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Horngeld

ERNST FRIEDLI

Auf den zurzeit saftig wüchsigen Alp- und Talweiden äsen auffallend mehr Kühe mit eigenen Hörnern und machen damit einen heimeligen und heimatlichen Eindruck. Sie verhalten sich trotz ihrer Behornung freundeidgenössisch und widmen sich wiederkäuend der Produktion unserer gesunden Bergmilch.

Klärli und ich haben diesen Anblick in den vergangenen Jahren etwas vermisst, da den Kühen mehrheitlich beide Hörner entfernt wurden. Wobei entfernt die Sache nicht ganz trifft, denn die Hornansätze wurden den Jungtieren meist mehr oder weniger gekonnt mit Hitze ausgebrannt. Das tut vermutlich sogar einem Kalb weh.

Jetzt hat der Ständerat kürzlich eine Motion angenommen, welche als «Tierwohlbeitrag» das Tragen von Hörnern auch finanziell unterstützen möchte. Damit wird für die Landwirte ein Anreiz geschaffen, ihren Kühen zu belassen, was sie ohne Motion sowieso hätten. Klärli und ich sind froh für die betroffenen Kühe. Schön behornte, selbstbewusste Kühe auf saftigen Weiden sind grundsätzlich schöner als schmalstirnig-kraushaariges Hochleistungsvieh mit abstehenden Ohren, auch wenn die Weiden vergleichbar saftig grünen. Wenn Schweizer Kühe (wieder) Hörner tragen dürfen, sollte das auch ohne öffentliche Gelder möglich sein. Schliesslich war das schon seit dem Rütlischwur gratis. Was nichts kostet, sollte nicht plötzlich Bundesgelder brauchen. Schliesslich bezahlt der Bund seinen Bürgern und Bürgerinnen ja auch keine Prämie, nur weil sie auf Mani- und Pedicure mit dem Lötkolben verzichten.

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Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und zu erstaunlichen Beiträgen.

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