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«Frauen müssen von Frauen vertreten werden»

«Frauen müssen von  Frauen vertreten werden» «Frauen müssen von  Frauen vertreten werden»

Mitte September findet in Schwyz ein kantonales Frauenparlament statt. Am Samstag trafen sich die Teilnehmerinnen zu einer ersten vorberatenden Kommissionssitzung.

CLAUDIA HIESTAND

Obwohl die Schwyzer Frauen seit fünfzig Jahren das kantonale und kommunale Stimm- und Wahlrecht besitzen, stellen sie in politischen Gremien immer noch eine Minderheit dar. Fehlen weibliche Sichtweisen und Erfahrungen in politischen Prozessen, werden einseitige Entscheide gefällt, die die Anliegen von Frauen nicht ausreichend abbilden.

Ein Teil dieser Anliegen kommt im September auf den Tisch: Rund neunzig Frauen aus dem ganzen Kanton Schwyz zwischen 19 und 72 Jahren werden im Rahmen eines Frauenparlaments fünf politische Vorstösse verabschieden: Die Vorstösse werden anschliessend von Kantonsrätinnen offiziell bei der Staatskanzlei eingereicht.

Ein Inputreferat des Staatsschreibers ImVorfelddeseigentlichenFrauenparlaments treffen sich die Teilnehmerinnen im Juni und August je einmal zu einer vorberatenden Sitzung, an der sie ihre Vorstösse auf fünf Kommissionen verteilt vorbereiten.

Die erste dieser beiden Sitzungen fand am Samstag in den Räumlichkeiten des Theresianums Ingenbohl statt. Zum Auftakt informierte der Schwyzer Staatsschreiber Mathias E. Brun die Teilnehmerinnen in einem Inputreferat unter anderem über die Aufgaben des Schwyzer Kantonsrats, den Ablauf einer Parlamentssitzung und die verschiedenen Formen politischer Vorstösse.

Brun wies die Anwesenden darauf hin, ihre Vorstösse so auszugestalten, dass sie im Kantonsparlament eine Mehrheit finden werden. Mit diesem wichtigen Hinweis im Hinterkopf begaben sich die Teilnehmerinnen anschliessend in ihre jeweilige Kommission, um eine Auslegeordnung über mögliche Vorstösse zu machen und sich auf einen Vorschlag zu einigen. In den nächsten Wochen erstellt jede Kommission einen Entwurf ihres Vorstosses.

Politik nicht den Männern überlassen

Nach den Beweggründen für ihr Engagement im Frauenparlament gefragt, zeigt sich ein auffallend homogenes Bild: Die Teilnehmerinnen hoffen, dass sich Frauen im Kanton Schwyz vermehrt in die Politik einbringen und die Politik nicht nur den Männern überlassen.

Einige Frauen wie Patricia Widmer aus Galgenen nutzen das Frauenparlament deshalb gezielt dazu, Einblick in die politischen Prozesse zu erhalten. «Es wäre wünschenswert, wenn sich dank des Frauenparlaments mehr Frauen im Kanton Schwyz für politische Themen zu interessieren beginnen und sich bewusst werden, wie wichtig es ist, dass Frauen von Frauen vertreten werden müssen», sagt Barbara Sutter-Widmer aus Arth: «Wenn Frauen durch konstruktive Beiträge auffallen, trägt dies bei künftigen Wahlen hoffentlich dazu bei, dass mehr Frauen gewählt werden.» Auch Silvia Ott aus Gersau zählt darauf, dass das Frauenparlament die politischen Kompetenzen der Frauen positiv hervorstreichen wird und die Bevölkerung merkt, «dass wir Frauen ernst zu nehmen sind». Bisher sieben Frauensessionen

Die Durchführung von Politikveranstaltungen explizit von und für Frauen hatte im Kanton Schwyz während vieler Jahre Tradition. Erstmals fand anlässlich des ersten nationalen Frauenstreiks am 14. Juni 1991 ein Frauenparlament im Schwyzer Rathaus statt. In unregelmässigen Abständen folgten vier weitere Ausgaben, bevor im Jahr 2001 die vorläufig letzte Frauensession ausgetragen wurde.

Einer der wohl wichtigsten Vorstösse war die Schaffung eines Gleichstellungsbüros für Mann und Frau gewesen. Bekanntlich entschieden sich Regierung und Parlament mit einer parteipolitisch zusammengesetzten Gleichstellungskommission für eine weitaus weniger wirksame und finanziell sehr viel günstigere Lösung.

Letztmals hatten die Schwyzerinnen am 14. Juni 2019 anlässlich des zweiten nationalen Frauenstreiks einen Forderungskatalog von einem Frauenparlament verabschieden lassen. Der Ertrag aus dreissig Jahren fortwährender Initiative seitens der Schwyzer Frauen ist ernüchternd: Ihre Anliegen wurden bislang nicht gehört – und wenn doch, wurden sie nicht in ihrem Sinne umgesetzt.

Zum Auftakt der Kommissionsarbeit lauschten die Teilnehmerinnen im Plenum den Ausführungen von Staatsschreiber Mathias E. Brun.

Foto: Claudia Hiestand

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