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Angehörige entlasten ist wichtig

Angehörige entlasten ist wichtig Angehörige entlasten ist wichtig

«Möve» – Betreuungsangebot für Menschen mit Demenz an der Zürichstrasse

Seit Anfang Jahr gibt es die Tagesstätte Möve. Hier werden Menschen mit Demenz betreut und so wertvolle Entlastungsarbeit geleistet.

ANGELA SUTER

Theres Bachmann ist Pflegefachfrau Palliativbetreuung. Beate Bania, Pflegefachfrau HF und Therapeutin Atlaslogie. Die beiden arbeiten schon über 10 Jahre bei der Spitex und sind schon lange befreundet. «Wir haben in dieser Zeit beobachtet, dass Angehörige zu Hause oft überfordert sind, insbesondere mit Menschen mit Demenz », erzählen die beiden. Sie haben beide Töchter, die bereits erwachsen sind. Jetzt widmen sie sich einem neuen «Baby». Eine solche Tagesstätte, wie sie sie gegründet haben, gibt es schon an vielen anderen Orten. Kinder von Betroffenen machen oft den Spagat zwischen Arbeit, Betreuung der Betroffenen und der eigenen Familie und sind froh um solche Angebote. Die Möve wählten die beiden als Symbolbild, da die Vögel sich immer versammeln und so nie alleine sind. Leider wird das Entlastungsangebot nicht von den Krankenkassen unterstützt, da-her sind die beiden auch auf Spenden angewiesen.

Übergang zum Altersheim

Damit Menschen mit Demenz möglichst lange zu Hause bleiben können, sind Entlastungsangebote zwingend notwendig. Das weiss auch Erich Eichenberger, der seine Frau Hildegard seit Januar dreimal pro Woche in die Möve bringt: «Es wäre toll gewesen, wenn es dieses Angebot schon früher gegeben hätte! Unsere beiden Kinder wohnen weit weg und können mich nicht unterstützen. Alleine ist es einfach zu viel für mich. Der Partner ist nicht mehr da, nur noch der Körper. Hier in der Möve kann sich meine Frau wunderbar beruhigen und ich kann Kräfte sammeln für ihre Betreuung. » Nun sind sie aber bereits im Gespräch mit einem Altersheim, um die Aufnahme langsam vorzubereiten. Im Fall des Ehepaars zeigt sich, dass es wich-tig ist, ein Betreuungsangebot genug früh in Anspruch zu nehmen und damit einen Eintritt ins Altersheim möglichst lange hinauszuzögern, ohne dass der Partner an seine persönlichen Grenzen kommt.

Vielfältiges Angebot In der Möve ist das Betreuungsangebot vielfältig. Frauen lieben es beispielsweise, wenn ihnen die Finger- und Fussnägel gepflegt und lackiert werden. Auch eine wohltuende Gesichtspflege geniessen sie gerne. Es wird viel gesungen und auch getanzt bei Beate Bania und Theres Bachmann: «Wir holen die uns anvertrauten Menschen dort ab, wo sie gerade in ihrer Krankheit stehen und je nach ihrer Tagesverfassung. Alte Musik, Geselligkeit und schon sieht die Welt wieder fröhlich aus!» Dank ihrer Ausbildungen können sie auch therapeutisch wirken. «Wir sind bereit, betreute Personen zu fördern. Oftmals reicht aber auch die Integration in den normalen Alltag. Mit den Hunden Gassi gehen ist zum Beispiel ein Klassiker, oder bei der Zubereitung des Mittagessens mitzuhelfen.» An der Zürichstrasse 57 ha-ben die beiden Freundinnen einen tollen Wohlfühlort eingerichtet, zentral und doch etwas abgelegen. «Die Küche haben wir neu eingebaut, alles sanft renoviert und natürlich liebevoll eingerichtet », zeigt Beate Bania die Räumlichkeit und ergänzt: «Bei uns sind die Betreuten nicht eingesperrt. Aber natürlich beobachten wir sie immer und holen sie gegebenenfalls zurück.» Unsere Tagesgäste lieben es, im Vorraum zu sitzen und dem Verkehr an der stark befahrenen Zürichstrasse zuzuschauen.

Jeden Mittag kochen die beiden Pflegefachfrauen frisch und gesund – auch mit den Betreuten zusammen. So kann neben der Betreuung von Menschen mit Demenz auf Anmeldung auch ein Mittagstisch angeboten werden. Ebenfalls findet man einen kleinen Geschenkartikelshop im Eingangsbereich. Der Hol-und-Bring-Service wird ebenfalls sehr geschätzt.

Fachkundige Betreuung Bedeutend ist noch ein weiterer Punkt: «Unsere Klienten merken rasch, dass wir es gut meinen. Wir haben es lustig miteinander », das sei besonders wichtig, denn man wisse ja nicht genau, was in den dementen Köpfen vorgehe. Ein wichtiger Aspekt ist ebenfalls der Kontakt zur Familie: «Für die Angehörigen ist es besonders schwer.» Da können auch kurze Gespräche mit den beiden Fachfrauen unterstützen.

Seit Januar ist die Betreuungsgruppe stets angewachsen – aber naturgemäss aufgrund Altersheimeinweisungen auch bereits wieder geschrumpft. «Wir arbeiten beide noch, zurzeit ist die Möve unser Hobby. Aber wir hoffen schon, dass die Tagesstätte bald floriert und wir davon leben können!», erzählt Theres Bachmann und sieht optimistisch in die Zukunft.

In der gemütlichen Stube der Möve betreuen Beate Bania (ganz links) und Theres Bachmann (rechts daneben) Menschen mit Demenz und deren Angehörige zusammen mit den Hunden Lou und Amora.

Das fachkundige Betreuungsduo von der Tagesstätte Möve: Beate Bania (links) und Theres Bachmann (rechts). Die Möwe wählten sie als Symbolbild, da sie immer in Gesellschaft sind und sich versammeln und so nie alleine sind.

Fotos: Angela Suter

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