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Eine Vereinsauflösung als Opfer der Erfolge

Eine Vereinsauflösung als Opfer der Erfolge Eine Vereinsauflösung als Opfer der Erfolge

Der Auxiliaverein – eine summarische Vereinsgeschichte und ein Nachruf von Patrick Schönbächler

Der Frauen- und Töchterverein Einsiedeln wurde 1846 gegründet und war damit älter als der Schweizerische Bundesstaat. Seit 1996 nannte er sich Auxiliaverein Einsiedeln. Über die Jahrzehnte hatte er fortschrittliche und karitative Zwecke verfolgt. Am 12. Mai 2022 wurde er aufgelöst.

Mitte der 1840er-Jahre in Einsiedeln hatten die Verhältnisse im 1597 erbauten «Heilig-Geist-Spital » (situiert zwischen dem heutigen Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben und dem Coop) in sanitarischer und sittlicher Hinsicht unzumutbare Dimensionen angenommen. Als die Bezirksgemeinde 1845 daher den Bau eines neuen Armen-, Kranken- und Arbeitshauses in Aussicht stellte, ergriff Katharina Steinauer-Benziger (Tochter von Kantonslandammann Joseph Karl Benziger, 1762–1841) die Initiative zur Gründung eines Frauen- und Töchtervereins Einsiedeln. Gründung und erste Aufgaben

Im Januar 1846 erfolgte ein Aufruf «an edle Wohltäterinnen» und bereits im folgenden Mai wurde der Verein gegründet. Zweck und Aufgabe desselben war zunächst, ein künftiges Spital mit Mobiliar, Betten, Laken, Kleider und so weiter auszurüsten. Den finanziellen Grundstock legten die Frauen mit der Durchführung einer «Liebesgabensammlung » und einer Lotterie. Dem Verein gehörten bereits im ersten Jahr 23 Frauen an.

Da der Bezirk aufgrund der folgenden schwierigen Jahre mit dem geplanten Bau zuwarten musste, begann sich der Verein noch anderweitig nützlich zu machen. Während des Sonderbundskrieges erstellten die Frauen ein Lazarett und bereiteten Wundverbandsmaterial vor (1847). Zwischen 1851 und 1854 verschafften sie mit der Einführung der Strohfabrikation vielen Bürgern Arbeit und Verdienst. Im harten Winter 1855 sammelte der Verein für eine Suppenanstalt, um armen Schulkindern täglich eine warme Suppe abgeben zu können. Ein Jahr später trug er warme Unterkleider zusammen und kaufte Schuhe für die Einsiedler Soldaten, die im Thurgau an der Grenze standen («Neuenburgerhandel»).

Ein erster Eckstein im Vereinsleben war dann endlich das Jahr 1859, in welches der Bau des neuen «Spitals» fiel (später Waisenhaus, Kinderheim, Dorfzentrum und Zwei Raben). Für 14’000 Franken wurden vom Verein Wäsche und Mobilien, darunter 70 Betten, gespendet.

Soldatenfürsorge und Anstellung von Arbeitslehrerinnen

Nach dem Tode von Katharina Steinauer-Benziger übernahm 1860 Magdalena Gyr-Steinauer das Ruder des jungen Vereins. Dieser blieb der Armenpflege zugetan und unterstützte weiterhin den Haushalt des neuen «Spitals » und die Kinder. Der Verein führte regelmässige Nähnachmittage ein, übernahm die Bekleidung armer Schulkinder und tätigte an teils über 200 Kinder jeweils Weihnachtsbescherungen. 1870 sammelten die Frauen auch Kleider und Wäsche für die in Einsiedeln untergebrachten Bourbaki- Soldaten. Mit der Statutenrevision von 1870 erweiterte der Verein sein Aufgabenfeld zu Gunsten der Bezirksschulen. Bereits 1856 hat-te er auf eigene Kosten eine Arbeitslehrerin angestellt. Auf Vorschlag des Vereins beschloss der Bezirksrat dann 1871 die Anstellung von Arbeitslehrerinnen auch in den Vierteln und die dortige Errichtung von Arbeitsschulen. Armen Mädchen wurde der Arbeitsstoff unentgeltlich zur Verfügung gestellt. 1876 sicherte der Verein dem Bezirk eine finanzielle Unterstützung für die Anstellung einer zweiten Arbeitslehrerin im Dorf zu. Die Tätigkeiten des Vereins verfolgten damals nicht alle Mitbürger mit Wohlwollen. So soll es 1872 noch solche gegeben ha-ben, die bereits bei dessen blossen Namen die Nase gerümpft hätten. Indessen fand die Tätigkeit des Vereins für die Armenfürsorge wiederholte Erwähnung im Einsiedler Anzeiger und öffentliche Anerkennung. Einführung Kleinkinderschule

