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«Ein Teil der Bevölkerung zögert, sich impfen zu lassen»

«Ein Teil der Bevölkerung zögert, sich impfen zu lassen» «Ein Teil der Bevölkerung zögert, sich impfen zu lassen»

Martina Trütsch, Vorsteherin des kantonalen Amtes für Gesundheit und Soziales, über ihre Ziele in der Impfwoche.

FLURINA VALSECCHI

In dieser Woche fährt der Kanton Schwyz in jeder Gemeinde mit einem Impfteam vor. Wie viele Personen möchten Sie in dieser Woche impfen? Mit einer Prognose kann man eigentlich nur falsch liegen. Uns ist es wichtig, dass wir im Rahmen der nationalen Impfwoche mit einem breiten, möglichst niederschwelligen Angebot die Bevölkerung nochmals zur Impfung motivieren können. Sind die Meinungen denn nicht schon längst gemacht? Das stimmt, wir stellen aber auch immer wieder fest, dass sich viele Unsicherheiten und Falschinformationen hartnäckig in der Bevölkerung halten. Zum Teil werden sie via soziale Medien verbreitet. Dem möchten wir entgegenwirken. Trotzdem: Kommt die rund hundert Millionen Franken teure Offensive von Bund und Kantonen nicht viel zu spät? Ein Teil der Bevölkerung zögert nach wie vor, sich impfen zu lassen. Deshalb ist die Impfwoche ein gutes Instrument, um den Nutzen und die Bedeutung der Impfung zur Bekämpfung der Pandemie darzulegen und die Bevölkerung korrekt zu informieren. Dabei müssen wir beachten, dass die kühle Jahreszeit gerade erst begonnen hat und jede Impfung zählt, um im kommenden Winter die Fallzahlen und damit die Belastung des Gesundheitswesens zu senken. Sind die Impfdurchbrüche nicht für viele ein weiteres Argument, sich erst recht nicht impfen zu lassen?

Es war klar, dass Impfdurchbrüche stattfinden werden. Trotzdem zeigt sich aktuell, dass geimpfte Personen generell einen milderen Krankheitsverlauf durchmachen. Ohne Impfung würden aktuell vermutlich noch viel mehr Personen deutlich schwerer erkranken. Die niedrigste Impfquote im Kanton gibt es bei den Kindern ab zwölf und bei den jungen Erwachsenen bis 29 Jahre. Wie wollen Sie Eltern und junge Menschen überzeugen? Auch in dieser Altersgruppe zählt jede Impfung. Kinder und Jugendliche profitieren von einer Impfung, indem sie gut gegen die in ihrer Altersgruppe sehr seltenen schweren Verläufe geschützt sind. Auch für junge Personen mit chronischen Erkrankungen oder mit Kontakt zu anderen Menschen mit chronischen Erkrankungen ist die Impfung wichtig. Und nicht zuletzt: Wer geimpft ist, ist deutlich weniger von den Massnahmen wie beispielsweise einer Quarantäne betroffen. Schweizweit steht Schwyz beim Impfen auf dem zweitletzten Platz. Ist die Impfquote von 56 Prozent der Grund dafür, dass die Zahlen der laborbestätigten Fälle im Kanton Schwyz wieder ansteigen – sie stehen heute auf dem höchsten Niveau seit Anfang Jahr 2021? Es war klar, dass mit der dunkleren und kühleren Jahreszeit wieder vermehrt Ansteckungen stattfinden werden. Dies, weil sich die Personen wieder häufiger in Innenräumen aufhalten. Weil die Durchimpfung im Kanton Schwyz noch immer eher tief ist im Vergleich mit anderen Kantonen, steigen auch die Zahlen deutlich stärker als in Kantonen mit einer höheren Durchimpfung.

Die Gegner der Corona-Massnahmen sind im Kanton Schwyz stark vertreten – rechnen Sie mit Widerstand oder gar Demonstrationen, wenn Sie mit dem Bus vorfahren? Wir werden auf den Dialog setzen. Schlussendlich ist es immer ein freiwilliger Entscheid, sich impfen zu lassen. Wir respektieren auch Personen, die sich gegen eine Impfung entscheiden.

In Altersheimen in der Region werden nun diverse neue positive Fälle bekannt. Bekommen die Bewohner jetzt alle eine Booster-Impfung? Aktuell wird eine Booster-Impfung allen Personen über 65 Jahren, besonders gefährdeten Personen mit chronischen Krankheiten mit dem höchsten Risiko sowie Bewohnern und Betreuenden in Alters- und Pflegeheimen auch unter 65 empfohlen. Für die allgemeine Bevölkerung unter 65 ist die Booster- Impfung aktuell nicht empfohlen und auch nicht durch die Heilmittelbehörde Swissmedic zugelassen. Wie ist die Lage in den Spitälern?

Wir haben aktuell eine normale Auslastung unserer Intensivstationen. Doch wir wissen, dass die Auslastung zeitlich verzögert ansteigt, wenn die Fallzahlen wieder steigen, wie dies jetzt wieder der Fall ist. Ausserdem dürfen wir die Auslastung der Betten nicht mit der Belastung des Personals verwechseln. Das Personal auf den Intensivstationen ist seit bald zwei Jahren ausserordentlich belastet, Covid-19-Fälle sind sehr personalintensiv. Die meisten der Fälle auf der Intensivstation hätten mit einer Impfung verhindert werden können.

Martina Trütsch, Amt für Gesundheit und Soziales: «Mit der kühleren Jahreszeit werden wieder vermehrt Ansteckungen stattfinden. Foto: zvg

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