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Eine Niederlage, auf der sich aufbauen lässt

Eine Niederlage, auf der  sich aufbauen lässt Eine Niederlage, auf der  sich aufbauen lässt

Was niemand ernsthaft erwartete, wäre beinahe eingetroffen. Nach einem 0:3 Rückstand zur Pause kämpfte sich der FC Einsiedeln gegen Leader FC Rotkreuz mit zwei Toren nochmals zurück und schnupperte bis zum Abpfiff an einem Punktgewinn.

BEAT SUTER

Wenn die Supporter des Gegners dem Schiedsrichter in der Nachspielzeit zurufen, doch endlich abzupfeifen, muss der FC Einsiedeln wohl irgendetwas richtig gemacht haben. Und tatsächlich, gegen den souveränen Tabellenführer aus dem Zugerland lieferte der mittlerweile seit elf Partien sieglose FCE eine bemerkenswerte und beherzte Leistung ab.

Dass es fast zu einem sensationellen Punktgewinn reichte, lag zum einen an einer total missglückten ersten Halbzeit von Torhüter Richmond Hockmann. Andererseits schaltete das Zuger Starensemble im zweiten Durchlauf einen Gang zurück und lud so seinen Gegner ein, nochmals Blut zu lecken, was die Klosterdörfler in zwei sehenswerte Tore umzumünzen vermochten und diesem Match, der in einem Debakel zu enden drohte, nochmals mehr Spannung zu verleihen, als dem Gegner lieb war. Insgesamt erinnerte das Spiel gegen den FC Rotkreuz stark an die Partien zu Beginn der Saison, als man nach dem Sieg gegen Wangen einige willensstarke und solidarische Auftritte hinlegte, sportlich aber erfolglos blieb. Für den gelb gesperrten Zürni rückte Jan Rüttimann in die Startelf. Alles gut? Beinahe, wären da nicht die 22 Minuten gewesen, an die sich Richmond Hockmann nicht gerne erinnern wird. Der wirblige Torhüter, welcher erst zum zweiten Mal in der Startformation stand, erlebte zwischen der 11. und der 33. Minute einen eigentlichen Horrorabend. Während er bei allen drei Toren eine mehr oder weniger unglückliche Figur machte, verschuldete er in der 24. Minute auch noch einen Penalty – den die Rotkreuzer allerdings nebens Tor schossen.

Vorgezogene Weihnachstfeier?

Der FC Rotkreuz musste sich in dieser Phase des Spiels wie an einer vorgezogenen Weihnachtsfeier vorgekommen sein, an welcher er mit Geschenken überhäuft wurde. Die Zuger mussten nicht mal gross die Muskeln spielen lassen, geschweige denn grossen Aufwand betreiben, um bis zur Pause komfortabel zu führen. Mit Ausnahme eines Abseitstores in der Startphase hatte Torhüter Ngongo praktisch keinen Ball in seinem Strafraum. Das änderte sich nach dem Wiederanpfiff gleich mit der ersten Aktion. Zu verlieren hatte der FCE so oder so nichts mehr. Neben Wille und Solidarität gesellten sich im zweiten Umgang plötzlich auch noch Mut und Entschlossenheit zum Gesamtbild der Einsiedler. Und dies zahlte sich in der 52. Minute ein erstes Mal aus.

Gegenspieler vernascht

Wie Ayo Akinrinmade seinen Gegenspieler vernaschte, war schon sehenswert, der Abschluss danach einfach nur Klasse. Der bedauernswerte Ngongo, der sich bis dahin vor seinem Tor mit Aufwärmübungen davor bewahrte, nicht am Boden festzufrieren, hatte gegen den ersten Schuss auf sein Tor keine Chance. Grünweiss, sprich: Rotschwarz blieb dran, fightete, wollte mehr. Längst hatten sich die Kräfteverhältnisse zur Freude der angereisten Einsiedler Fans ausgeglichen. Der Schlagabtausch gipfelte im wunderbar herausgespielten Tor von Marko Prskalo, welcher Benjamin Abazajs scharf getretenen Flachpass von der rechten Seite im Tor unterbrachte. Man hätte es dem Team gegönnt, insbesondere natürlich Hockmann, der eine tadellose zweite Halbzeit spielte, wenn an diesem Abend noch mehr herausgeschaut hätte.

Starker Charakter Richmond Hockmann war am Schluss nicht nur tragische Figur sondern auch Sinnbild für den starken Charakter dieser Mannschaft am vergangenen Samstagabend. Manch einer wäre wohl nach einer solchen Halbzeit, wie er sie erlebte, zur Pause in der Kabine geblieben. Nicht so der junge Zürcher. Hut ab! Philipp Rechsteiner zog trotz Niederlage ein positives Fazit: «Nach der schlechtesten Halbzeit gegen Sursee zeigten wir gegen den Leader unsere beste Saisonleistung. Mit dem Gezeigten bin ich absolut happy.» Mit der Tatsache, den Gruppenkrösus in Halbzeit Zwei 2:0 geschlagen zu haben, kann man sich zwar nichts kaufen, es wirkt aber wie Balsam für die Moral.

Matchtelegramm 2. Liga interregional, Gruppe 5, 12. Spielrunde: FC Rotkreuz – FC Einsiedeln 3:2 (3:0), 150 Zuschauer

Tore: 10. 0:1+ 22. Bokanga 0:2, 32. Boussaha 0:3, 52. Akinrinmade 1:3, 81. Prskalo 2:3 FC Einsiedeln: Hockmann, Tim Bertschinger, Jan Rüttimann (59. L. Albert), Raphael Petrig (C), Fabian Langhart (90. L. Albert), Juan Walker, Benjamin Abazaj, Pascal Fässler (65. O. Borner), Ayo Akinrinmade, Marko Prskalo, Michael Nützel (65. R. Mujanovic) Ersatztorhüter: Dennis Räber Abwesend/Verletzt: Manuel Schönbächler, Dennis Pierangeli, Sven Vonderlinn, Janik Oberholzer, Linor Sefedini, Altin Musa, Sascha Kessler, Verwarnungen: 24. Hockmann, 84. Akinrinmade, zweimal Gelb gegen den FCR Statistik: Eckbälle: 9:3 Bemerkungen: Gelbsperre J. Zürni, erster Einsatz von R. Mujanovic in dieser Saison.

In dieser Szene konnte Goalie Richmond Hockmann sicher halten für den FCE. Foto: Ruth Carbone

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