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«Jeder Mensch hat ein Recht auf gute Luft»

«Jeder Mensch hat ein Recht auf gute Luft» «Jeder Mensch hat ein Recht auf gute Luft»

Interview mit Roger Kälin (54), Inhaber und Ingenieur der Firma Lufttechnik AG, Wädenswil

Luft braucht der Mensch zum Überleben noch dringender als Wasser. Gesunde Luft ist elementar. Deshalb sind auch Lüftungen wichtige Einrichtungen, um für ein gutes und gesundes Raumklima zu sorgen. Die Firma Lufttechnik AG in Wädenswil, die es schon seit 1947 gibt und 65 Mitarbeiter zählt, hat ein neues Programm entwickelt, mit dem man zudem Energie und CO2 bei Lüftungen einsparen kann. Roger Kälin erklärt, wie die Technologie funktioniert.

WOLFGANG HOLZ

Herr Kälin, wie wichtig und wie häufig sind Lüftungen in Gebäuden heutzutage?

Je länger, je mehr. Ich will damit sagen: Nicht zuletzt dank Corona hat man erkannt, dass jeder Mensch ein Recht auf gute Luft hat und dass gute Luft eine Gesundheitsvorsorge bedeutet. Welche ist denn Ihre grösste Lüftungsanlage, welche Ihre kleinste, die Sie je installiert haben?

Die grösste Lüftungsanlage, die wir im Augenblick bauen, ist die Jagdschiessanlage Wyden in Bülach sowie das Seespital Horgen. Danach folgen die Maag Hallen in Zürich. Unsere Firma plant, projektiert und baut sämtliche Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen. Wir installieren auch kleinere Anlagen, wie etwa die Lüftung für einen Kindergarten oder die Bad-WC-Entlüftung für eine Wohnung. Im Raum Einsiedeln realisierten wir das Spital und diverse Systemanlagen für die HLM.

Die Lufttechnik AG in Wädenswil hat ein spezielles Programm zur Energie- und Betriebsoptimierung von Bestandsanlagen entwickelt, das REtrofit-Programm. Was ist das genau? Das ist eine neue Technologie, mittels derer man bestehende Lüftungen so umrüsten kann, dass dadurch die Stromkosten der Anlagen sowie der CO2-Ausstoss reduziert werden können. Bei den CO2- und Stromsenkungen handelt es sich um Einsparungen von 50%. Unser System ergibt eine Reduktion der Stromkosten der Anlagen, Einsparungen von Primärenergie Heizung und Kälte, Einsparungen für Service, Wartung und Unterhalt, eine Verlängerung der Lebensdauer der Anlagen sowie eine Steigerung der Wertschöpfung und eine beträchtliche CO2-Kompensation.

Klingt genial. Wie funktioniert das technisch – kurz für Laien erklärt? Sie sprechen ja von bionischen Erkenntnissen. REtrofit funktioniert dank speziell verwendeter Ventilatoren, die über spezielle Flügelräder verfügen, die eine walähnliche Struktur aufweisen. Dadurch reduziert sich, wie gesagt, der Energieverbrauch. Die so umgerüsteten Lüftungsanlagen arbeiten aber auch geräuschärmer. Die REtrofit-Technologie, die Entwicklung und Forschung startete vor fünf Jahren, haben wir bis jetzt in etwa 105 Anlagen eingebaut. Jetzt ist diese marktreif und wir sind bereit.

Was kostet so eine REtrofit-Anlage?

Kleinanlagen kosten, ausgestattet mit einem Rund-um-Sorglos-Paket, 20’000 und 25’000 Franken. Wobei man sich die Grösse einer Kleinanlage etwa vorzustellen hat in der Dimension eines Restaurants mit 150 Quadratmetern Fläche. Für eine grössere Anlage schlagen etwa 40 bis 50’000 Franken zu Buche. Das Investment ist im Durchschnitt nach 3 bis 6 Jahren refinanziert. Es spricht somit nichts dagegen, ausser man tut es. Energie Zukunft Schweiz spricht für unser REtrofit Fördergelder. Kann mit REtrofit eigentlich jede bestehende Lüftungsanlage umgerüstet werden?

Ja, das ist kein Problem. Es dreht sich um die Umrüstung auf neue Filter, andere Ventilatoren, Elektroanpassung und Regulierung mit Fernzugriff. Auch ältere Lüftungsanlagen können mit REtrofit ausgestattet werden. Die Lebensdauer kann dadurch um bis zu 15 Jahre verlängert werden. Letzte Frage: Es heisst häufig, Lüftungen und Klimaanlagen würden zur Verbreitung von Bakterien und Viren und damit von Krankheiten führen. Wie gesund sind Lüftungen wirklich? Wenn Lüftungs- und Klimaanlagen ordentlich gepflegt und gewartet werden, gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Aber wie gesagt: Sie müssen regelmässig gewartet und gepflegt werden. Luft ist der Träger unserer Gesundheit, somit der Luftqualität und unserer Gesundheitsvorsorge. Eine Verbesserung der Raumluftqualität ist gleichbedeutend mit der Stärkung der Immunabwehr und Krankheitsabwehr. Die beste Vorsorge bietet die Vollklimaanlage mit Befeuchtung.

Roger Kälin Foto: zvg

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