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Eine Machtdemonstration

Eine Machtdemonstration Eine Machtdemonstration

Swiss Winforce League (NLA), Playoff-Halbfinal, Hinkampf: Einsiedeln unterliegt 11:29

Von der Ambiance her war es eigentlich ein toller Ringer-Abend in der Sporthalle: Spektakulär war für Einsiedeln weniger das Endergebnis als viel mehr der grosse Kampf vor 400 Zuschauern.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Die Frage in einem Playoff-Halbfinal lautet eigentlich nur: Wer fliegt um den Meistertitel raus? Einsiedeln hat den ersten Fight gegen Rivale Willisau mit 11:29 verloren. Damit dürfte die Frage schon vor dem Rückkampf beantwortet sein. Einsiedeln kann trotz des grossen Einsatzes aber nicht von aller Schuld freigesprochen werden. Vieles wirkte einfach zu fahrig. Willisau hatte aber ein übermächtiges Kollektiv, das phasenweise wie ein tobendes Gewitter über den Gegner hinwegbrauste. Die Einsiedler sind das «Opfer » des besten Ringklubs in der bisherigen Saison geworden.

Einsiedeln hielt mit

Im ersten Duell liess Altmeister Alexander Golin seine Klasse immer wieder aufblitzen. Er siegte im freien Stil, seiner bevorzugten Stilart, nach blitzschnell ausgeführten Angriffen und einigen Durchdrehern gegen Florian Schärli bald einmal technisch überhöht. Sven Neyer geriet im Schwergewicht gegen den bärenstarken Delia Alishahi zu schnell in Rückstand und erhielt zudem zwei Verwarnungen, von denen eine allerdings zu Diskussionen Anlass gab.

Vor Ablauf der zweiten Runde hatte der Gast die Nase mit dem Maximum vorne. Ohne Chance war im Anschluss der 16-jährige Magomed Dzavadow, der dem starken Schweizer-Bulgaren Dimitar Sandor noch vor dem Pausengong den Überlegenheitssieg überlassen musste. Nichts auszurichten vermochte Sascha Schmid, der im Sommer vom Pfeifferschen Drüsenfieber mehr als nur arg gebeutelt wurde und erst seit Kurzem wieder auf der Matte trainieren kann, gegen den derzeit besten Schweizerringer Stefan Reichmuth. Der Willisauer kam nach einem kurzen Geplänkel zu einem Blitzsieg. Nachdem Lars Neyer in den letzten Duellen untendurch musste, gelang ihm gegen den unbequemen Lukas Bossert eine starke Leistung. Nach einer ausgeglichenen ersten Runde nahm er das Diktat fest in seine Hände, holte eine Viererwertung und gewann schliesslich mit 6:1. Dennoch lag Einsiedeln bei Halbzeit mit 7:13 im Hintertreffen.

Willisaus Macht

Freistiler Andreas Burkard fand sich in dem für ihn ungewohnten Greco gut zurecht und schien gegen Daniel Häfliger einem sicheren Sieg entgegenzusteuern. Bei der deutlichen 15:1-Führung passierte für ihn aber das Unheil. Eine zu wenig wirkungsvoll ausgeführte Kopfklammer wurde ihm zum eigenen Verhängnis. Diese Niederlage brach Einsiedeln völlig das Genick. Gegen den Greco-Spezialisen Roger Heiniger lag Allrounder Jan Neyer bald einmal aussichtslos zurück. Er fand sich überhaupt nicht zurecht und musste mit der Höchststrafe von der Matte.

Yves Neyer und Tobias Portmann lieferten sich bis zur vierten Minute ein ebenbürtiges Duell. Doch dann konnte sich der Willisauer eine Viererwertung schreiben lassen und holte mit weiteren Kontern immer wieder Punkte. Am Ende lag er 8:1 vorne. Adrian Mazan sorgte mit seinem unorthodoxen Kampfstil für Stimmung. Nachdem er zu Beginn des Kampfes von Florian Bissig am Auge erwischt wurde, sah es vorerst nach einem Abbruch aus. Doch Mazan gab in diesem von Gehässigkeiten geprägten Duell nicht auf und siegte mit 13:5. Zum Abschluss hatte Jan Walker gegen den auf dem Papier übermächtigen Jonas Bossart einen schweren Stand. Der ehemalige Internationale warf seine Bodenqualitäten voll in die Waagschule und holte damit den Sieg durch technische Überlegenheit.

Auch gute Akzente Mit 400 Zuschauern kam zwischendurch echte Playoff-Stimmung auf, wofür vor allem die Gäste sorgten. Die beiden Teams lieferten sich einen Kampf mit vielen Emotionen, die aber teilweise übertrieben wurden. Viele Fans haben verlernt, dass man in Demut siegen sollte.

Einsiedeln konnte den haushohen Favoriten Willisau nicht wirklich ärgern. «Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten gekämpft, obschon einiges daneben ging», hielt Einsiedelns Trainer Urs Bürgler fest. Es war schnell einmal zu sehen: Die Kräfte würden nie und nimmer für alle zehn Kämpfe reichen. Doch gab es bei Einsiedeln auch in der Niederlage Lichtblicke: Lars Neyer beispielsweise, der bewies, dass er gefährlich sein kann, wenn er sein Potenzial ausschöpft.

Rückkampf in einer Woche

Das Rennen zwischen den beiden Teams ist gelaufen, und «Dauerabonnent» Willisau steht wohl wieder im Final. Nicht einmal die kühnsten Optimisten werden im Rückkampf noch auf einen Erfolg von Einsiedeln setzen. Vor eigenem Publikum ist Willisau eine Macht und hat in den letzten Jahren selten verloren. Aufgrund der Ausgangslage kann Einsiedeln auf die Karte Nachwuchs setzen, weil das Resultat nur noch für die Statistik ist. Der Rückkampf wird in der Sporthalle Willisau am Samstagabend ausgetragen.

Dany Kälin gewinnt Bronze

Eine erfreuliche Nachricht gab es dennoch an diesem Wochenende. Der 26-jährige Grosser Dany Kälin stand auch im Rückkampf um die Bronzemedaille gegen Tuggen im Einsatz. Nach dem knappen Sieg im Hinkampf mussten die Freiburger diesmal in Schübelbach antreten. Vieles deutete auf eine enge Entscheidung hin. Doch Sense war von Beginn weg klar das bessere Team und siegte mit 23:13. Dany Kälin leistete dabei seinen Anteil. Wie schon vor einer Woche holte er im Leichtgewicht einen Schultersieg und legte damit die Basis für den späteren Erfolg. Nachdem er die letzte Saison mit Einsiedeln auf dem dritten Rang abschloss, konnte er sich eine weitere Bronzemedaille in der Mannschaftsmeisterschaft umhängen lassen.

Einsiedelns Lars Neyer (gelb) besiegte Lukas Bossert. Foto: zvg

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