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Soll man den Muttertag feiern?

Mütter sind das Wunderbarste, was der Mensch zu bieten hat. Nicht nur, weil wir alle ohne Mütter gar nicht existieren würden. Nein, Mütter sind Geschöpfe, denen wir so viel zu verdanken haben.

Sie ertragen die Schmerzen bei unserer Geburt. Sie stillen uns an ihrer Brust. Sie ziehen uns auf und beschützen uns. Sie lie-ben uns selbstlos und leiden mit uns mit. Sie sind immer bereit, alles für uns zu geben. Nur damit es uns gut geht. Und das ein Leben lang.

Es gibt also Gründe genug, uns bei unseren Müttern im Prinzip jeden Tag ganz herzlich zu bedanken. Ein Muttertag ist im Prinzip viel zu wenig, um das anzuerkennen, was Mütter uns Gutes tun. Doch offiziell gibt es leider nur einen Tag im Jahr – den Muttertag eben – um uns bei unseren Müttern zu bedanken.

Deshalb ist es völlig ok und schön, unserer Mutter wenigstens an diesem Tag offiziell unsere herzliche Verbundenheit zu bekunden. Wer seiner Mutter also an diesem Tag Blumen schenkt, Pralinés überreicht und ihr das Frühstück zur Abwechslung ans Bett bringt, macht überhaupt nichts falsch. Im Gegenteil. Jede Mutter freut sich über solche kleine Aufmerksamkeiten, mit denen wir sie verwöhnen. Es ist auch überhaupt nichts Verwerfliches daran, dass eine «Muttertags-Industrie » an diesem Tag mit Blumen, Konfekt und ähnlichem an unserer Hochachtung für unsere Mütter etwas an unseren Gefühlen verdient.

Bei all unserer mütterlichen Verehrung und Zuneigung ist es vielleicht gut, dass wir nicht ganz vergessen, dass eine Mutter auch ein Mensch mit ganz persönlichen Bedürfnissen ist. Deshalb können wir unserer Mutter auch an allen anderen Tagen im Jahr etwas Gutes tun. Sie zum Essen einladen. Ihr einfach mal so ein Buch schenken, wenn sie gerne liest. Sich für ihr Leben, ihre Sorgen und Ängste interessieren. Mit ihr lachen und ins Kino gehen. Ihr quasi grosse Aufmerksamkeit widmen.

Schon als Bub hat der Schreibende den Muttertag als ungemütlichen Tag in Erinnerung behalten: Die Mutter durfte offiziell ausschlafen, der Vater versuchte mehr schlecht als recht etwas zu kochen, was meistens schief gelaufen ist, und wir Kinder haben abgewaschen. Ob es die Mutter gefreut hat?

Dabei hatte die Begründerin des Muttertages im 19. Jahrhundert hehre Ziele mit der Einführung dieses Feiertages: Söhne sollten nicht mehr in Kriegen geopfert werden. Mit steigender Verbreitung und Kommerzialisierung des Muttertags wandte sich die Begründerin des Feiertages ab und bereute, diesen ins Leben gerufen zu haben: Fortan kämpfte sie – leider erfolglos – für die Abschaffung des Muttertages.

Und es kam noch schlimmer: Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Feier des Muttertags mit der Idee der germanischen Herrenrasse verknüpft. Besonders kinderreiche Mütter wurden als Heldinnen des Volkes zelebriert, da sie den arischen Nachwuchs fördern sollten.

Die Nazis wollten Frauen am liebsten als Gebärmaschinen: Die Mutter war eine Heilige im völkischen Wahn – geehrt zum Muttertag, dem zweiten Sonntag im Mai. Warum wird dieser Tag heute noch gefeiert, allem Feminismus zum Trotz? Abgesehen davon werden Frauen, die keine Mütter sind, sondern eben «nur» Frauen, an diesem Tag vollends ausgegrenzt: Die Reduktion der Frau auf ihr Dasein als Mutter ist überholt und reaktionär. Es erhöht den Druck auf Frauen, nur als Mutter eine Erfüllung im Leben finden zu können.

Jahrhundertelang haben Frau-en darunter gelitten, wenn sie keine Kinder gebären konnten oder wollten: Kinder kriegen als Selbstzweck – diese Zeiten sollten definitiv der Vergangenheit angehören. Feiern wir die Frauen am 8. März statt am 8. Mai – und zwar alle unisono.

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