Veröffentlicht am

Eine prächtige musikalische Reise!

Eine prächtige musikalische Reise! Eine prächtige musikalische Reise!

NACHKLANG

Heute Abend ist mit Daniel Glaus Besuch aus Bern angesagt. Der Titularorganist am Berner Münster beschreibt in seiner Einführung (sie ist auch im EA zu lesen gewesen) bestens seine Werkwahl. Nicht nur Theorie und Stilistik, er macht sich auch Gedanken zur Aufführung und wünscht seinen Zuhörern eine «gute Reise » mit «prächtiger Musik». Gerne lasse ich mich auf diese Reise ein!

Mit Bachs «Präludium und Fuge in a-moll» legt sie gleich los, eine Fülle von Klängen, wuchtig die tiefen Töne, die Rädern gleich sich vorwärts bewegen und mir das erste «prächtig» entlocken. Die Fuge wird zum Meer, die tie-fen Töne wirken wie Wellen, darüber steuert das Schiffchen gezielt durch das Meer der Musik. Ich selbst verliere die Orientierung und geniesse nur noch, was der Organist den Pfeifen der Marienorgel entlockt. Bach imponiert mir einmal mehr mit seiner Struktur, der reichen Ausgestaltung sowie der Klangfülle, die den ganzen Kirchenraum einnimmt. Einfach prächtig.

Die drei Choräle von Franck lassen mich über das Wesen eines Chorals nachdenken. Was macht einen Choral aus? Denn Franck braucht keinen Choral, seine Musik macht nur Andeutungen. Sind es die gehörfälligen, gemütlichen Abschnitte, deren Töne sich im mittleren Kirchenraum bewegen?

Wechsel der Orgel, Wechsel der Klangfarben. Es scheint, als wechsle der Chauffeur das Verkehrsmittel. Meine Reise durch den «Choral Nr. 1» lässt mich mehr musikalische Dynamik erleben. Die Forte-Stellen gleichen einem aktiven Vulkan, dessen Feuerspiel ich aus sicherer Warte zuschaue. Die Piano-Stellen lassen mich genüsslich im Fluss der Töne schwimmen. Im «Choral Nr. 2» scheint mir die Musik nachdenklicher zu sein. Vielleicht Gedanken, wohin die Reise führen soll? Die Ausbrüche wirken weniger explosiv – abgerundeter. Die Themen entwickeln sich sorgfältig, eine sichere Fahrt von Ort zu Ort. Wuchtige Akkorde im «Choral Nr. 3», sie werden von schmückenden Tönen umgarnt und verziert. Die Musik scheint sich zu alter Stärke aufzubäumen. Auch hier wieder elegante feine Motive, die mich ins Träumen glei-ten lassen. Und auch hier: Was ist ein Choral? Keine Antwort. Denn zum Schluss geniesse ich die herrliche Auflösung zum harmonischen Schlusspunkt.

Prächtig das Spiel von Daniel Glaus! Ein würdiger Schlusspunkt der Orgelkonzerte im Kloster dieses Sommers.

René Steiner

Der Autor schreibt in der Kolumne «Nachklang» seine Eindrücke nieder. Er tut das aus persönlicher Sicht und erhebt dabei keinen Anspruch, auch für andere Konzertbesucher sprechen zu wollen.

Sechstes Einsiedler Orgelkonzert, Dienstag, 23. August. An der Marien- und Mauritiusorgel: Daniel Glaus (Bern). Werke von Johann Sebastian Bach und César Franck.

Share
LATEST NEWS