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«Es war ein Abenteuer»

Peter Fässler hat für den «e-chopper SR» die Strassenzulassung erhalten

Nach rund zwei Jahren Arbeit hat er es endlich geschafft. Peter Fässler aus Unteriberg kann seinen e-chopper SR in Serie produzieren.

LUKAS SCHUMACHER

«Hätte ich vorher gewusst, was da alles auf mich zukommt, dann hätte ich es wohl gelassen.» Peter Fässler aus Unteriberg hat es aber durchgezogen. Sein e-chopper (wir berichteten 2017 und 2018) ist nun strassenzugelassen und darf in Kleinserie produziert werden. Was eine Strassenzulassung für einen privaten Hersteller bedeutet, ist als Aussenstehender kaum vorstellbar. Und wäre Fässler kein diplomierter Maschinenbau-Ingenieur, dann wäre das Vorhaben nicht realisierbar gewesen – zumindest nicht in einem für nor-male Menschen finanzierbaren Rahmen.

Das von Peter Fässler selbst erstellte Gutachten für die Statik des Rahmens, der Schwinge und der Achsen ist dick, detailliert und kompliziert. Zu kompliziert für den Schreibenden. Wichtig ist aber, das Gutachten hat Bestand und wurde akzeptiert.

Eine Million Lastzyklen

Eine weitere Hürde war der Dauerversuch der Strukturbauteile. Auf einem hydrostatischen Prüfstand wurde dieser mehrmals belastet, genauer gesagt, über eine Million Mal! Beim ers-ten Versuch entstand nach rund 830’000 Lastzyklen ein Haarriss am Rahmen. Durch gezielte Verstärkungen konnte dann der zweite Test erfolgreich abgeschlossen werden. Wussten Sie, dass die Rahmen von grossen Töffherstellern für weniger hohe Lastzyklen ausgelegt sind als diejenigen von Kleinstherstellern wie Peter Fässler? So wären unter anderen Umständen die 800’000 bereits ausreichend gewesen, um den Test beim ersten Mal zu bestehen. Hier wird jeweils bewusst ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor eingebaut, um private Hersteller hinsichtlich Produktehaftung zu schützen.

CNC «Do it yourself»

Doch was ist beim neusten Modell des e-choppers eigentlich selbstgebaut und welche Teile wurden eingekauft?

Der Rahmen, die Schwinge, die Achsen, der Frontgrill, viele Kleinteile und die Verschalung sind selbst designed. Ausser den Frästeilen wurden all diese Komponenten selber von Peter Fässler in Unteriberg hergestellt. Für die Glasfaserverschalung benötigte er eine Art «Kuchenform » sprich Urform. Diese hätte er extern herstellen können, doch Fässler wollte bei der Herstellung nicht das geplante Investitionsbudget sprengen. So kaufte er kurzerhand Linearführungen und Spindeln und baute sich selber eine computergesteuerte 3-Achs-Fräsmaschine – also quasi eine CNC-Maschine «Do it yourself».

Der Elektromotor, die Elektronik, der Kabelstrang und das ABS wurden von einem bestehenden Motorrad übernommen: dem «Zero SR». Somit konnten diverse Hürden für eine Strassenzulassung mit überschaubarem Aufwand überwunden werden. Anbauteile wie Gabel, Räder, Spiegel, Handbremszylinder, Lichter und so weiter kommen mehrheitlich aus dem Harley Custom Bereich und sind somit auch qualitativ hochwertig verarbeitet.

Der Entwickler ist jetzt nicht mehr gefragt Wie weiter, wenn man zu Hause einen strassenzugelassenen e-chopper stehen hat, der zu einem Preis von 66’666 Franken verkauft werden könnte? Diese Frage stellt sich nun auch Peter Fässler. Der Entwickler ist jetzt nicht mehr gefragt, es braucht nun einen Verkäufer. Jetzt muss das fertige Produkt potenziellen Käufern und Liebhabern mit entsprechendem Budget schmackhaft gemacht werden, was eine ganz neue Herausforderung darstellt!

Das Potenzial ist sicher da, denn wo auch immer Peter Fässler mit dem e-chopper auftritt, sind das Interesse und die Aufmerksamkeit gross. Bei Motorradausstellungen ist er ein gefragter Mann, hat er doch mit seinem e-chopper ein zeitgemässes Kunstwerk geschaffen, das polarisiert und ein absolutes Unikat ist.

Abschliessend kann Peter Fässler zur Strassenzulassung sagen: «Es war ein Abenteuer, welches nur mit viel Herzblut und Unterstützung der Familie realisierbar war.» Gut möglich, dass Peter Fässlers unermüdliches Bestreben, seine Vision vom eigenen e-chopper in die Realität umzusetzen damit belohnt wird, dass er eines Tages sein Hobby zum Beruf machen kann.

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