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Auf den Spuren des heiligen Meinrads

Auf den Spuren des heiligen Meinrads Auf den Spuren des heiligen Meinrads

Aufschlussreiche Reise der Freunde des Klosters Einsiedeln vom 25. bis 27. Oktober

Im süddeutschen Raum suchte eine Gruppe der Freunde des Klosters Einsiedeln nach Spuren und Zeugnissen des heiligen Meinrads.

HANS MATTER

Der heilige Meinrad: Klar, das war der mit den zwei Raben und den Räubern, die ihn erschlugen, da hinten, in der Wildnis, im Finsteren Wald, der Einsiedler, der auch auf der Reichenau war, und dann am Zürichsee. Ach ja, auf dem Etzel war er auch noch. Aber wissen Sie um seine Herkunft? Wo ist er geboren? Und wie genau kam er nach Einsiedeln? Hinterliess er Spuren?

Von Kloster zu Kloster

So pilgerten wir, eine Gruppe der Freunde des Klosters Einsiedeln, also unter der geistig-historischen Obhut von Abt Urban Federer auf dem Meinradsweg, der auch ein «Mein-Rad-Weg» ist. Nein, nicht auf zwei Rädern, sondern ganz komfortabel auf dreimal zwei Rädern im Reisebus in den süddeutschen Raum – zu den Schwaben, auf dem alten Schwabenweg, währenddem uns Abt Urban die Bedeutung und die Rolle des Wortes «Schwaben» für uns Schweizer erklärte.

Ein erster Stopp erfolgte im Tannzapfenland, im Kloster Fischingen, einem auf dem alten Pilgerweg nach Einsiedeln willkommenen Zwischenhalt, versprachen doch die Klostermauern sicheren Schutz und geistige wie auch körperliche Stärkung. Nach einem kurzen Überblick über die bewegte Geschichte sowie einer Führung durch den oberen Chor und die Kirche wurde es nun ernst: Kloster Hegne am Bodensee, im Schwabenland. Kloster Hegne? Nie gehört! Dabei wurde es vom Schweizer Kapuzinerpater Theodosius Florentini gegründet, genau der mit den Ingenbohler Schwestern. So ist demnach das Mutterhaus der Hegner Kreuzschwestern Ingenbohl. Eine Schule, ein Altersheim, die Glaubensverbreitung, immer wieder Erweiterungen des Klosters in weiser Voraussicht – und natürlich die selige Ulrika, die Anfang des letzten Jahrhunderts in der Küche von Hegne ihren Dienst versah und ein offenes Herz für alle hatte: All das und noch viel mehr erfuhren wir nach dem Mittagshalt. Und dann die Erz-Abtei Beuron!

Und dann – Beuron! Das Kloster, das eine so grosse Rolle nach der Säkularisation spielte. Es ist das Mutterkloster der Beuroner Kongregation, dieser Vereinigung aller von Beuron aus nach der Säkularisation gegründeten Klöster – und deswegen darf sich Beuron Erz-Abtei nennen. Ursprünglich als Augustiner- Chorherrenstift gegründet und 1803 aufgehoben, beherbergt es seit 1863 Benediktiner. Beuron ist aber auch kunsthistorisch bedeutend – die Beuroner Ikonografie sei genannt. Erzabt Tutilo gelang es, uns spannend und humorvoll in den Bann Beurons zu schlagen.

Der Geburtsort des Heiligen

Weiter ging es Richtung Rottenburg am Neckar. Rottenburg ist einerseits der Sitz des Bischofs der Diözese Rottenburg-Stuttgart, aber vor allem auch – wir erinnern uns, wir sind auf dem Meinradweg – der Geburtsort des heiligen Meinrads. Ein einfaches Abendessen auf der Liebfrauenhöhe bei den Schönstattschwestern, zusammen mit Weihbischof Karrer aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart, rundete diesen ersten Tag ab. Des Weihbischofs Ausführungen weckten in uns die Lust auf mehr.

