«Es braucht mehr Qualität»: Heute lesen, was morgen im EA steht
Die Hinrunde ist hin: Der FC Einsiedeln steht nach 13 Spielen tief im Tabellenkeller. Was sagt Trainer Philippe Rechsteiner dazu? Gibt es doch noch eine Chance auf den Klassenerhalt?
Wolfgang Holz
Herr Rechsteiner, wie gehts Ihnen nach dem Abschluss der Hinrunde – mit 13 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz, mit zwölf Niederlagen und mit fünf erzielten Toren in 13 Spielen?
Grundsätzlich geht es mir gut. Natürlich nicht, wenn ich auf die Tabelle schaue. Das hatten wir uns im Sommer anders vorgestellt. Doch wenn man die letzte Saison anschaut, dann hätte man das vielleicht erwarten können.
Wie meinen Sie das?
In den fünf Partien nach Wiederbeginn konnte der FCE einen Punkt holen und dies mit einer Torbilanz von 3:15 Toren. Also ein Schnitt von 0,2 Punkten, 3 Gegentoren und 0,6 geschossenen Toren. Jetzt haben wir 0,23 Punkte pro Spiel, bekommen 2,7 Tore und schiessen 0,38 Tore. Alles in allem kaum eine Veränderung zur letzten Saison. Ausser dass wir nun eine viel jüngere Mannschaft haben. Man darf auch nicht vergessen, wäre die letzte Saison nur ein Spiel länger gegangen, ich hätte sie in der 2. Liga übernommen.
Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Die Stimmung in den Trainings ist hervorragend. Logisch nicht direkt nach dem Spiel und nach der Niederlage. Doch die Mannschaft fängt sich schnell wieder, und wir analysieren ja die Fehler und versuchen, daraus zu lernen.
Haben Sie schon ein Fazit zur Hinrunde gezogen oder warten Sie dafür noch das Cupspiel am Samstag ab?
Das Fazit ist klar, zu viele Spieler kamen während der Vorrunde nicht auf die geforderte Qualität, um in der 2. Liga inter bestehen und siegen zu können. Ausserdem war die Mannschaftsdecke viel zu dünn.
Was sind die grössten Probleme der Mannschaft? Ihre Unerfahrenheit und ihre Jugend?
Nach 13 Spielen in dieser Liga lass ich das Argument Unerfahrenheit nicht mehr zu. Und Jugend ist für mich nie ein Problem. Es ist eher eine Qualitätsfrage. Wie wurden die Spieler in der Vergangenheit ausgebildet, wie wurde mit ihnen gearbeitet, wurden sie auf dieses Niveau vorbereitet? Und eine Talentfrage. Denn wenn man immer wieder die gleichen Fehler macht und diese nicht abstellen kann, muss auch diese Frage gestellt werden.
Was sagen Sie zu dem weit verbreiteten Gerücht, dass viele Leistungsträger unter der alten Führung geblieben wären?
Nun, diese Aussagen kommen vermutlich von Personen, die viel zu weit weg sind und vom Hörensagen nun Aussagen treffen. Personen, die ja nicht mal in der Zeitung genannt werden möchten – was ja auch viel über den Charakter aussagt. Dabei fällt mir spontan das Sprichwort ein: «Vom Hörensagen lernt man Lügen.»
Will heissen?
Ich will damit sagen, ich habe mit jedem Spieler im Sommer gesprochen. Diejenigen, die weggingen, wollten aus unterschiedlichen Gründen weg. Sei es, um beim Stammverein zu spielen und da zu helfen, aufzusteigen. Sei es, um sich in einer höheren Liga zu versuchen. Zwei Spieler wollten aus persönlichen Überlegungen weg, weil ihnen der Weg zu weit war und dies nicht mehr in ihre Planung passen würde. Alle versicherten mir, dass es nicht am Trainerwechsel lag. Woher also diese Aussagen kommen, weiss ich nicht, aber sie stimmen einfach nicht. Und dass «alte» Spieler zurückgekommen wären – das ist der reine Konjunktiv! Wenn sie zurück kommen wollten, wären sie hier. Denn das Gros der Mannschaft ist mit dem Staff und den Trainings sehr zufrieden und spricht sicherlich auch sehr wohlwollend darüber. Und zudem darf ich auch ankünden, dass der eine oder andere Spieler, der im Sommer das Team verliess, nun wieder aufs Rappenmöösli zurückkehren wird.
