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Ein Entwicklungsschub für das Bahnhofareal und das ganze Dorf

Ein Entwicklungsschub für das Bahnhofareal und das ganze Dorf Ein Entwicklungsschub für das Bahnhofareal und das ganze Dorf

Das Gebiet rund um den Bahnhof Einsiedeln soll massiv aufgewertet werden. Am Dienstag wurde informiert, was alles möglich ist.

VICTOR KÄLIN

Eine neue Post, ein hindernisfreier Bushof, mehr Komfort für Velofahrer und insbesondere Fussgänger, ein neuer Kreisel, eine Tiefgarage mit 250 Plätzen und letztlich nicht weniger als acht neue Gebäude mit Wohnungen für 160 und Arbeitsplätzen für 140 Personen. Man muss auf die alte «Benziger-Planung» aus den 1880er-Jahren (!) zurückgreifen, um für das Dorf ein ähnlich bedeutsames Planinstrument zu finden, wie es die «Entwicklungsstudie für das Bahnhofgebiet Einsiedeln » eines darstellt.

Eine Absichtserklärung

Die Studie hat der Bezirk Einsiedeln gemeinsam mit dem Kanton, der Südostbahn und der Post erarbeitet (EA 11/21). Sie wurde am Dienstagabend, 19. Oktober, im Kongresszentrum Zwei Raben der Öffentlichkeit präsentiert. Rund 70 Personen folgen den informativen Ausführungen. Die Studie zeigt auf, wie die Verkehrssituation sicherer gestaltet, das Zentrum sinnvoll entwickelt und die Aufenthaltsqualität verbessert werden kann. Noch handelt es sich um eine Absichtserklärung und kein konkretes Projekt. Die involvierten Grundeigentümer – Südostbahn, Bezirk und Post – betonten an der Informationsveranstaltung, dass die Planung in den kommenden Monaten erst weiter vertieft werden muss. Von einer Projektreife könne noch nicht gesprochen werden; dennoch steckt die Entwicklungsstudie den Rahmen ab und zeigt auf, was auf dem Areal alles möglich ist.

Letztlich brauchen die Studienverfasser nicht nur den Goodwill der Anstösser rund um den Bahnhofplatz, sondern auch der Stimmbürger: Voraussichtlich im Frühjahr 2023 kann die Bevölkerung an der Urne über die Zonenplanrevision sowie den Projektierungskredit für Bushof, Strassenbau, Aussenraumgestaltung und Parkierung entscheiden. Dannzumal wird auch klar sein, welche Kosten dem Bezirk entstehen.

«Das ist der richtige Weg»

Regierungsrat Andreas Barraud betonte in seiner Funktion als Volkswirtschaftsdirektor, dass die «grosse wirtschaftliche Bedeutung» ein kantonales Engagement rechtfertige. Aufrund der Komplexität und des Volumens wurde das Bahnhofareal als kantonaler Entwicklungsschwerpunkt eingestuft: «Damit gibt der Kanton sein Bekenntnis ab zur Innenentwicklung.» Als Einsiedler Planungschef doppelte Statthalter Hanspeter Egli nach: «Unser Bahnhofgebiet ist das Zentrum von Einsiedeln und dessen wichtigste Drehscheibe » (siehe auch Text: «Das ist der Ort, wo sich Einsiedeln entwickeln kann und soll»). Und Andreas Baumgartner, der die Bauund Planungsprojekte im Bezirk leitet, ist überzeugt, dass mit dieser Entwicklungsstudie der richtige Weg eingeschlagen wird: «Mit den erarbeiteten Lösungen gelingt es uns, die verkehrlichen und baulichen Herausforderungen zu lösen und die vielfältigen Bedürfnisse an dieses zentrale Gebiet zu integrieren. Für Einsiedeln ist dies eine echte Chance, ein zeitgemässes und zu Einsiedeln passendes Zentrum zu erhalten.» Acht neue Gebäude Nebst dem Verkehr (siehe separate Textboxen) steht die Bebauung im Zentrum der Studie. Als Leiter Immobilien der SOB und somit als Vertreter des grössten Grundeigentümers versicherte Thomas Albrecht, «in Einsiedeln ein gutes Projekt umsetzen zu wollen». Um auf dem Bahnhofgebiet eine standortgerechte Nutzung mit Wohnungen, Büros sowie Dienstleistungs- und Gewerbeflächen zu ermöglichen, werden entlang des Gleisfeldes acht neue Gebäude vorgeschlagen. Die einzelnen Kuben sind maximal 18 bis 32 Meter lang und 12 bis 26 Meter hoch. Lücken zwischen den Gebäuden geben den Blick ins Dorf oder auf den Bahnhof frei. Das historische Kopfgebäude des Bahnhofs bleibt unverändert. Die Entwicklungsstudie rechnet mit einem Wohnanteil von rund 70 Prozent, wobei diese Zahl nicht in Stein gemeisselt ist. Die Gebäude erlauben vielfältige Nutzungen wie Alters- oder Clusterwohnungen respektive verschiedene Ladenkonzepte. Das heute vor Ort bestehende Gewerbe soll mit neuen Angeboten in den Erdgeschossen passend ergänzt werden. Die Post ist als Eigentümerin auf dem Areal an den Planungen beteiligt. Michael Wiesli (Post Immobilien Projektentwickler) betonte, dass «die Post an ihrem Standort beim Bahnhof festhalten will». Da für das Postgebäude ein «grosser Investitionsbedarf » besteht, plant die Post einen Neubau, ein zeitgemässes Angebot mit Dienstleistungen. Mit diesem als austariert bezeichneten Mix soll ein attraktives Angebot geschaffen werden, das optimal auf Einsiedeln ausgerichtet ist.