Zeugnisse aus dem 7. Jahrhundert

Nach dem morgendlichen Gottesdienst mit Abt Urban, in dem er Optimismus und Pessimismus im Kontext der «Hoffnung auf Vollendung in Gott» einordnete sowie einer Einführung in die Schönstattbewegung und die Symbolik der Kapelle auf der Liebfrauenhöhe, durften wir in der Sülchenkirche, einer einfachen Friedhofkirche und Sitz der Gruft der Bischöfe von Rottenburg, erfahren, wie früh bereits christlicher Glauben unter den Alemannen und vor allem den darauffolgenden Franken verbreitet war. Bei der Erweiterung der Gruft der Bischöfe im letzten Jahrzehnt entdeckten die Archäologen eine dreischiffige Kirche aus dem 9. Jahrhundert, einfach so – im vermeintlichen Nirgendwo. Weitere Grabungen förderten noch tieferliegend eine Kirche aus dem 7. Jahrhundert und ein darunterliegendes Gräberfeld hervor, sodass anhand der Grabbeilegungen genau der Übergang vom heidnischen zum christlichen Glauben nachvollzogen werden konnte. Ach ja, und die Statue des heiligen Meinrads neben der Kirche erinnert daran, dass wir am Anfang (oder Ende?) des Meinradwegs sind.

Weiter nach Rottenburg. Da ist wirklich nicht viel, es ist nett und kleinstädtisch. Aber es gibt ein schönes Diözesanmuseum, natürlich auch mit Messgewändern und etwas Kirchenschmuck, aber vor allem wunderbare kunstvolle Altarbilder, die – Sie erraten es – nach der Säkularisation wieder gerettet wurden und deren Herkunft leider oft unklar ist. Die kompetente und spannende Führung nahm uns mit in den Übergang zur Renaissance im süddeutschen Raum. Und dann, endlich: der Dom. «Eine Dorfkirche bleibt eine Dorfkirche» – meinte der Sakristan in seinem Schwäbisch, als er für uns die Lichter in der Kirche anzündete. Extra für uns spielte der Domorganist, Ruben J. Sturm, ein Konzert – der Klang erfüllte nicht nur die schlichte, helle und sehr einladende Domkirche, sondern berührte auch unsere Herzen. Von sanft bis furios, aber in Bewegung und kraftvoll – fast ein Spiegelbild der bewegten Geschichte des Christentums im süddeutschen Raum.

«Basilika minor» «Basilika minor» – nur halb so gross in allen Dimensionen wie der Petersdom in Rom, und die grosse Kuppel, die sich 65 Meter in die Höhe erstreckt: Weingarten. Das von Caspar Moosbrugger (genau, da war doch ebenfalls etwas mit Einsiedeln …) geplante ehemalige Kloster erwartete uns am letzten Tag. 2010 wurde das Kloster aufgehoben, ein Teil beherbergt bereits seit Langem die pädagogische Hochschule, und die alten leeren Klosterzellen warten auf eine neue (?) Nutzung, die grösste Barockkirche nördlich der Alpen mit ihren wunderbaren Fresken von Asam und der berühmten Orgel dient nun als Gemeindepfarrkirche. Und dann gibt es noch die Heiligblutreliquie, etwas Erde aus Golgotha mit einem Tropfen des Blutes Jesu, jedes Jahr gefeiert in der grössten Reiterprozession Europas mit rund 3000 Pferden am Freitag nach Christi Himmelfahrt. Und natürlich auch hier, neben Caspar Moosbrugger, eine Querverbindung über das Gründergeschlecht der Welfen zu Einsiedeln – Abt Urban und seinem grossen Wissen sei Dank! Das Anstimmen des «laudate omnes gentes» in dieser prächtigen Basilika bewegte uns alle tief.

Erfüllt heimwärts Beeindruckt durch all die Gastfreundschaft, diese reiche kulturelle und christliche Landschaft, die bewegte Geschichte, die Kraft des Glaubens an Gott und Jesus über viele Jahrhunderte durften wir gesegnet und dankbar, erfüllt mit Friede und Freude, in einer wunderbaren Bodenseestimmung mit der Fähre von Friedrichshafen nach Romanshorn heimwärts fahren.

Und wie war das denn nun mit dem heiligen Meinrad? Der Heilige der Gastfreundschaft, der im Finsteren Wald … Aber offensichtlich nicht nur das. Es gründet viel tiefer und vereint sich alles in der «Hoffnung der Vollendung in Gott»!

Das muss dem Einsiedler Abt Urban Federer vertraut vorkommen: Eine Statue des heiligen Meinrads bei der Sülchenkirche.

Interessiert lauscht die Reisegruppe vor der Basilika Weingarten den Erläuterungen zu diesem imposanten Bauwerk.

Fotos: zvg

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