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Raumschiffe, Placebo und Harry Potter

Raumschiffe, Placebo und Harry Potter Raumschiffe, Placebo und Harry Potter

Prämierung der besten Maturaarbeiten an der Stiftsschule Einsiedeln

FELICIA BETTSCHART

Am Samstag, 2. Juli, fand organisiert und durchgeführt von den Alumni Scholae Einsidlensis die Prämierung der besten Maturaarbeiten im Theatersaal der Stiftsschule Einsiedeln statt. Die drei besten Arbeiten zeigen bereits die breite Themenpalette auf, mit der sich Schülerinnen und Schüler des 5. Gymnasiums auf hohem Niveau auseinandergesetzt haben. Die Co-Präsidentin der Alumni, Carmen Muffler, führte durch den Anlass. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von zwei Girl Groups.

In seinen Grussworten betonte der Prorektor der Stiftsschule, Martin Geiger, wie begeisternd die vor der Feier stattgefundenen Präsentationen waren. Er habe viel gelernt und es sei erstaunlich, dass junge Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bereits mit komplexen wissenschaftlichen Methoden arbeiteten.

Auch der Jurypräsident, Gerhard Schmitt, zeigte sich begeistert und wies in seiner kurzen Ansprache auf die Themenvielfalt der 27 eingereichten Arbeiten hin. Titel wie «Nachweis von Mikroplastik in Seesedimenten des Zürichsees» über «Das Endlager, mehr als eine Müllhalde» zu «Frauen in friedensfördernden Auslandeinsätzen für die Schweizer Armee» oder «Das Testen einer selbstentwickelten Therapie für Arachnophobiker »: Themen aus Medizin, Geschichte, Politik, Psychologie, Physik und vieles mehr auf oft hohem Niveau recherchiert, geforscht und beschrieben, mach-ten es der Jury nur mit genauen Kriterien möglich, die besten zu eruieren.

Hoch hinaus

Auf den ersten Platz schaffte es Alexandra Walser mit ihrer Arbeit «Magnetic Radiation Shielding for Crewed Interplanetary Missions ». Sie beschreibt die Möglichkeit, eine Spule in ein Raumschiff einzubauen, um den Innenbereich des Raumschiffes von kosmischer Strahlung (geladene Teilchen hoher kinetischer Energie) abzuschirmen. Dazu hat sie selbstständig eine Nebelkammer gebaut und damit erfolgreich die Ablenkung von α-

und β- Strahlung durch statische Magnetfelder demonstriert. Ferner hat sie Vorschläge zum «Upscaling » ihres Prototyps für reale Raumschiffe vorgelegt.

Lobenswert ist auch ihre Risikoanalyse bei der Verwendung von radioaktiven Materialien. Die Arbeit stellt eine kreative Pionierleistung dar. Alexandra Walser identifiziert im Hard-ware Teil der Arbeit Unzulänglichkeiten, findet Hypothesen für Nicht-Funktionieren und behebt die gefundenen Fehler. Sie zeichnet sich aus durch experimentelles Geschick, wissenschaftliche Neugier und gesunde Risikobereitschaft.

Dieser Meinung ist auch Deborah Müller, die in ihrer motivierenden Laudatio Alexandra Walser zu ihrer herausragenden Arbeit gratulierte. Auch Frau Müller wollte seit ihrer Kindheit hoch hinaus. Ihr grosses Vorbild ist Claude Nicollier. Beharrlich verfolgte sie den Weg über Studium und berufliches Engagement. Sie ist ein Vorbild für junge Menschen, da sie auf dem Gebiet der Raumfahrt sowohl wissenschaftlich als auch in der Industrie viel geleistet und bewirkt hat. «Wieso Raumfahrt?» fragt sie sich in ihrer Ansprache. «Die Raumfahrt lässt uns träumen, sie weckt die Neugierde das Unendliche zu entdecken und zu verstehen. Sie birgt den Schlüssel unserer Herkunft und Natur, in ihr liegt die Zukunft zu dem Verstehen unseres Seins und den Zusammenhängen unserer Umwelt.» Diese Maturaarbeit sei ein exzellentes Beispiel, wie eine wissenschaftliche Arbeit aufgebaut werden sollte, basierend auf der «System Engineering»-Methode. Ein Praxis-Problem zu erkennen, sich dafür zu begeistern, eine Lösung auszutüfteln, es zu isolieren, in Arbeitsschritten klar zu gliedern, die Rahmenbedingungen und Projektanforderungen zu setzen, mögliche Ansätze zu definieren, die Praxis mit der Theorie zu vergleichen und nachzuprüfen. Das alles sei Alexandra Walser in herausragender Qualität gelungen. Neben einem Geldpreis, den sie erhalten hat, darf Alexandra sowohl das Paul-Scherrer-Institut besuchen als auch die ETH, wo sie Zeugin der aktuellsten Forschung sein darf.

Placebo

Den zweiten Preis erhielt Lorena Nussbaumer mit ihrer Arbeit «Placebo – Arzneimittel im Kopf» Sie untersuchte das Placebo als substanziellen Bestandteil der klinischen Erprobung. Erst wenn sich das Arzneimittel dem Placebo signifikant überlegen erweist, kann es als wirksam eingestuft werden. Da sie die Funktionsweise und Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen fasziniert, wählte sie dies als praktisches Beispiel. Sie konzentrierte sich auf den Placeboeffekt im Zusammenhang mit der Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe mRNA-1273 und BNT162b2. Lorena Nussbaumer fand heraus, dass das psychobiologische Phänomen des Placeboeffekts beim Wirksamkeitsnachweis von Impfstoffen kaum relevant sei. Sie nennt zwei mögliche Gründe dafür: Einerseits die Tatsache, dass Immunfunktionen als objektiv messbare Parameter wenig empfänglich für Placeboeffekte sind und andererseits die Ausrichtung der klinischen Erprobung auf die Verminderung und nicht auf die Begünstigung der Placeboeffekte.

Analysiert Abaris Schild, der den dritten Platz erreichte, schrieb «eine Analyse der Persönlichkeitsentwicklung der Harry-Potter-Figur ». Das Anliegen des Autors ist es, den Lebensweg der Romanfigur Harry Potter vom Gymnasiasten zum Helden nachzuzeichnen und dabei seine Persönlichkeitsentwicklung zu analysieren. Um den riesigen Interpretationsspielraum zu bewältigen, wendet er einen brei-ten Mix an Analysemethoden an und scheut sich auch nicht, psychoanalytische Modelle, insbesondere von C.G. Jung, zu verwenden. Konkret nimmt er dabei einige Sachbücher über den Roman zu Hilfe, deren Hinweise er gut belegt. Die Arbeit ist eine gelungene Literaturanalyse, mit der man auch einen Eindruck davon erhält, warum die-ser Fantasy-Roman einen solch spektakulären weltweiten Erfolg gehabt hat.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von zwei Formationen von Musikmaturandinnen, die je einen gecoverten Song zum Besten gaben: «Back to Black» von Amy Winehouse und «Budapest» von George Ezra. In der Gartenhalle wurde nach der Feier noch lange bei einem reichen Apéro debattiert und gefeiert.

Die Alumni wünschen den Autorinnen und Autoren ein gelungenes, letztes Schuljahr und dass sie nach der Matura mit Begeisterung weitermachen.

Wurden für die besten Maturaarbeiten ausgezeichnet (von links): Abaris Schild, Deborah Müller (hielt die Laudatio), Alexandra Walser und Lorena Nussbaumer.

Foto: Felicia Bettschart

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