1875 wurde der Frauen- und Töchterverein dazu ermuntert, eine Kleinkinderschule zu gründen. Der Verein nahm die Anregung auf und eröffnete 1879 eine solche in der «Lerche» an der Eisenbahnstrasse. Diese ging in der Folge aber ein, wurde 1882 kurzzeitig wieder errichtet, dann jedoch erneut eingestellt.

1882 starb die zweite Präsidentin, Magdalena Gyr-Steinauer, und Meinrada Benziger-Benziger übernahm die Geschicke des Vereins. Als Ehefrau von Nikolaus Benziger, Mitinhaber der Verlagsanstalt Benziger, National- und späterer Ständerat, verfügte sie nicht nur über Verbindungen, sondern auch über die nötigen Möglichkeiten, die sie im Interesse des Vereins einsetzte.

1887 musste das Bezirksamt Einsiedeln die Bevölkerung auffordern, den sogenannten «Hausbettel » abzuweisen. «Wirklich Dürftige » sollen an die Armenpflege und an den Frauen- und Töchterverein verwiesen werden. Diese zeige mancherorts eine «nur zu offene Hand», wurde indessen moniert.

Nach dem Bau des neuen Brüel- Schulhauses 1890 konnte der vom Verein erneut gegründeten Kleinkinderschule ein Zimmer im alten Schulhaus zur Verfügung gestellt werden. Die fünf- bis sechsjährigen Kinder wurden von einer Lehrschwester betreut, die vom Verein angestellt war. Am 9. September 1890 zogen 60 «Töckelschüler » bei Schwester Laura ein. Seinen 50-jährigen Bestand feierte der Verein 1897 mit einem rauschenden Fest im Hotel «Pfauen », zu dem auch Waldstattdichter Meinrad Lienert beitrug.

Krankenpflege, Fort- und Ausbildung junger Frauen Einen weiteren Zweig seiner Tätigkeiten entfaltete der Verein 1901, indem er die 1898 zunächst vom katholischen Piusverein ins Leben gerufene Idee der Privat-Krankenpflege übernahm und etablierte. Eine vom Verein besoldete Ingenbohler Krankenschwester – ab 1902 bereits deren zwei – hatte die Aufgabe, die Kranken im Bezirk zu betreuen. Für die Armen war die Pflege unentgeltlich. Diese Aufgabe fiel dann aber 1912 mit der Gründung eines eigenen Krankenpflegevereins durch den katholischen Arbeiterverein dahin; damit kam man einer Auflösung der Institution zuvor, da unterschiedliche Ansichten in Bezug auf Art und Umfang der Aufgaben der Schwestern bestanden und der Verein sich auch aufgrund der finanziellen Belastung mit dem Gedanken trug, diese aufzulösen.

Ebenfalls 1902 wurde vom Verein in Zusammenarbeit mit dem Fortbildungsverein auch eine weibliche Fortbildungs-Arbeitsschule gegründet. Junge Frauen konnten sich in einem viermonatigen Kurs in den «weiblichen Handarbeiten » ausbilden. Zwischen 1922 und 1932 besuchten jährlich durchschnittlich 57 und 79 junge Frauen die Schule. 1911 wurde der Fortbildungsschule ein «Kochkurs für bürgerliche Küche» angegliedert.

