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Nicht alle stimmen ein Loblied auf Finanzdirektor Michel an

Nicht alle stimmen ein Loblied auf Finanzdirektor Michel an Nicht alle stimmen ein Loblied auf Finanzdirektor Michel an

Kritik am Umgang des Schwyzer Regierungsrats Kaspar Michel mit der Staatskasse gibt es von der SP und der politischen Mitte.

JÜRG AUF DER MAUR

Am Tag seines überraschenden Rücktritts gab es für Regierungsrat Kaspar Michel viele Gratulationen zum neuen Job und Bedauern über den Rücktritt. Nun ist klar, wohin es ihn zieht. Kaspar Michel übernimmt die Generalagentur der Mobiliar-Versicherung in Lachen und folgt damit auf Roland Egli. Der 58-Jährige gibt seine Aufgabe nach 23 Jahren ab.

Es sei vorgesehen, dass die-ser mit dem Unternehmen verbunden bleibe. Wie, das sei aber noch offen, teilte die Mobiliar gestern mit. Egli ist wie Michel FDP-Mitglied und orchestrierte damals den Abstimmungskampf gegen den Neubau der Kantonsschule in Pfäffikon.

Nach der ersten Rücktrittsüberraschung sind die Schwyzer Parteizentralen nun auch so weit, dass sie Michels Amtszeit beurteilen können. Das Urteil fällt, kaum erstaunlich, je nach Lager anders aus: Links gibt es Kritik, rechts dafür grosses Lob. Beeler hofft auf schnelle Revision des Finanzausgleichs «So sehr wir Kaspar Michel als Menschen schätzen, beurteilen wir seine Finanzpolitik kritisch», bilanziert SP-Präsidentin Karin Schwiter. Seine Tiefsteuerpolitik für die Superreichen habe dazu beigetragen, dass die lokale Bevölkerung in immer mehr Gemeinden im Kanton astronomische Mieten bezahle und sich kaum jemand ein Haus leisten könne.

Bis heute, so Schwiter weiter, «hinkt der Kanton in seinen Dienstleistungen weit hinter anderen her». Paradebeispiel sei der öffentliche Verkehr, aber auch die jüngst angegangene Kinderbetreuung oder die psychotherapeutische Versorgung der Jugendlichen.

Die SP will jedenfalls die Chance nutzen, um wieder in die Regierung einzuziehen. Schwiter: «Wir sind bereits mit mehreren geeigneten Personen daran, Gespräche zu führen.» Auch Bruno Beeler, Kantonalpräsident Die Mitte, übt Kritik. Zuerst sei Michel mit seiner Idee, den Steuerfuss während drei Jahren einzufrieren, in weitere Bedrängnis gekommen. Dann habe er mit der Flat-Rate-Tax den Haushalt gesunden wollen. Das wäre untragbar gewesen und wurde deshalb abgelehnt.

Schliesslich, so Beeler, «konnte er mit markanten Steuererhöhungen die Defizitlage des Kantons beseitigen». Beeler hofft, dass es mit der von der Staatswirtschaftskommission verlangten Revision des innerkantonalen Finanzausgleich endlich vorwärtsgehe, damit der Nachfolger nicht von vorne beginnen müsse.

Viel Lob von der FDP und der SVP «Sein Rücktritt ist sehr schade. Ich bedauere das. Michel hat seinen Job gut gemacht», lobt SVP-Präsident Roman Bürgi den Koalitionspartner. Michel sei mit den Finanzen haushälterisch umgegangen. «Er konnte gut unterscheiden, was wünschbar wäre und was notwendig ist.» Michel sei in der Regierung gut integriert gewesen und sei als sehr bürgerlicher Regierungsrat ans Werk gegangen. Er verfügte auch über ein gutes Fachwissen, so Bürgi weiter.

Ähnlich tönt es bei Urs Rhyner, Schwyzer FDP-Präsident. Michel habe die Finanzen des Kantons «stetig und beharrlich» verbessert. Als begabter Rhetoriker habe er komplexe Zusammenhänge einfach erklären und schlagkräftig argumentieren können.

Auch Lorenz Ilg, GLP-Präsident Kanton Schwyz, bedauert, dass die Revision des innerkantonalen Finanzausgleichs im Kanton nach wie vor nicht beendet ist. Ilg: «Das Digitalisierungsthema wurde meines Erachtens zu stiefmütterlich behandelt.»

Regierungsrat Kaspar Michel. Foto: zvg

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