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Die 30-Millionen-Klage wurde bis heute nicht eingereicht

Die 30-Millionen-Klage wurde bis heute nicht eingereicht Die 30-Millionen-Klage wurde bis heute nicht eingereicht

Mit der Schwyzer Kantonalbank wird ein zahlungskräftiges Opfer gesucht.

JÜRG AUF DER MAUR

Mit happigen Vorwürfen an die Adresse der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) respektive einer früheren Tochterfirma mach-te die Phoenix Pensionskasse mit Gründer Serge Aerne einmal mehr auf sich aufmerksam. Dieses Mal soll, gemäss «Sonntags-Blick» und der «Tagesschau», das Schwyzer Bankhaus letztlich verantwortlich sein für die Schieflage der Phoenix.

In deren Kasse fehlen zwölf Millionen Franken. Damit, so der Unterton der Berichte, seien nicht nur die Pensionsgelder der mittlerweile noch 500 Mitglieder, sondern vor allem auch jene der Spieler des Eishockeyclubs Rapperswil- Jona Lakers in Gefahr.

«Phoenix ist pleite und sucht nun einen Schuldigen»

Der Konflikt zwischen der SZKB und der Phoenix Pensionskasse ist ab dem Jahr 2019 so richtig explodiert. Für Aussenstehende ist es praktisch unmöglich, einen Überblick zu gewinnen. Die Geschäftsverbindungen und -verwicklungen sind komplex. Involvierte oder Betroffene schweigen und sagen wenig bis nichts.

Immerhin stellt Alexander Lacher, Präsident der kantonsrätlichen Kommission Krak, welche die politische Aufsicht über die Kantonalbank hat, fest, dass der Bank bis jetzt überhaupt nichts habe vorgeworfen werden können. Lacher: «Wir haben die Vergangenheit sorgfältig aufgearbeitet und untersucht, wie es zum Kauf der SZKB-Beteiligung kam. Wir sind auch in permanentem intensivem Kontakt mit der Bankführung.» Andere Beobachter der Schwyzer und Schweizer Wirtschafts-, Bank- und PK-Szene wollen sich nicht äussern. Sie lassen aber durchblicken, dass hier offenbar versucht werde, medial Druck aufzubauen, um ans Geld der SZKB zu kommen. «Man macht Druck durch mediale Öffentlichkeit, weil man offensichtlich rechtlich nicht weiterkommt », sagt einer der Befragten. Oder anders gesagt: «Phoenix ist pleite und sucht nun einen Schuldigen.» Gut getimte Skandalmeldungen gegen Schwyzer Bank Verschiedene Punkte scheinen diese These zu belegen: Auffällig ist, dass die Schwyzer Kantonalbank immer kurz vor ihrer Bilanz- Medienkonferenz mit neuen Vorwürfen konfrontiert wird. Ähnlich ist es auch im Kantonsrat: Ist die Kantonalbank ein Thema, gibt es eine «Skandalgeschichte » in den überregionalen Medien. Dass ein «Fall Schwyzer Kantonalbank» zu konstruieren versucht wird, scheinen zudem weitere Auffälligkeiten zu belegen.

Im Jahr 2020 wurde mit einer Strafklage gedroht. Kurz nach der medialen Berichterstattung entschied Serge Aerne dann aber, von der Klage abzusehen.

Noch drastischer aus Schwyzer Sicht sind die Vorgänge im Februar 2021. Damals orakelte der «Sonntagsblick», dass der Schwyzer Kantonalbank eine 30-Millionen-Franken-Klage ins Haus stehe. Diese traf nicht nur nicht im letzten Frühling, sondern bis heute nie ein.

Nicht umsonst spricht Peter Geisser, Leiter Kommunikation der Schwyzer Kantonalbank, wie schon im letzten Jahr, von Litigation- PR, die da betrieben werde. Das heisst: Die Kommunikation von juristischen Auseinandersetzungen wird nach aussen gesteuert. Via Medien wird versucht, die Öffentlichkeit zu beeinflussen.

«Einmal mehr alte und falsche Vorwürfe» Deutlich wurde auch die Assurinvest AG, eine Tochterfirma der Nova Vorsorge AG. Assurinvest hält auf ihrer Homepage zur damaligen 30-Millionen-Klage-Drohung fest: «Serge Aerne schafft es einmal mehr, mit seinen falschen, alten Vorwürfen in die Medien zu kommen.» Satte zwölf Millionen Franken gross ist das buchhalterische Loch der Aargauer Phoenix Pensionskasse, welche sich nun an den Sicherheitsfonds BVG gewendet hat. Der Sicherheitsfonds ist das Auffangbecken für angeschlagene und bankrotte Vorsorgeeinrichtungen.

Jetzt wurden in einem Teil der Medien deswegen erneut schwere Vorwürfe an die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) gerichtet. Das Loch in der Kasse soll nicht we-gen eines Immobiliengeschäfts entstanden sein. Verantwortlich seien vielmehr Buchungsfehler in den Jahren 2015 und 2016, für welche die Nova-Vorsorge-Holding verantwortlich sei. An der Nova Vorsorge AG war bis Mai 2021 die SZKB mit 49 Prozent beteiligt.

Keine Untersuchungen oder Verfahren gegen die SZKB

«Einmal mehr werden alte Vorwürfe gegen die SZKB erhoben, die falsch sind», sagt Peter Geisser, Kommunikationschef der SZKB. Die gemäss «Blick» finanziell schwierige Situation der PK Phoenix habe überhaupt nichts mit der SZKB zu tun. «Es gibt dementsprechend auch keine Untersuchungen oder Verfahren gegen die SZKB – weder aufsichts- noch zivil- noch strafrechtlich. » Wieso spricht die SZKB von Litigation-PR? «Ein Beteiligter, gegen den noch ein Strafverfahren hängig ist, findet mit Fake- Anzeigen immer wieder die Aufmerksamkeit der Medien. Wie zum Beispiel mit der Schadenersatzklage von 30 Millionen Franken, die vor einem Jahr als Schlagzeile diente und nie eingereicht wurde.» SZKB rechnet nicht, dass sie zahlen muss Immerhin: Jetzt wird die ganze Angelegenheit vom Sicherheitsfonds untersucht: «Die Aufsichtsbehörden und -organe der PK Phoenix müssen diese Vorwürfe im Interesse der Versicherten klären. Im Fokus steht der Stiftungsrat der PK Phoenix», hält Geisser fest.

Das bedeutet aber auch, dass der Sicherheitsfonds am Schluss das Geld von der SZKB zurückverlangen könnte. Grund zur Furcht hat man bei der Schwyzer Kantonalbank deswegen aber nicht. «Wir gehen nicht davon aus, dass das eintreffen wird», betont Geisser.

Für die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) sind die Vorwürfe haltlos. Es handle sich um Litigation-PR, die von der Phoenix Pensionskasse betrieben werde.

Foto: Erhard Gick

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