Als es 1903 im Spital brannte, war es wiederum der Frauen- und Töchterverein, der sich den obdachlosen Kindern annahm und sie mit Nahrung und Kleidung versorgte. Mit der Inbetriebnahme des Armenhauses auf der Langrüti 1905 fiel die Mithilfe des Vereins im Waisenhaus schliesslich dahin.

Armenunterstützung und Mütterberatung Die schwierigen Jahre 1909– 1922 sahen gleich vier Präsidentinnen, von denen die beiden ersten im Amt starben: Anna Eberle-Birchler und ihre Schwester Marie Kälin-Birchler, Marie Wyss-Eberle und Benedikta Eberle- Fuchs. Während der Weltkriegsund deren Zwischenjahre wurden zu Weihnachten jeweils über 120 bedürftige Kinder mit Kleidungsstücken versorgt (Schuhe, Wollstrümpfe, Hemden, Knabenhosen und Lismer, Mädchenkleider und Unterkleider und Ärmelschürzen) und über 60 arme Personen mit Lebensmitteln oder Barbeträgen unterstützt. Im einen Jahr wurden die Kinder im Dorf bedacht, im anderen Jahr diejenigen auf den Vierteln. Die Mitglieder ka-men hierfür jeweils im Winter an rund 14 Nachmittagen zum Stricken zusammen (bis 1926 offenbar im Hotel St. Georg). Während des ersten Weltkrieges sorgte der Verein – in den Fürsorgeausschuss des Bezirks einbezogen – zusätzlich für die Ausstattung bedürftiger Wehrmänner mit Wäsche und übernahm zu Hause die Frauenhilfe und Wöchnerinnenpflege, linderte Not und gab Halt durch Rat und Tat. Zudem wurde ihm der Betrieb der ins Leben gerufenen Volksküche übertragen.

1922 wurde Annie Kälin-Fassbind zur neuen Präsidentin gewählt und sorgte in ihren folgenden 32 Amtsjahren wieder für mehr Konstanz.

1925 trat der Frauen- und Töchterverein als erster Verein der neuen Gesellschaft der Geistlichen Spiele Einsiedeln (Welttheatergesellschaft) bei und nahm mit seiner Präsidentin auch Einsitz im Vorstand. 1928 war er wiederum massgeblich an der Einführung der Schulküche beteiligt und hielt auch in dieser Kochkurse ab. Kleinkinderschule entsprach einem grossen Bedürfnis In der Kleinkinderschule befanden sich bis 1922 jeweils 55 bis 60 Kinder. Da deren Anzahl danach rapide anstieg, wurde dem Verein 1925 ein zweites Zimmer im Alten Schulhaus zugesprochen. Die Kleinkinderschule umfasste 1929 bereits 105 Kinder und war in den Folgejahren jeweils voll besetzt, sodass man sich 1935 erneut nach zusätzlichen Lokalitäten umsuchen musste. 1940 konnte man nicht mehr alle Kinder aufnehmen. Vereinslokal, mit Vereinsstube für das gemeinsame Stricken und Nähen, war – wohl seit 1927 – das Hotel «Steinbock ». Auch während des zweiten Weltkrieges war der Verein vorab in die Unterstützung bedürftiger Wehrmänner eingebunden. Aufgrund der Lebensmittelknappheiten wurden Kochvorführungen beispielsweise mit Kabisgerichten, der Zubereitung von fünf verschiedenen Kartoffelsuppen oder zehn einfachen Gerichten in der Schulküche durchgeführt. Der jährlich übliche Kochkurs konnte von 1942 bis 1944 infolge der Lebensmittelrationierung nicht mehr stattfinden.

1943 war der Frauen- und Töchterverein massgeblich beteiligt bei der Einführung und Unterstützung einer Mütterberatungsstelle. Sein 100-Jahr-Jubiläum feierte der Verein – anders als 50 Jahre zuvor – still und bescheiden.

