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«Wir müssen die Branche attraktiver machen

Marco Heinzer, Präsident von Gastro Schwyz, erklärt, warum Fachkräfte aus der Gastronomie abwandern und was dagegen unternommen werden kann.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Sind Sie gewappnet für den Herbst und eine allfällige neue Corona-Welle? Wir hoffen natürlich, dass es nicht so weit kommt und uns Corona verschonen möge. Mittels einer Initiative fordern wir einheitliche Epidemie-Entschädigungen: Können Betriebe und Selbstständige wegen einer Epidemie nicht arbeiten, sollen sie entschädigt werden – und zwar einheitlich und nicht kantonal unterschiedlich. Man muss auf die nächste Epidemie vorbereitet sein. Und die Lasten sollten gleichmässig verteilt werden. Verzögerte und teilweise ausbleibende Entschädigungen haben unzählige Betriebe an den Rand des Ruins getrieben. Die Initiative fordert, dass eine Entschädigung erhält, wer durch eine befristete behördliche Massnahme wegen einer Epidemie wirtschaftlich massgeblich betroffen ist. Gedeckt werden müssen laufende ungedeckte Kosten und der Erwerbsausfall. Die Initiative verhindert Verzögerungen in einer nächsten Epidemie und sorgt schweizweit für einheitliche Entschädigung. Sie gibt den Betroffenen Existenz-, Planungs- und Rechtssicherheit in der Not. Eine geregelte Entschädigung zahlt sich auch volkswirtschaftlich aus. Wieso lösen sich die Sektionen Region Einsiedeln/Ybrig und Ausserschwyz auf? Die Sektion Region Einsiedeln/ Ybrig löst sich Ende Jahr auf. Die Sektion Ausserschwyz hat sich bereits aufgelöst. Die Corona-Pandemie hat zu einem Zusammenwachsen innerhalb des Kantonalverbands geführt, der federführend gewesen ist in der Bewältigung der Krise. Die Sektionen waren da weniger aktiv, weshalb die Frage aufgekommen ist, ob es die Sektionen überhaupt noch brauchen mag. Hinzu kam das Problem, dass es immer schwieriger geworden ist, Vorstandsmitglieder für die regionalen Sektionen zu finden. Die Idee ist, dass die Regionen zukünftig im Vorstand des Kantonalverbands Gastro Schwyz vertreten sein sollen. In keiner Branche gab es während der Corona-Pandemie so viele Aussteiger wie in der Gastronomie. Wie erklären Sie sich das? Die Pandemie hat aus der Gastronomie eine Risikobranche gemacht. Es ist eine grosse Unsicherheit entstanden, was die Arbeitssituation betrifft. Hinzu ka-men die Lohnkürzungen für Angestellte in Kurzarbeit: Mit 4000 Franken über die Runde zu kommen und damit eine Familie ernähren zu müssen, ist nahezu unmöglich. Viele sind abgewandert in Branchen wie Metzgereien, Bäckereien und Pflegedienst, denen es besser gelaufen ist. Einige Ausländer sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt.

Bei Kontrollen fällt schweizweit jeder dritte Betrieb durch, weil die Angestellten zu viel arbeiten oder zu niedrig bezahlt werden. Wie erklären Sie sich diese hohe Quote? Das sind Zahlen, welche die ganze Schweiz betreffen und in unserem Kanton Schwyz kaum so zutreffen und Gültigkeit haben mögen. Naturgemäss führt ein Personalmangel dazu, dass der Druck weiter zunimmt: Mehr Arbeit verteilt sich auf weniger Leute. Das ergibt in der Folge Überstunden. In wieder ruhigeren Zeiten kann die Überzeit wieder abgebaut werden. Ironie des Schicksals ist, dass Corona dazu geführt hat, dass Tische entfernt wurden, um den notwendigen Abstand einhalten zu können. Und dass man das jetzt oftmals so belässt wie es ist: Weil die Gäste das selber gut finden, wenn es weniger Tische im Restaurant hat. Weniger Tische wiederum bedeutet weniger Stress und Arbeitsaufwand für das Servicepersonal.

Die Gastronomie steht unter hohem Druck, die Arbeitsbedingungen und Löhne zu verbessern. Ist Gastro Schwyz bereit, höhere Mindestlöhne zu zahlen?

Ja, klar, das sind wir. Es fehlen uns vor allem Fachleute. Wir müssen die Branche für Fachkräfte attraktiver machen: Das schliesst auch die Mindestlöhne ein. Bis im Juni müssen wir gemäss Gesamtarbeitsvertrag mit den Sozialpartnern neue Löhne aushandeln. Man muss aber zwischen gelernten und ungelernten Angestellten unterscheiden. Uns fehlen vor allem Gelernte: Sie haben bereits sehr gute Löhne, aber auch bei den Fachkräften sind Korrekturen möglich. Was ist mit den Arbeitszeiten?

Im Mittelpunkt steht das physische Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So kommt zunehmend eine Vier-Tage-Woche für das Personal ins Spiel und zur Anwendung. Naturgemäss kann ein grösserer Betrieb diese Massnahme besser umsetzen als ein kleiner. Die Zimmerstunde ist ein wichtiger Punkt, den viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr akzeptieren und den wir überdenken müssen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Öffnungszeiten der Betriebe anzupassen. Hotellerie und Restauration sind im Kanton Schwyz vollends im Umbruch. Grössere Veränderungen bahnen sich an.

Wie können Sie die Branche für die Fachleute attraktiver machen?

Drei Bereiche machen einen Betrieb attraktiv und sorgen dafür, dass der Fachkräftemangel behoben werden kann: Ein Betrieb sollte Lehrlinge ausbilden und darüber hinaus alternative Arbeitszeitmodelle anbieten können. Zu guter Letzt ist es wesentlich, dass in einem Hotel oder in einem Restaurant ein gutes Arbeitsklima herrscht.

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