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Mit kleinen Schritten vorwärts

Urs Kryenbühl tastet sich in Wengen wieder an die erweiterte Weltspitze der Abfahrer heran

In den beiden Abfahrten von Wengen tastete sich Urs Kryenbühl langsam wieder an die erweiterte Weltspitze heran und holte erstmals auf der Lauberhornpiste überhaupt Weltcuppunkte.

KONRAD SCHULER

Am Freitag wurde zu einer verkürzten Abfahrt gestartet, am Samstag konnten die weltbesten Abfahrer auf der Originalstrecke bewundert werden. Beide Rennen fanden vor beachtlichen Zuschauerkulissen und bei traumhaftem Winterwetter statt. Die Verhältnisse hätten für die Rennen im Berner Oberland nicht besser sein können.

Kernen-S als Denkaufgabe

Gestartet wurde in der ersten Abfahrt oberhalb des Hundschopfs. Die besten Abfahrtscracks lieferten ein an Spannung kaum zu überbietendes Stelldichein. Es wurde schlichtweg grossartiger Abfahrtssport gezeigt. Sieger wurde der Norweger Aleksander Aamodt Kilde, der die Piste 0,19 Sekunden schneller als Marco Odermatt und 0,3 Sekunden schneller als Beat Feuz bewältigte. Erstaunlich war, wie selbst die besten Abfahrer der Gegenwart vor dem Kernen-S stärkere oder leichtere Gegenschwünge anbrachten oder mehr oder weniger sich im Stemmbogen übten. Schrittchenweise nach vorne

Urs Kryenbühl war an diesen beiden Tagen auf der Suche nach der Fahrt ohne Fehler. Es scheint für ihn die Zeit angebrochen zu sein, in der er sich Schrittchen um Schrittchen wieder nach oben kämpfen muss. Das ist ja eigentlich nach einem solch schweren Sturz, wie Urs Kryenbühl ihn letztes Jahr in Kitzbühel hatte, normal und bei vielen Spitzenathleten zu beobachten. Riesenprung im Hundschopf

Im Hundschopf machte Urs Kryenbühl einen Riesensprung. Es war wohl einer der weitesten Flüge. Bei der ersten Zwischenzeit lag er nur 0,27 Sekunden hinter der Bestzeit.

Das Kernen-S durchfuhr er mit einer gewissen Vorsicht, denn am Tag zuvor landete er an derselben Stelle im Super-G fast auf dem Hintern. Die Ausfahrtsgeschwindigkeit war relativ bescheiden.

Auf seiner weiteren Fahrt über Langentreien, Haneggschuss und Seilersboden verlor er sukzessive etwas Zeit. Im Zielschuss konnte er recht gut mit den Besten mithalten.

Schlussendlich belegte Urs Kryenbühl mit 1,92 Sekunden Rückstand den 25. Rang und holte die ersten Weltcuppunkte überhaupt auf der Lauberhornpiste.

Rang 22 auf Originalstrecke

Am Samstag konnte die mit 4480 Meter längste Abfahrtsstrecke im Weltcup-Zirkus befahren werden. Es kam erneut zu einem Grosskampf zwischen den besten Abfahrtscracks.

Sieger wurde der Österreicher Vincent Kriechmayr vor Beat Feuz und dem Italiener Dominik Paris. Nur zwei Hundertstel hinter dem Südtiroler klassierte sich Marco Odermatt. Sechs Schweizer holten Punkte.

Urs Kryenbühl legte eine solide Fahrt ohne grosse Fehler hin. Von oben bis unten verlor er kontinuierlich etwas Zeit. Oberhalb des Hundschopfs hatte er einen bescheidenen Rückstand von 0,26 Sekunden auf die Bestzeit. Bei der Minschkante waren es 0,87 Sekunden, in Langentreien dann bereits 1,81 Sekunden. Schlussendlich reichte es für den Unteriberger zum 22. Rang mit 2,63 Sekunden Rückstand. Urs Kryenbühl belegt nun als sechstbester Schweizer mit 30 Punkten den 30. Rang.

Nun geht es in dieser Woche zu zwei weiteren Abfahrten nach Kitzbühel. Für Urs Kryenbühl steht also eine riesige mentale Herausforderung an.

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