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Wie Stahl die Schwyzer Wirtschaft härtet

Lieferengpässe und Preisanstiege belasten die Schwyzer Wirtschaft – Stahl der Firmen Weber und Victorinox als Beispiel.

ANDREAS SEEHOLZER

Bestellt werden kann alles, eine Auftragsbestätigung wird auch prompt versandt, nur kommt das Material stark verspätet oder gar nicht an. Dies bringt nebst Verzögerungen in der Produktion auch höhere Preise mit sich. Viele Firmen hatten bereits seit Anfang des vergangenen Jahres mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, was sich mit dem Krieg in der Ukraine verstärkt. Urs Durrer vom kantonalen Amt für Wirtschaft geht davon aus, dass das BIP heuer weniger stark ansteigen wird als prognostiziert. «Seit dem Krieg in der Ukraine haben sich die Preise teilweise um über vierzig Prozent erhöht», sagt Christoph Weber von der Arthur Weber AG. Dies gilt auch für Victorinox: «Im Bereich Stahl sind wir mit Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent konfrontiert. Die Planung ist herausfordernder geworden. Die meisten Rohstoffe erhalten wir, die Lieferzeiten sind aber länger geworden, zum Teil um das Drei- bis Vierfache.» Containerkosten auf über 10’000 US-Dollar gestiegen Auch Weber erhält die meisten Rohstoffe weiterhin, aber teilweise stark verzögert und eben zu wesentlich höheren Preisen. Dazu Christoph Weber: «Bahnwagen werden in Deutschland für Kriegsmaterial oder Hilfsgüter verwendet – und nicht mehr für andere Industriegüter.» Die grössten Herausforderungen erlebt Victorinox in den Bereichen Stahl und Aluminium und bei den gesamten Transportdienstleistungen weltweit. «Es ist schwierig geworden, die benötigte Anzahl Seefrachtcontainer zu reservieren. Zudem sind die Kosten für einen Container von 1150 US-Dollar auf über 10’000 US-Dollar angestiegen.» Victorinox kauft Stahl in Deutschland, Frankreich, Schweden und Finnland, die Firma Weber bezieht den Stahl zum grössten Teil aus der Schweiz, aus Süddeutschland oder Norditalien. Der Baustahl von Weber wird aus Schrott produziert. Weber hat grosse Vorräte, doch ist auch der Warenumschlag sehr hoch. «Ohne ständigen Warenzufluss sind wir bei gewissen Produkten relativ schnell ohne Lager », so Weber. Für Victorinox ist Stahl das wichtigste Rohmaterial: «Ohne Stahl müssten wir die Produktion stoppen. Wir planen deshalb mit Sicherheitsbeständen von mindestens zwölf Monaten.» Victorinox hat die Lieferungen nach Russland eingestellt und verfolgt die Geschehnisse aufmerksam. Nach dem ersten Schock wegen des Krieges in der Ukraine habe sich die Situation «ein wenig stabilisiert», sagt Christoph Weber.

Durch die Krisen gestählt

Die gestiegenen Preise haben einen Einfluss auf die Margen und damit die Betriebsergebnisse. Zurzeit bereitet Victorinox darum «notwendige Preisanpassungen» vor. Auch die Arthur Weber AG hat deutlich höhere Lagerwerte und muss seinen Kunden die gestiegenen Einkaufspreise ebenfalls weitergeben: «Letztlich müssen die Bauherren die Teuerung übernehmen. Die Margen sind gering, bei uns wie bei unseren Kunden. Der Preiswettbewerb lässt nur einen kleinen Spielraum zu», sagt Christoph Weber.

Falls sich der Krieg länger hinzieht oder weiter intensiviert, ist mit starken Verwerfungen an der Preisfront und für längere Zeit mit einer hohen Inflationsrate zu rechnen. Nahrungsmittel, Energie- und Logistikkosten werden besonders stark betroffen sein.

Die Kombination von einer ho-hen Teuerung auf vielen Produkten, steigenden Zinsen und dem starken Franken birgt viele Risiken. «Dennoch sind wir durch die vergangenen Krisen quasi gestählt», sagt Christoph Weber und bleibt zuversichtlich: «Wir haben eine starke Wirtschaft, welche grösstenteils fit ist.»

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