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«Viele NATO-Staaten sind interessiert»

«Viele NATO-Staaten sind interessiert» «Viele NATO-Staaten sind interessiert»

Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg im Ybrig aus? Personallage der RWM Schweiz AG in Studen ist stabil

In der Ukraine tobt seit drei Monaten der Krieg. Das Land kann sich nur dank umfangreicher Waffenlieferungen aus NATO-Ländern gegen die russischen Angriffe verteidigen. Hat dies auch Auswirkungen auf den Rheinmetall-Standort in Studen?

WOLFGANG HOLZ

Hinter vorgehaltener Hand auf dem Golfplatz Ybrig glaubt man es schon lange zu wissen: «Rheinmetall in Studen und in der Schweiz hat massiv Personal aufgestockt», sagt ein Golfer, der sich täglich auf der Anlage aufhält. Grund sei der Ukraine- Krieg, der dazu geführt habe, dass deutlich mehr Waffen produziert und erprobt werden.

«Front9»-Regelung

Was ist dran an dieser Behauptung? Der Golfclub Ybrig und das Waffen- und Munitionserprobungszentrum Ochsenboden sind ja Nachbarn beziehungsweise von den Arealen her unmittelbar ineinander verflochten. Konsequenz: Von Montag bis Donnerstag ist in der Regel nur die «Front9»-Lochanlage des Golf-clubs geöffnet – gerade wegen des Betriebs im Testzentrum. Würde der Betrieb in der Firma also stark zunehmen, würde dies Golfspielern in unmittelbarer Nähe vermutlich auffallen.

Von RWM Schweiz AG in Studen ist indes nichts Konkretes in Sachen Ukraine-Krieg im Zusammenhang mit dem Rheinmetall- Standort zu erfahren. «Die Kommunikation aller Gesellschaften und Standorte der Rheinmetall läuft zentral über die Pressestelle des Konzerns», teilt Christian Fischer, Leiter des Erprobungszentrums und der Betriebsstätte Studen, auf Anfrage des Einsiedler Anzeigers mit. Antwort lässt auf sich warten

In Düsseldorf in der Konzernzentrale von Rheinmetall zeigt man sich verständig und kooperativ gegenüber einer derartigen Medienanfrage. Es dauert dann allerdings Tage – «Wir geben unser Bestes», versichert eine junge Frau aus dem Medienzentrum freundlich – bis etwas Konkretes zu erfahren ist. Grund: Ein Grossanlass im Rüstungskonzern. Zudem muss die Medienanfrage erst mehrfach abgesegnet werden, bevor Textuelles als Antwort in die Mailbox fliesst. «Übliche Ein- und Austritte»

«Am Standort Studen ist tatsächlich keine Aufstockung erfolgt, es gab nur übliche Ausund Eintritte in unser Unternehmen. Insgesamt bleibt die Personallage stabil.» So lautet die Antwort von Jan-Phillipp Weisswange im Auftrag von Oliver Hoffmann, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Rheinmetall AG, auf die Frage, ob es zu massiven Mitarbeitereinstellungen in Studen oder bei der RWM Schweiz AG in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gekommen sei. «Bereits seit 2020 hat sich die Auftragslage sehr gut entwickelt, da viele NATO-Staaten Interesse an unseren Produkten haben.» Zum Thema Unterstützungslieferungen an die Ukraine könne man wegen der komplexen Gemengelage mit Zuständigkeiten von offiziellen Stellen im In- und Ausland sowie angesichts der sicherheitspolitischen Implikationen derzeit leider keinen Kommentar abgeben. «Dafür bitte ich um Ihr Verständnis», so Weisswange.

«Unterliegen Gesetzgebung»

«Grundsätzlich gilt aber, dass wir als Schweizer Unternehmen der hiesigen Gesetzgebung unterliegen und die Exportregelungen, unter denen Rheinmetall in der Schweiz agiert, von der SECO überwacht, umgesetzt und genehmigt beziehungsweise exekutiert werden», versichert der Rüstungskonzern-Mediensprecher. «Wir liefern unsere Produkte entsprechend dieser gesetzlichen Vorgaben in diverse Länder, auch nach Deutschland.» Ob direkt in die Ukraine geliefert wird – dazu ist in der deutschen Konzernzentrale nichts zu erfahren.

Seit 1990 für Rheinmetall

Was das Erprobungszentrum Ochsenboden angeht, entstand dieses aus dem Schiessplatz der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon-Bührle AG, die 1953 gegründet und seither kontinuierlich ausgebaut wurde. 1990 wurden diese Einrichtungen von der Firma RWM Schweiz AG (vormals Oerlikon Contraves Pyrotec AG) übernommen und zusammen mit den Entwicklungsstellen aus den Gebieten Chemie und Explosivstoffe im Erprobungszentrum Ochsenboden integriert.

Zu den Hauptaufgaben des Erprobungszentrums Ochsenboden gehören umfassende Versuche an Waffen, Munition und anderen militärischen Systemen. Zudem werden Explosivstoffe für die Airbag-Zündung hergestellt. Alle Anlagen sind mit modernen messtechnischen Einrichtungen ausgerüstet. Die Pyrotechnikproduktion ist heute auf mehrere Standorte im Ochsenboden verteilt.

Das Erprobungszentrum Ochsenboden in Studen rückt angesichts des Ukraine-Kriegs in einen aktuellen Fokus. Foto: zvg

«Wir liefern unsere Produkte entsprechend dieser gesetzlichen Vorgaben in diverse Länder, auch nach Deutschland.»

Jan-Phillipp Weisswange, Rheinmetall AG, Düsseldorf

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