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Auf den Spuren von Dario Cologna

Auf den Spuren von Dario Cologna Auf den Spuren von Dario Cologna

Daniel Grätzer verfolgt seit zwei Jahren seinen Traum

Seit Sommer 2020 arbeitet der 23-jährige Daniel Grätzer nur noch in einem 50-Prozent-Pensum als Pöstler. Die restliche Zeit investiert er ins Langlauf- Training – rund 15 Stunden trainiert er im Winter wöchentlich, mit dem Ziel, beim Weltcuprennen in Davos starten zu dürfen.

ANGELA SUTER

«Ich bin seit etwa 17 Jahren auf den Langlaufskiern anzutreffen. Meine Eltern gingen schon früh mit mir auf die Loipe und ich lief später einige regionale Rennen », meint Daniel Grätzer, der in Unteriberg praktisch neben der Loipe aufgewachsen ist. Als Zuschauer mit der Familie beim Weltcuprennen «Davos Nordic» wurde ihm klar, dass er mehr wolle, als nur einige regionale Rennen zu laufen. Und seit der Saison 2019/2020 packte ihn der Langlaufsport so sehr, dass er sein Leben in Absprache mit seinen Eltern umkrempelte.

Finanzierung sichern

Als erstes startete er ein Crowd-founding mit einem witzigen Video und übertraf dank 52 Unterstützern sein Ziel von 5000 Franken sogar leicht. Damit konnte er die vergangene Saison gut abdecken und sich die perfekte Ausrüstung anschaffen, um auf einem Top-Niveau zu trainieren: «Mittlerweile besitze ich 14 Paar Skier von Salomon und bin dank Schaad Nordic Sport in Studen richtig ausgerüstet!» Er wohnt noch zu Hause und hat so einen günstigen Lebensunterhalt. Neben der Familie wird er durch viele regionale Unternehmen – Schaad Nordic Sport, Holdener Sport, Physio Ybrig und Elektro Schatt – auf seinem Weg unterstützt, aber Daniel Grätzer hat auch weitere überregionale Sponsoren.

Seit zwei Jahren ist der leidenschaftliche Fussballer Teil des Regionalkaders des ZSV (Zürcher Skiverband), trainiert mit ihnen und startet mit ihnen an den Schweizer Rennen. Im Sommer werden für Trainings auch Kaderzusammenzüge gemacht. Ebenfalls seit zwei Jahren ist er im SAS Pro Team, einem überregionalen Eliteteam, zusammen mit rund 20 anderen Langläufern. Dieses Team gibt Topathleten ohne Kaderzugehörigkeit die Möglichkeit, sich professionell auf die Wintersaison vorzubereiten. Mit SAS Pro kann Daniel Grätzer an Internationalen Rennen starten. Es werden auch günstige gemeinsame Trainingslager organisiert.

Fortschritte machen Und ebenfalls seit zwei Jahren trainiert er mit einem eigenen Trainer, mit Janis Lindegger, früherer SAS-Trainer, heute Langlauftrainer am Sportgymnasium in Davos. Daniel Grätzer ist begeistert: «Durch die Zusammenarbeit mit ihm merke ich, dass meine Leistung doch ziemlich nach oben geht.» Jetzt im Winter trainiert er pro Woche zirka 15 Stunden, eher kurze und intensive Trainings. Im Sommer gibts dann viel Lauf-, Kraft-, Rennvelo- und natürlich auch Rollskitrainings.

Von Montag bis Mittwoch arbeitet er bei der Post in Einsiedeln. Montag ist Trainings-Ruhetag, Dienstag und Mittwoch gibts jeweils eine Trainingseinheit, von Donnerstag bis Sonntag meistens zwei Einheiten – ausser an Renntagen. Er darf den Kraftraum von Urs Kryenbühl in der Zivilschutzanlage im Baumeli in Unteriberg mitnutzen. Etwa an einem bis zwei Rennen pro Woche nimmt er im Schnitt teil.

Erfahrungen sammeln In der laufenden Saison hat Daniel Grätzer in Goms den 61. Rang erlaufen, am Swisscup in Campra den 8. im Skating und den 16. im klassischen Sprint, beim Teamsprint am Voralpencup gabs den ersten Sieg und beim Weihnachtslauf in Unterschächen den 2. Platz. Am Rothenthurmer Volksskilauf erreichte er im Skatingrennen beim Zwischensprint – auf welchen er setzte – den 2. Rang. Eine Corona-Infektion Anfang Jahr schränkt ihn zurzeit bei Rennen noch etwas ein, er hofft, dass er sich bald ganz erholt. Am regionalen Rennen in Engelberg vom vergangenen Wochenende erreichte der Sprint-Spezialist den 1. Rang. Am kommenden Wochenende wartet ein Sprint- und Distanzrennen in Klosters auf Daniel Grätzer – wir wünschen viel Erfolg!

Sein Ziel ist klar und realistisch: «Ein Kader zu erreichen wäre schon schön, aber eher unrealistisch … Aber ein Start am Sprintrennen bei ‹Davos Nordic› liegt mit viel Fleiss hoffentlich bald drin!» Damit er dieses Ziel erreichen kann, müsste er sich am ersten Rennen der Saison im Goms qualifizieren – etwa die besten vier bis fünf Schweizer können zusätzlich zu den Elitekadern starten. Für die laufende Saison hat er sein Ziel verpasst, aber wir dürfen gespannt sein, wie sich die Formkurve bis zur Saison 22/23 noch verbessern wird.

Daniel Grätzer trainiert häufig in seiner Heimat, wie hier auf der Studen-Ybrig-Loipe mit Blick in die heimischen Ybriger Berge.

Foto: Angela Suter

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