Wo hat die Mannschaft aus Ihrer Sicht noch Potenzial für die Rückrunde im Frühjahr?
Wir können und müssen deutlich mehr Tore schiessen und deutlich weniger erhalten. Doch das ist leichter gesagt als getan, dafür braucht es sicherlich noch mehr Qualität in der Mannschaft. Erfahrung wäre auch wünschenswert, aber die kostet meistens.
Glauben Sie noch an den Klassenerhalt oder ist der Abstieg jetzt quasi vorprogrammiert?
Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können. Genauso wie in der Vorrunde alles gegen uns lief, kann in der Rückrunde auch alles für uns laufen. Wir werden sicherlich alle unser Bestes geben.
Wie wollen Sie die Mannschaft motivieren für eine erfolgreichere Rückrunde?
Zu motivieren brauche ich die Mannschaft gar nicht. Die Mannschaft brennt und will das unbedingt erreichen.
Sie haben viele Verletzte im Team und insgesamt schon 30 Spieler eingesetzt. Wie kommts?
Einige Spieler wurden in der letzten Saison immer wieder angeschlagen oder gar verletzt eingesetzt. Diese Altlasten nahmen sie natürlich in diese Saison mit. Ausserdem war die letzte Saison Corona bedingt ja kurz, und Spieler waren daher nicht gut trainiert. Zudem konnten einige Spieler die Sommervorbereitung nicht voll mitmachen, da diese sehr kurz war und in dieser Zeit ja auch noch Ferien waren. Dann kann es zu Verletzungen kommen. Wir wurden halt besonders hart getroffen, da zwei unserer besten Angreifer Kreuzbandrisse erlitten. Zudem kam es immer wieder zu kleinen Ausfällen. Daher mussten auch immer wieder Spieler aus dem Zwei und den A-Junioren einspringen.
Würden Sie sagen, Sie haben auch Fehler gemacht?
Selbstverständlich! Jeder macht Fehler, auch ich! Und genauso wie ich die Fehler der Spieler analysiere und in der Teamsitzung anspreche, mache ich das mit meinen Fehlern auch. Ausserdem tausche ich mich regelmässig mit meinem Staff und den Captains aus.
Können Sie bitte etwas konkreter werden?
Ich denke, der erste Fehler passierte bereits im Sommer, als wir uns dazu entschieden hatten, ein eher kleines Kader zu bestimmen. Man weiss nach einem Spiel, ob die Taktik die richtige war – das war sie nicht immer. Ansprachen, Wechsel, Trainingsinhalte, alles birgt die Möglichkeit, Fehler zu machen.
Werden noch Verstärkungen zum FCE kommen?
Wir sind aktuell 13 Feldspieler und drei Torhüter im Kader der ersten Mannschaft, die gesund sind. Etwa so sah dies die ganze Vorrunde aus, mal einer weniger, mal einer mehr. Selbstverständlich werden wir Spieler dazu holen müssen, damit wir wieder ein 20 plus 3 haben. Das ist für die Trainings sehr wichtig, aber auch für die Entwicklung der Jungen, damit diese nicht mehr so viel Last tragen müssen. Man muss aber bedenken, dass Einsiedeln für viele Spieler nicht attraktiv ist.
Was wollen Sie damit sagen?
Wir sind ein Verein, der nichts bezahlt, und die Infrastruktur lässt schwer zu wünschen übrig. Als zweitgrösste Gemeinde im Kanton Schwyz verstehe ich nicht, dass man nicht über eine Sportstätte verfügt, die den Anforderungen der Bevölkerung und der geografischen Gegebenheiten gerecht wird.
Werden Sie denn als Trainer auch zur Verfügung stehen, wenn die Mannschaft in die 2. Liga absteigt?
Stand heute und falls dies der Verein und die Mannschaft so möchte – absolut!