Überforderung und Abgabe von Aufgaben Der Frauen- und Töchterverein stand anlässlich seines 100-jährigen Bestehens 1946 finanziell gut da. Zahlreiche Legate – unter anderem von Alois Grätzer, einem ehemaligen Waisenkind, sowie von Meinrada Benziger-Benziger und anderen Wohltätern – hat-ten über die Jahrzehnte zu einem ansehnlichen Vereinsvermögen geführt. Die Mitgliederzahl hat-te sich bis 1925 überdies auf 59 Frauen erhöht. Die Vereinsaufgaben bestanden 1946 noch im Betrieb der Kleinkinderschule, der weiblichen Fortbildungs- und Kochlehrschule (später hauswirtschaftliche Fortbildungsschule), der Ausstattung armer Schulkinder mit Kleidern und Schuhen sowie der Betreuung der verschiedenen Stiftungen, aus denen Barbeiträge entrichtet wurden.

1954 übernahm Marie Gyr-Lienert das Präsidentinnenamt. Gemeinsam genäht und gestrickt sowie Ort der Zusammenkünfte war fortan das «Sonnenstübli», in dem an einem guten Dutzend Nachmittagen im Winter jeweils etwa zehn Frauen «büetzten» und «lismeten».

Die neue Präsidentin startete indessen mit Schwierigkeiten: Die Kassierin war seit geraumer Zeit krank, nicht mehr in der Lage, die Rechnung des Vereins zu führen und vermochte auf Aufforderungen zur Rechnungsablage und zur Herausgabe der Rechnungsund Kassabücher sowie der Tresorfachschlüssel aufgrund ihres Spitalaufenthalts nicht zu reagieren. Nach ihrem Tod 1957 musste der Verein anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen, um von der Volks-bank und den Erben, gestützt auf den erstellten «Bericht über die Revision der Buchhaltung 1947– 1954» und festgestellter Mängel, 1958 eine vergleichsweise Entschädigungszahlung zu erwirken. Aus der Kleinkinderschule wurde der Kindergarten Mit der Kleinkinderschule beziehungsweise fortan Kindergarten genannten Institution kam der Verein nun je länger je mehr an seine Grenzen. In die Fortbildungsnähschule sowie die Kleinkinderschule waren Zuschüsse aus dem Vereinsvermögen nötig. Seit 1953 befand sich der Kindergarten in der vorderen Hälfte des Gemeindesaales, welcher aber von den angestellten Menzinger Lehrschwestern als nicht geeignet empfunden wurde, da zu gross, nicht heimelig und im Saal bei anderen Gelegenheiten auch geraucht wurde. Manchmal wurde der Betrieb – unter Protest – mehrwöchig durch militärische Einquartierungen beeinträchtigt.

Auf ein Gesuch um einen Beitrag an die Kleinkinderschule trat der Bezirksrat noch 1954 nicht ein, stimmte diesem dann 1957 aber zu. Auf ein 1959 vom Verein erneut gestelltes Gesuch, die Mehrkosten infolge der Einführung einer dritten Kleinkinderabteilung zu übernehmen, trat der Bezirksrat nicht ein. Im August 1959 wurde eine solche dennoch eingeführt. 1962 teilte der Verein dem Bezirksrat schliesslich mit, dass er mit Rücksicht auf die ständig wachsenden Aufgaben, die Kleinkinderschulen nicht mehr weiter betreuen könne, und ersuchte diesen, Verwaltung und Leitung zu übernehmen. Die Eröffnung einer vierten Kindergartenklasse und das Problem des Schulraums wurden intensiv diskutiert; die zweite Lokalität war zwischenzeitlich im westlichen Parterre des alten Schulhauses gefunden worden. 1962/63 wollten bereits 160 Kinder den Kindergarten besuchen; der Verein muss-te um einen Zusatzkredit für die Führung der vierten Abteilung ersuchen. Der Bezirksrat beantragte der Bezirksgemeinde schliesslich den Bau eines Kindergartens auf der Langrüti. Im November 1963 erfolgte die Einweihung des neuen Kindergartens.

