angesichts der angesetzten Fristen sehr kurzfristig realisierbar sein muss», habe der Gemeinderat die Umnutzung des Mehrzweckgebäudes «als faktisch einzigen gangbaren Weg erkannt».

Die krisenhafte Entwicklung, die bereits vor Ausbruch des Ukraine- Krieges eingesetzt hatte, sei durch die kriegerischen Auseinandersetzungen einerseits, aber auch durch die wieder grössere Durchlässigkeit von Landesgrenzen andererseits noch verschärft worden, begründet Häberli das Vorgehen.

Nebst den Flüchtlingen aus der Ukraine seien es «auch und vor allem Migranten aus Afrika und aus dem Nahen und Mittleren Osten, die in grosser Zahl in die Schweiz einreisen». Gemeinderat «bedauert», sieht aber keine andere Lösung Für die Vereine, die bisher das alte Mehrzweckgebäude nutzten, entsteht eine schwierige Situation. Zwar wollen sich Gemeinderat und Liegenschaftsverwaltung gemäss Schreiben vom Freitag bemühen, «alternative Angebote zu definieren».

Die bisherigen Nutzungen könnten aber, stellt Häberli klar, «nicht in jedem Fall gewährleistet werden». Zudem sei auch bei einer künftigen Ermöglichung einer Nutzung «mit terminlichen Verschiebungen und Einschränkungen zu rechnen».

Die Asylkrise führt damit in einer Gemeinde im Kanton Schwyz erstmals zu einer Situation, die das Dorf- und Vereinsleben unmittelbar betrifft. «Wir bedauern diese Entwicklung ausserordentlich», heisst es dazu im gemeinderätlichen Schreiben.

Der Gemeinderat sehe sich aber «ausserstande, angesichts des grossen Drucks, dem die Gemeinden seitens des Kantons Schwyz ausgesetzt sind, und angesichts des Mangels an geeignetem Wohnraum eine andere und bessere Lösung zu finden.»

Die Gemeinde Galgenen im Bezirk March mit der Pfarrkirche im Dorfkern. Foto: Erhard Gick

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