Veröffentlicht am

In Schwyz gibt es nur selten Tierversuche

Im Kanton Schwyz wurden im Jahr 2020 keine Tierversuche mit Ratten oder Mäusen durchgeführt.

JÜRG AUF DER MAUR

Am 13. Februar stimmt das Schweizer Volk an der Urne auch über die Tier- und Menschenrechtsinitiative ab. Sie fordert ein bedingungsloses Verbot von Tierversuchen und Forschung am Menschen in der Schweiz. Die Initiative gilt als viel zu radikal und wird weder vom Parlament noch vom Bundesrat unterstützt. Auch die Parteien gehen auf Distanz.

1500 Tiere waren beteiligt

Der Kanton Schwyz spielt praktisch keine Rolle. «Es gibt nur ganz vereinzelte Tierversuche, die ausschliesslich im Kanton Schwyz stattfinden», weiss Marco Gut, stellvertretender Kantonstierarzt im Laboratorium der Urkantone in Brunnen. In den meisten Fällen handelt es sich um kantonsübergreifende Versuche, wo eine ausserkantonale Forschungsanstalt mit Tieren in verschiedenen Kantonen arbeitet. «Das heisst, der Kanton Schwyz ist in diesen Fällen einer von mehreren beteiligten Kantonen», so Gut.

Im Jahr 2020 waren an den Versuchen, die im Kanton Schwyz durchgeführt wurden, total rund 1500 Tiere beteiligt. «Die grosse Mehrheit – knapp drei Viertel aller Tiere – sind Fische. Bei den restlichen handelt es sich um Schafe, Ziegen, Rindvieh und andere Nutztiere», erklärt Gut. Immer mehr Fische betroffen

Versuche an Mäusen und Ratten, an denen die meisten beim Stichwort Tierversuch denken, wurden im Kanton Schwyz 2020 keine durchgeführt. Die Zahl der Tiere, die Versuchszwecken dienten, haben gemäss Gut aber in den letzten Jahren auch im Kanton Schwyz zugenommen. Die Zunahme betrifft dabei vor allem die Fische. Seit dem Jahr 2015 seien die Zahlen aber relativ stabil, obwohl aufgrund der insgesamt kleinen Zahl gewisse Schwankungen zu erwarten seien. Verhaltensforschung im Fokus

Worum geht es bei den Versuchen? «Bei den meisten Versuchen mit Tieren im Kanton Schwyz handelt es sich um Verhaltensforschung und Forschung im Zusammenhang mit Erkrankungen bei Tier oder Menschen », sagt Gut weiter. Was auf den ersten Blick erstaunt, ist gar nicht so spektakulär. Es gebe auch bei Fischen Verhaltensforschung. Dabei handelt es sich nicht um Tiere, die speziell als Versuchstiere im Becken gehalten werden, sondern um Studien, für die Fische in Seen und Flüssen, aber auch in Fischzuchten, in ihrem normalen Umfeld beobachtet werden.

So könne es beispielsweise um das Verhalten der Fische im Zusammenhang mit Umwelteinflüssen gehen, oder es könnten Untersuchungen angestellt werden, wie sich Fischpopulationen ausbreiten. Auch Einsätze an der Schule sind Tierversuche Welche Kriterien müssen denn erfüllt sein, damit im Kanton Schwyz Tierversuche bewilligt werden? Die Bewilligungen rich-ten sich nach der schweizerischen Tierschutzgesetzgebung. «Es wird», so Gut, «eine strenge Güterabwägung vorgenommen.» Dabei werde der Stellenwert der erwarteten Erkenntnis durch die Studie mit der Belastung und der Anzahl betroffener Tiere verglichen.

Der Belastungsgrad und die Anzahl der Tiere muss gemäss dem stellvertretenden Schwyzer Kantonstierarzt so tief wie möglich gehalten werden. Ausserdem müsse aufgezeigt werden, dass der Versuch nicht durch andere Methoden ersetzt werden könne, sagt der stellvertretende Kantonstierarzt.

Generell könne es sich bei den Versuchen um Grundlagenforschung, Entdeckung und Erprobung von Therapiemöglichkeiten bei Krankheiten von Menschen und Tieren, Krankheitsdiagnostik, den Schutz von Menschen, Tieren und Umwelt (zum Beispiel Toxikologie) oder Verhaltensforschung handeln. Als Tierversuch gelte aber auch, wenn Tiere in der Bildung eingesetzt würden. Initiative fordert ein totales Verbot von Tierversuchen Die Volksinitiative fordert ein to-tales Verbot von Tierversuchen in der Schweiz. Davon wäre gemäss «Bundesbüchlein» die Entwicklung neuer Medikamente, Therapien oder Chemikalien betroffen. Aber auch in der wisssenschaftlichen Lehre und Grundlagenforschung wären Tierversuche verboten.

Keine einzige Stimme im Parlament Ebenso verboten wären sogenannte Menschenversuche. Die Initiative lässt offen, ob damit jegliche Forschung am Menschen gemeint ist. Diese umfasst nicht nur Forschung in Medizin und Biologie, sondern beispielsweise auch in der Psychologie oder in Sportwissenschaften.

Die Volksinitiative wurde bei der Debatte im Parlament als viel zu radikal bezeichnet. Der Bundesrat empfiehlt, sie abzulehnen, und weder im Nationalnoch im Ständerat gab es eine einzige Pro-Stimme.

Share
LATEST NEWS