Mitveranstalter war der Verein bei den von der Pro Juventute durchgeführten Säuglingspflegekursen. Zu Gunsten der Bahia-Aktion «Hilfe für Bahia» (Spitalbau) wurde der Erlös aus dem Betrieb einer Kaffeestube gespendet. Auch 1973 wurde zu Gunsten eines öffentlichen Saales (Dorfzentrum) am Einsiedler Dorffäscht eine Kaffeestube geführt.

Abgehalten wurden von den Frauen wie seit ehedem die sogenannten Arbeitsnachmittage, welche sie mit Stricken und Nähen von Kleidungsstücken verbrachten und hiermit jeweils im November begannen. Aufgrund der mit dem Nachkriegsaufschwung und der modernen Sozialgesetzgebung einhergehenden Beseitigung der breiten Armut und der Verringerung der hohen Kinderzahl stell-te der Verein 1960 die Verteilung von Kleidern an arme Kinder ein und schaffte auch die winterlichen «Nähnachmittage» ab. Die Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule in sogenannten Sommerkursen für Kleidermachen und Weissnähen sowie abendliche Kleidernähkursen wurde noch bis 1974 durchgeführt. Ab 1975 wurden die abendlichen Nähkurse von der Katholischen Arbeiterinnen-Bewegung organisiert, nachdem diese bereits ab 1968 die Winter-Nähkurse übernommen hatte. Der Grund für die Aufgabe der langjährigen Vereinstätigkeit lag in der seit 1953 im Kanton Schwyz diskutierten Einführung von hauswirtschaftlichen Fortbildungsschulen und letztlich in der Bildung der Frauen- und Töchterfortbildungsschule Schwyz sowie der Einführung des Handarbeits- und Hauswirtschaftsunterrichts im Kanton Schwyz.

Erste Orientierungskrise Was sich bereits seit 1961 abgezeichnet hatte, verdeutlichte sich in der Folge je länger je mehr. Der Verein war ein Opfer seines eigenen Erfolges geworden. Der Bezirk oder andere Institutionen übernahmen die von ihm initiierten Aufgaben. Der gleichzeitig gestiegene Wohlstand führte zu einer Orientierungskrise und es wurde gar eine Auflösung des Vereins in Erwägung gezogen. Die Mitgliederzahl war wieder auf 36 gesunken und dem Verein wurde – wohl aufgrund des liberalen und finanzkräftigen Hintergrundes seiner früheren Mitglieder – ein elitärer Charakter zugeschrieben, der von Beitritten abhielt oder solche nur restriktiv zuliess.

1974 wurde Magda Seiler-Kälin zur Interims-Präsidentin des Vereins gewählt und es wurde beschlossen, die noch aus dem Jahr 1896 stammenden Statuten zur revidieren. «Auf diese Weise sollen bisherige Vereinsaufgaben, die nicht mehr zeitgemäss sind, durch neue Zweckbestimmungen ersetzt werden», hiess es.

1976 übernahm dann Monika Bingisser-Heini das Präsidium des Vereins und die ausserordentliche Generalversammlung legte neue, offenere Statuten fest. «Den neuen Statuten entsprechend bezweckt der Verein, zur Lösung sozialer Probleme auf lokaler Ebene beizutragen. Der Verein sucht sein Ziel zu erreichen durch Zusammenarbeit mit den gemeinnützigen und kulturellen Vereinen und Institutionen der Waldstatt und deren moralische und finanzielle Unterstützung sowie durch aktive Mitarbeit seiner Mitglieder, insbesondere in der praktischen Erfüllung sozialer Aufgaben.» Ab 24. Juni 1976 führte der Verein wieder jeden Donnerstag ab 14 Uhr im Café «Merkur» Strick- und Häkelnachmittage zu Gunsten sozialer Institutionen durch. Ab 4. April 1984 wurden die Strick- und Häkelzusammenkünfte jeweils am ersten Mittwoch im Monat ab 19.30 Uhr abgehalten und in die Pfarreistube der evangelisch-reformierten Kirche an der Spitalstrasse verlegt. Regelmässig trafen sich hier 15 bis 20 Frauen zum gemütlichen Strickplausch.

