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Politisch unkorrekt

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ZWISCHENLUEGETEN 3

FANNY REUTIMANN

«Trinken das Wasser vom moos-gen Stein, meinen es dürfte Champagner sein. Faaria, faria, faaria, faria …» Es waren genau diese Zeilen, die mir durch den Kopf schossen, als ich mich kürzlich auf einer Wanderung an einem Bergbach erfreute, dessen kristallklares Wasser munter übers Moos sprudelte.

Wissen Sie, welchem Lied die-ser Text entstammt? Richtig, es ist das Lied «Lustig ist das Zigeunerleben ». Und noch während ich das fröhliche Lied für die nächsten paar Minuten in den Ohren hatte, packte mich das schlechte Gewissen. Zigeuner – ist das nicht auch eines jener Worte, die man heute eigentlich gar nicht mehr sagen darf? Auf Augenhöhe und deshalb diskriminierend, despektierlich, frauenfeindlich oder politisch unkorrekt wie etwa das «Fräulein» oder der «Neger». Ich setzte meine Wanderung fort und liess mir weder die gute Stimmung noch das herrliche Panorama durch derartige Überlegungen vermiesen.

Ganz ehrlich, ich finde nichts Schlimmes daran, einen Mohrenkopf zu essen, auch wenn selbigem diverse, mitunter total absurde alternative Namensgebungen zuteil gekommen sind. Dass wir beim Räumen eines Kellers eine Schallplatte von Trudi Gerster mit dem Namen «Die Geschichte vom dummen Negerlein » entdeckt haben, ist eine andere … ähm … Geschichte.

Ich bin überzeugt, dass man in den zahlreichen Ländern des afrikanischen Kontinents mit seinen über 2000 verschiedenen Sprachen auch für uns weisshäutige Europäer unschmeichelhafte Begriffe kennt. Nur hat man dort vermutlich gravierendere Probleme, als althergebrachte Süssigkeiten und etablierte Gebäude umzutaufen.

* Fanny Reutimann (56) und ihr Partner Dani Kälin beissen gerne und fernab jeglicher Skrupel ab und zu in einen Mohrenkopf.

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