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«Es hat schon Lustiges gegeben, aber man hört weniger davon»

«Es hat schon Lustiges gegeben, aber man hört weniger davon» «Es hat schon Lustiges gegeben, aber man hört weniger davon»

Wie macht man eine Fasnachtszeitung in so unlustigen Zeiten wie diesen? Beat Camenzind und die Bürgerwehr versuchen derzeit das Unmögliche.

VICTOR KÄLIN

«Dr Zwärchfällschüttler», so der Name der Fasnachtszeitung der Bürgerwehr, soll am 18. Februar erscheinen. Wo steht man heute mit der Produktion? Wir sind am Schreiben der Artikel. Es ist schwierig zu sagen, ob wir auf Kurs sind. Man hat eigentlich immer das Gefühl,zu wenig Material zu haben. Doch gegen Redaktionsschluss trudelt gewöhnlich noch einiges ein – mit der Konsequenz, alte, vielleicht weniger humorvolle Artikel kippen zu müssen. Wegen Corona, so meine Befürchtung, wird das in diesem Jahr eher weniger der Fall sein. Sie sprechen es an: In Corona- Zeiten wie diesen passiert nicht nur weniger, man sieht sich auch weniger und kann sich somit kaum austauschen. Gibts überhaupt genügend Geschichten?

Spürbar weniger. Es hat sicherlich lustige Episoden gegeben, doch man hört weniger davon. Wir können schon noch Geschichten und Anekdoten gebrauchen.

Die Bürgerwehr ruft – wie die Goldmäuder in ungeraden Jahren mit dem «Abäck» – die Bevölkerung auf, Gehörtes oder selbst Erlebtes zu melden. Gibt es da überhaupt irgendwelche Rückmeldungen? Ja, definitiv. Es läuft langsam an. So jeden zweiten Tag erhalte ich eine Geschichte, einen Hinweis. Es darf aber ruhig noch mehr sein. Wir sind gerne in der Lage, die Qual der Wahl zu haben. Wie kommt eine Fasnachtsgesellschaft generell zu ihren Ideen? Einerseits über zugeschickte Artikel und Ideen. Dann überlegt sich das Redaktionsteam immer auch, ein lokales oder mindestens allseits bekanntes Thema hervorzuheben und daraus eine Doppelseite zu machen. Ein inhaltlicher Aufhänger für eine solche Doppelseite zu finden erweist sich aber gerade in diesem Jahr als schwierig. Sie sind Präsident der Bürgerwehr. Ist man da automatisch im Redaktionsteam? Nein, das ist nicht zwingend so. Ich war schon im Team, bevor ich Präsident wurde. Der nächste «Zwärchfällschüttler» dürfte mein 7. oder 8. sein. Ich schimpfe mich jetzt einmal als relativ begabten Reimer. Und manchmal gelingt es mir sogar, eine treffliche Pointe zu setzen! Ist es schwieriger geworden, im Zeitalter politischer Korrektheit eine gute Fasnachtszeitung zu machen? (überlegt) Verglichen mit deutschen Büttenreden sind wir in Einsiedeln mit unseren Fasnachtszeitungen – wie soll ich sagen – irgendwie brav. Wir vermeiden es, ins Intime, gänzlich Private zu gehen. Man darf kritisieren, durchaus schärfer. Aber in Einsiedeln geht man mit Personen des Öffentlichen Lebens doch ziemlich sanft um. Gab es auch schon rechtliche Klagen gegen den «Zwärchfällschüttler »?

Nein. Es blieb glücklicherweise bei Androhungen. Und sonst gibts ja noch das Gespräch. Im Grundsatz versuchen wir, die Kirche im Dorf zu lassen. Und wenn «Dr Zwärchfällschüttler » wie geplant am 18. Februar erscheint: Gibts dann jeweils Dank und Anerkennung? Ja, das gibt es. Wer mit einer Fasnachtszeitung nichts anfangen kann, liest sie auch nicht. Doch in jüngerer Vergangenheit ist unsere Auflage kontinuierlich auf 1800 bis 1900 Exemplare gestiegen. Auch das ist Wertschätzung.

Meldungen an: info@buergerwehr. ch. Redaktionsschluss ist Mittwoch, 2. Februar

Foto: Victor Kälin

Beat Camenzind

Jahrgang: 1961 Wohnort: Birchli/Einsiedeln Beruf: Konstrukteur Hobbys: Fasnacht, Sport (schauen), Restaurant Biergarten

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