«Es gibt überall etwas zu entdecken»
Am kommenden Donnerstag lädt der Fram-Club zu einem spannenden Vortragsabend mit Evelyne Marty ein. Sie wird darüber berichten, was die Ausgrabungen beim Klosterplatz ergeben haben.
Lukas Schumacher
Bei Archäologie denken die Meisten als erstes an Ägypten. Warum ist das so fest in unseren Köpfen verankert?
Ich denke, das hat extrem mit den Medien zu tun. Es kommt von diversen Filmen, die man kennt. Daher ist das so das bekannte Bild, das man im Kopf hat.
Dabei wird ja nicht nur in Ägypten archäologisch gearbeitet …
Genau, das gibt es in jedem Land. Natürlich gibt es Länder mit einer bekannteren Historik, aber grundsätzlich ist in jedem Land mal etwas passiert. Es gibt also überall etwas zu entdecken.
Also auch in der Schweiz …
Natürlich. Die ganzen römischen Hinterlassenschaften wie Augusta Raurica, Vindonissa oder auch das Laténium, die auch über unsere Landesgrenzen hinweg sehr bekannt sind. Ansonsten gibt es auch viel Lokales, das wichtig ist, wie auch bei uns.
Wie beim Klosterplatz. Dort durften Sie die Ausgrabungen leiten. Wie kamen Sie zu diesem Engagement?
Das war ein Zufall. Ich habe die Ausgrabungen als die Stellvertreterin meines Chefs Christian Bader geleitet, da er zur Zeit der Ausgrabungen auf dem Klosterplatz in Bhutan am Arbeiten war. Damit es zu keinem Baustopp kommt, hatte man keine Zeit, auf einen erfahreneren Leiter zu warten. So durfte ich diese Aufgabe stellvertretend übernehmen. Er hat mich von Weitem unterstützt. So mussten wir von heute auf morgen acht Personen anstellen, damit wir vorwärtsmachen konnten.
Wie kann ich mir Ihre Anstellung als Archäologin vorstellen?
Ich bin nicht in einem Geschäft als Archäologin angestellt, sondern bin eine selbstständige Einzelperson. Christian Bader ist selbstständiger Archäologe, der vom Kanton aufgeboten wird, wenn es zu Ausgrabungen bei uns kommt. Ich habe ihn kennengelernt, da ich mich interessierte, wie das hier im Kanton funktioniert. Als das Projekt des Klosterplatzes anstand, kam er auf mich zu und fragte mich um Mithilfe.
Wie wird man eigentlich Archäologin?
Der klassische Weg ist, dass man an der Universität eine Ausbildung macht. Es gibt aber auch einen anderen Weg, wie man den Zugang zu Ausgrabungen finden kann. Viele Leute helfen als Quereinsteiger auf den Ausgrabungen aus und verfolgen das immer weiter. Sie übernehmen dann mehr die körperliche Arbeit und weniger die wissenschaftliche.
Sie waren selbst schon in Ägypten tätig. Was haben Sie dort gemacht?
Ich bin Teil eines Projektes der Universität Basel. Das ist eine Ausgrabung, die sich in der Re-
gion von verschiedenen Privatgräbern in der Nähe von Luxor bewegt. Dort wird unter anderem ein Schutthügel aus den vergangenen Jahrhunderten archäologisch untersucht.
Möchten Sie wieder dorthin?
Ja, es ist geplant, dass ich im Februar wieder für zwei Monate nach Ägypten reise, sofern alles mit den Bewilligungen klappt.
Was sind wichtige Eigenschaften einer Archäologin?
Man darf nicht zu früh auf Interpretationen schliessen. Man soll sich Zeit lassen, alle möglichen Informationen zu sammeln und so auf den wahrscheinlichsten Schluss zu kommen.
Zurück zum Klosterplatz. Sie werden am kommenden Donnerstagabend bei einer öffentlichen Veranstaltung des Fram-Clubs über die Ergebnisse der Ausgrabungen beim Klosterplatz berichten.
Können Sie unseren Lesern bereits etwas verraten?
Ich kann schon mal sagen, dass ich am Abend auch ein paar Funde ausstellen und über Dinge berichten werde, die bis jetzt noch nicht öffentlich gezeigt wurden.