An der Generalversammlung 1977 konnten 15 Neumitglieder begrüsst werden. Im Jahresrückblick 1978 wurde festgehalten, dass verschiedene Vergabungen an andere zweckverwandte Sozialinstitutionen gemacht werden konnten und dass die Mitglieder bei ihren wöchentlichen Zusammenkünften im «Merkur» eifrig gearbeitet beziehungsweise gestrickt hätten. Im Jahresbericht 1985 bedankte sich die Präsidentin erneut bei allen «Strickerinnen». Es habe ein grosser Berg von gestrickten Sachen in der Weihnachtszeit an bedürftige Mitbürger verteilt werden können. Verteilt wurden diese durch den Vinzenzverein, durch die Schwestern und Leiter der Altersheime Langrüti und Gerbe sowie die Gemeindeschwester. Ebenfalls seien verschiedene Vergabungen an zweckverwandte Institutionen und Vereine getätigt worden. Wiederholt unterstützt wurden vom Verein zum Beispiel die Betagten-Nachmittage der Frauen- und Müttergemeinschaft sowie auch die Pro Juventute. An Alleinstehende wurde auf Weihnachten ein Päckli mit einem Nötli geschickt, man verkaufte Blindenkalender und unterstützte Familien, denen plötzlich die Mutter verstorben war, durch Kauf einer Waschmaschine und dergleichen. Als 1987 kein Taxi mehr in Einsiedeln fuhr, geriet die Nachbarschaftshilfe in den Fokus des Vereins. Auf Initiative des Vereins wurde für die älteren Bewohnerinnen und Bewohnern in den Altersheimen Langrüti und Gerbe eine Art Taxidienst organisiert. Damit wurde es den Senioren erleichtert, ihre Einkäufe, Arztbesuche und sonstigen Kommissionen im Dorf zu tätigen. 1990 wurden 44 Fahrten durchgeführt. Erstmals wurden in diesem Jahr auch die Kindergärten mit sinnvollen Spielzeugen beschenkt. 1990 zählte der Frauen- und Töchterverein Einsiedeln wiederum 60 Mitglieder. Erstmals wurden alle gestrickten Sachen öffentlich ausgestellt: Socken, Seelenwärmer, Decken, Finkli, Bettsocken, gestrickte Zwergli. Engagiert war der Verein auch beim Aufbau des neuen Vereins für Kinder und Jugend, der ab 1992 den Aufbau eines Mittagstisches und einer Aufgabenhilfe zum Ziel hatte.

Nachdem Einsiedeln schliesslich wieder über ein Taxi verfügte, wurde der 1987 eingeführte Taxidienst für die Senioren im Dezember 1991 eingestellt.

An der Generalversammlung 1992 gab Monika Bingisser-Heini das Präsidentinnenamt an Elisabeth Hensler-Grätzer ab und wurde für ihre 17-jährige Tätigkeit zur ersten Ehrenpräsidentin des Vereins gewählt. Namen- und Sinnsuche sowie Auflösung In die Zwecksetzung des Vereins passte 1994 die Unterstützung der Spitex, dem Zusammenschluss des Krankenpflegevereins und dem Verein Familienhilfe, mit einem namhaften Betrag. Die Jahresprogramme des Vereins in den 1990er-Jahren bestanden aus Strickabenden, jeweils am ersten Mittwoch im Monat im Medienraum des Schulhauses Nordstrasse, ab 1995 jeweils dienstags im Dorfzentrum, der Teilnahme an der Fronleichnamsprozession, einem Sommerhock und einer Sternenwanderung, ab und zu einer Vereinsreise, einer Strickausstellung, dem Klausabend und der Generalversammlung. Ab 2001 beschloss man schliesslich nur noch ein «gezieltes Stricken und Verschenken» und per Ende Juni 2003 wurden die offiziellen Strickabende, weil «nicht mehr zeitgemäss», eingestellt und nur noch im kleinen Rahmen weitergepflegt. Hauptabnehmer der Strickarbeiten waren weiterhin der Vinzenzverein, Insieme und das Kloster Einsiedeln.

Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums 1996 änderte der Verein – weil der bisherige Name als zu altmodisch erachtet wurde und häufig auch Verwechslungen vorgekommen seien – seinen Namen in «Auxilia»-Verein. Die damalige Präsidentin verhehlte nicht, dass das Finden neuer Mitglieder dem Verein Mühe bereitete. Mit den «Lismeten », die am Dienstagabend wieder aufgenommen wurden, wurden weiterhin Bedürftige unterstützt, und in Einzelfällen auch Barbeiträge gesprochen. «Die Leute haben es auch nicht mehr so nötig», so damals die Präsidentin. Der Verein wies 59 Mitglieder aus.

Um den Verein begann es trotz der modernen Namensgebung stiller zu werden. Es scheint, als ob diese den Verein noch mehr in der Versenkung hat verschwinden lassen. In der Öffentlichkeit wurde er ab 1997 praktisch nicht mehr wahrgenommen.

2007 wurde das Vereinspräsidium von Helga Fanchini übernommen. Der neuen Präsidentin lag es am Herzen, den Verein wieder neu zu beleben. Nur ein einzelnes Mitglied äusserte aber, dass es gerne wieder stricken würde. Auf Resonanz stiess mehr die Idee, dass sich die Mitglieder auf freiwilliger Basis am ersten Mittwoch jedes zweiten Monats am Frauenbrunnen für eine Aktivität treffen, doch scheiterte die Umsetzung.

Eine erwähnenswerte Vergabung durch den Verein erfolgte 2008 an die Stiftung Kreuzweg. 2009 wurde der Verein WABE (Wachen und Betreuen schwerkranker und sterbender Menschen) unterstützt und in den Folgejahren diverse einzelne Gesuche von Menschen in schwierigen Lebenslagen, oftmals gesundheitlicher oder bedürftiger Natur. 2015 wurden die neuen Vereine Jugendförderung und Tischlein-deck-dich unterstützt und dem Pfarramt ein Betrag für kleinere Unterstützungen überwiesen.

Das Vereinsleben verlagerte sich ab 2010 fast überwiegend auf Fronleichnamsteilnahmen, Herbscht-Träffs und Kulturreisen der Mitglieder. Ab 2016 sank auch das Interesse an diesen Vereinsanlässen.

Aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie musste die Generalversammlung 2020 abgesagt werden. 2021 wurde noch eine ordentliche Generalversammlung abgehalten. Nachdem die Vorstandsmitglieder Anfang 2022 Ermüdungserscheinungen und Rücktrittsabsichten kundtaten, aber niemand mehr bereit war, sich zu engagieren und das Vereinsruder zu übernehmen, be-schloss die Generalversammlung vom 12. Mai 2022 die Auflösung des Vereins. Der Verein zählte noch 34 Mitglieder. Das stattliche Vereinsvermögen wurde etwa zur Hälfte an kirchliche, soziale und kulturelle Institutionen verteilt und die andere Hälfte dem Verein Volksküche überwiesen. Am 28. September 2022 genehmigte der Bezirksrat – statutengemäss – diese zweckentsprechende Vermögensverwendung.

Das alte «Heilig-Geist-Spital» von 1597 um 1859.

Eine der drei Kindergarten-Abteilungen im Gemeindesaal am 10. März 1961 (Jahrgänge 1954 bis 56).

Stricknachmittag 1996.

Fotos: zvg Der Vorstand des «Auxilia»-Vereins 2015 (von links): Vreni Späni, Ruth Kälin, Eva Lauper, Erika Kälin, Helga Fanchini und Margrit Steinauer (es fehlen: Antonia Gantner und Vreni Lacher).

Vereinsauflösung und Übergabe der Spende an den Verein Volksküche am 8. September 2022 (von links): Eva Lauper, Werner Schönbächler, Präsident Verein Volksküche, und Helga Fanchini.

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