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Gendern: Sinnvoll oder sinnentleert?

Gendern: Sinnvoll oder sinnentleert? Gendern: Sinnvoll oder sinnentleert?

SEITENBLICK: POLITISCHE DINGE

ROLAND LUTZ

Regelmässig schwappen Sitten – in der Regel eher Unsitten – aus den USA nach Europa und gelangen auch in die Schweiz. Eine dieser Moden ist das Gendern. Kann und soll man das mitmachen? Und wenn ja, wo? Man kann das toll finden oder nicht

Nebst den klassischen Geschlechtern Mann und Frau – und den etablierten Ausrichtungen hinsichtlich sexueller Präferenzen – beglückten uns in den letzten Jahren zumeist US-amerikanische «Intellektuelle» mit weiteren Spielarten: unter anderem «Transgender», «Queer», «Questioning », «Intersex», «Asexual», «Agender », «Aromantic-Ally» oder «Pansexual ». Man kann das nun toll finden oder nicht; ich gehöre bekennend zu Letzteren.

Jedes Mal, wenn man vor einem Publikum etwas zu erzählen hat oder etwas zu Papier oder in die Cloud bringt, muss man sich – nicht nur als Politiker – fragen, wie man damit umgehen soll.

Es gibt drei Lager: die Dogmatiker, die Kompromissbereiten und die von einigen Dogmatikern als «Gender- Nazis» betitelten Maximalisten. Ui! Ein gefährlicher Begriff; aber so habe ich es an der Olma gehört. Dogmatiker sind schneller fertig

Verzichtet man konsequent aufs Gendern, dann erspart das dem Zuhörer und dem Leser einiges. Man beruft sich auf «Sag nur so viel wie nötig und nichts, was nicht nötig ist». Der Dogmatiker geht davon aus, dass der Leser impliziert, dass ein Arzt auch weiblich sein kann oder die Kindergärtnerin auch männlich. Und er ist Traditionalist, denn es war ja wohl nicht alles so falsch in den letzten Jahrhunderten. Angepasste wollen allen gefallen

Will man sich nicht einer möglichen Diskussion oder einem Empörungssturm aussetzen – beispielsweise, wenn ein Maximalist anwesend ist –, dann sucht man den Mittelweg und tischt mindestens immer die weibliche und die männliche Form als Paar auf. So ist man aus dem gröbsten Schneider. Maximalisten: «Mehr ist mehr»

Diese oft etwas übermotivierten Zeitgenossen lassen keine Gelegenheit – und keine Gelegenheitin (sic!) – aus, alles zu erwähnen, was irgendwie möglich ist: Nicht vergessen gehen selbst die gesuchtesten Varianten wie der Schwarzafrikaner, der an Pigmentstörung leidet und vegan lebt, selbst aber nicht so genau weiss, was er hinsichtlich seiner sexuellen Ausrichtung nun ist. Auch das habe ich an der Olma gehört; hier wurde aber – sie erahnen es – getuschelt. Soll man Gesetze «geschlechtergerecht » formulieren?

Von der Gesellschafts- zur realen Politik: Auch diesbezüglich gibt es Kontroversen, ob man soll oder eben nicht. Das Gendern in Gesetzestexten kann eklatante sprachliche Probleme und störende Unstimmigkeiten zur Folge haben, als auch die Verständlichkeit beeinträchtigen.

Die Anwendung des generischen Maskulins in Gesetzestexten, mit Ausnahme von Normsätzen, in denen das natürliche Geschlecht rechtlich eine Rolle spielt, ist deshalb wohl angezeigt. Meist werden juristische Rollen benannt, weshalb das natürliche Geschlecht der bezeichneten Personen juristisch keine Rolle spielt. Es empfiehlt sich, die Gesetze nicht noch unverständlicher zu machen, als was sie schon sind.

«Das Gendern in Gesetzestexten kann eklatante sprachliche Probleme und stöhrende Unstimmigkeiten zur Folge haben.»

Roland Lutz. Eidg, dipl. Wirtschaftsinformatiker und IT-Unternehmer. Politisch engagiert als Einsiedler SVP-Kantonsrat und Erziehungsrat. Hinterfragt immer wieder gerne politische Entwicklungen.

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