«Noch nichts in trockenen Tüchern …» Als Bauherrschaft der Neubauten treten die Südostbahn und die Post gemeinsam auf. Thomas Albrecht machte auf Nachfrage klar, dass die SOB «kein Land verkaufen will». Sollten sich weitere Investoren für eine Mitbeteiligung interessieren, stellt er «allenfalls eine Abgabe im Baurecht» in Aussicht. Aber auch Albrecht verweist auf die noch folgende Planung: «Was die Neubauten betrifft, ist noch nichts in trockenen Tüchern.» Für die Erarbeitung der Entwicklungsstudie qualifizierte sich die Steiner Wille Steiner Architekten AG aus Schwyz. Die ausführlichen und mit aussagekräftigen Illustrationen ergänzten Erläuterungen von Projektverfasser Lucas Steiner quittierten die Anwesenden mit spontanem Applaus.

Weitere Informationen unter www.einsiedeln. ch

VICTOR KÄLIN

«Das Bahnhofareal ist die wichtigste Drehscheibe Einsiedelns», ist Bezirksstatthalter Hanspeter Egli überzeugt. Als Planungschef beschäftigt er sich mit seinem Team schon länger mit der Zukunft dieses Knotenpunkts. Dieser ist gleichzeitig Verkehrszentrum, Ankunfts-, Abfahrts- und Umsteigeort für Pendler, Touristen und Pilger sowie Gastro-, Einkaufs- und Servicezone. Das Gebiet hat Luft nach oben

«Das ist der Ort, wo sich Einsiedeln entwickeln kann und soll», liess er die Anwesenden an der Informationsveranstaltung im Kongresszentrum Zwei Raben wissen. Aufgrund der Lage und der vielfältigen Angebote attestiert Egli diesem Gebiet ein grosses Entwicklungspotenzial. Deshalb ist es im kantonalen Richtplan als Entwicklungsschwerpunkt festgelegt. «Dieses Potenzial möchten wir für die Bevölkerung besser nutzen.» «Keine Augenweide» Auch für Hanspeter Egli ist das Bahnhofgebiet, so wie es sich heute präsentiert, «keine Augenweide ». Der Autoverkehr dominiert die Szenerie mit dem grossen Parkplatz und der Tankstelle auf dem Sennhofplatz. Zu den Hauptverkehrszeiten gibt es häufig Stau und ein hohes Konfliktpotenzial zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden. Der Raum für den Fuss- und Veloverkehr ist knapp. Die wenigen Freiflächen sind nicht begrünt und bieten keine Sitzgelegenheiten. Zudem fallen erneuerungsbedürftige Gebäude auf wie der Güterschuppen. «Doch jetzt», so Egli, «bietet sich die einmalige Chance für eine umfassende Erneuerung. Für ihn ist die Zeit für eine Aufwertung des Bahnhofgebiets reif. «In den kommenden Jahren stehen dringende bauliche Massnahmen an.» Die architektonische Herausforderung bestehe darin, «einen zeitgemässen Auftritt mit Rücksicht auf die charakteristischen Strukturen des Ortes zu schaffen».

Bus-Angebot ausbauen Die Bus-Haltekanten müssen gemäss dem Behinderten-Gleichstellungsgesetz erhöht werden, wovon auch Personen mit Gepäck oder Kinderwagen profitieren. Zudem will der Bezirk das Bus-Angebot verbessern und attraktiver gestalten. Dies erfordert eine Wendemöglichkeit für die Busse und eine zusätzliche Haltekante. Und nicht nur der Bezirk hat Pläne. Auch die Schweizerische Südostbahn AG und die Post sowie weitere Anstösser möchten ihre Liegenschaften erneuern.

Von der Neugestaltung des Bahnhofplatzes verspricht sich Egli «Impulse für eine zukunftsorientierte Entwicklung des ganzen Zentrums von Einsiedeln». Und letztlich erhofft er sich, dass der Bahnhof in Zukunft als «zeitgemässe Visitenkarte» unseres Dorfes wahrgenommen werden kann.

Gut sichtbar die markante Häuserzeile mit dem neuen Bushof. Auffallend ist weiter der neugestaltete Sennhofplatz sowie der Kreisel zwischen Migros und Mythenblick. Foto: Victor Kälin

Rund um den Bahnhof ist ein erheblicher Sanierungs- und Erneuerungsbedarf auszumachen – unter anderem beim alten Güterschuppen, der den Neubauten weichen muss.Foto: Wolfgang Holz

Blick auf die neuen Gebäude mit der Post (rechts), dem Bushof (Mitte) und dem neugestalteten Sennhofplatz (links). Die Gestaltung der Fassaden ist noch offen. Illustration: Steiner Wille Steiner Architekten Für Bezirksstatthalter Hanspeter Egli ist klar: Das Bahnhofareal ist die wichtigste Drehscheibe Einsiedelns. Von einer Neugestaltung verspricht er sich Impulse für das ganze Ortszentrum.

«Das ist der Ort, wo sich Einsiedeln entwickeln kann und soll.»

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