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s geschah in jener Zeit, als der Küchentisch noch grösser war als ich. Doch selbst als «Pfüderi» gelang es mir irgendwie, vom Guetzli-Teig zu «schlöinen». Was ich schmeckte, versprach himmlische Köstlichkeiten.

Umso grösser dann die Enttäuschung: Kein Guetzli war nur annähernd so gut wie der «gestohlene» Teig. Und man muss wissen: Unsere Mama war nicht nur die beste Köchin der Welt, sondern ganz bestimmt auch in der Disziplin Guetzlibacken in den Top Ten. Dennoch fühlten sich die kleinen Gebäcke lediglich zu süss, zu trocken, zu hart an. Und das nicht nur einmal: Ab dem 24. Dezember wurden diese Dinger zum ständigen Begleiter. Am Mittag, am Abend, zwischendurch, bei Besuch und bei jeder Gelegenheit – so lange, bis alles «rübis-stübis» aufgegessen war. Die Halbwertszeit dehnte sich ins Unendliche … Da sich das niederschmetternde Ritual Jahr für Jahr wiederholte, beantwortete ich die Frage nach dem Lieblingsguetzli bis zur Pubertät lediglich mit «Teig». Nein, Weihnachtsguetzli mag ich nicht.Sie wecken in mir das Gefühl eines unerfüllten Versprechens.

Die etwas umständliche Herleitung mag Erklärung sein, weshalb ich heute, Jahrzehnte nach diesem Gourmet- Trauma, noch immer die Hände von allen Weihnachtsguetzli lasse.Aktiv und passiv: Weder backe ich sie, noch esse ich davon. Und wenn ich einmal welche geschenkt kriege, dann setze ich die ganze Hoffnung auf meine Frau und deren Freundinnen.

Vielleicht hat dies alles gar nichts mit meiner geschundenen Guetzli-Psyche zu tun. Sondern eher damit, dass ich Süsses generell nicht mag.

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