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Die drei Klassiker: Grau, Weiss, Schwarz

Die drei Klassiker: Grau, Weiss, Schwarz Die drei Klassiker: Grau, Weiss, Schwarz

Farbe sorgt für Leben. Das gilt nicht unbedingt für die Farben, die auf unseren Strassen am häufigsten vertreten sind. Denn Schweizer Neuwagen zieren vor allem Grau, Weiss, Schwarz. Diese sind aber alles andere als nur ein Ausdruck für Eintönigkeit, sondern haben auch ihre praktischen Seiten. Zudem werden Kleinwagen hierzulande immer bunter.

WOLFGANG HOLZ

Der berühmte polnische Kino-Regisseur Krzysztof Kieslowski drehte vor Jahren eine filmische Trilogie. Die Streifen tragen die Namen «Drei Farben: Blau», «Weiss», «Rot». Die Farben der Tricolore. In den sehr sehenswerten Filmen spielen nicht nur jeweils weltberühmte weibliche Hauptdarsteller mit – Juliette Binoche, Julie Delply und Irène Jacob –, die Filme sind nicht zuletzt in berührender und geheimnisvoller Weise in Farb- und Gefühlsstimmungen der jeweiligen Filmtitel getaucht. Jede Farbe transportiert quasi eine andere Lebensgeschichte.

Ob Kieslowski jemals eine Trilogie Grau, Weiss, Schwarz gedreht hätte, ist eine hinfällige Frage – der Filmregisseur ist schon seit 25 Jahren tot. Fakt ist allerdings, dass Grau, Weiss, Schwarz das Bild auf den Strassen der Schweiz dominiert. Dazu muss man nicht lange recherchieren. Dafür genügt schon ein Blick auf einen beliebigen grossen Parkplatz – wie etwa auf den vor dem Kloster Einsiedeln. Nur vereinzelte blaue und rote Autos scheinen im grau-weiss-schwarzen «Farbenmeer » auf – wobei auch viele silberne Fahrzeuge hervorschimmern.

Es ist aber nicht nur ein optischer Eindruck, dass Grau, Weiss und Schwarz zumeist Autos in der Schweiz einfärben. Auch Statistiken belegen dies – wie etwa die aktuelle Liste mit den beliebtesten Farben von immatrikulierten Personenwagen per Ende September 2021 von autoschweiz, der Vereinigung der Schweizer-Automobil-Importeure in Bern.

Wenig Veränderungen

«In Sachen Farben hat sich in den letzten Jahren wenig verändert», versichert Luigi Cescato von der Statistik-Abteilung von auto-schweiz. Will heissen: Zwischen Januar und September dieses Jahres wurden an leichten und schweren Personenwagen in der Schweiz und in Liechtenstein 56’206 graue Fahrzeuge immatrikuliert. Danach folgen 44’600 weisse Autos, knapp vor 42’548 schwarzen Karossen.

Mit deutlichem Abstand folgen blaue Personenwagen (18’760) vor roten Autos (10’585). Andere Farben fallen in ihrer Häufigkeit im Verhältnis dazu ganz krass ab: grüne, braune, orange, gelbe, beige und violette Fahrzeuge fristen ein Mauerblümchendasein unter den beliebtesten Schweizer Autofarben. Bunte Autos kommen fast gar nicht vor (27).

Teure Autos sollen seriös aussehen

Der Grund für die helvetische Farbskala in Sachen Auto: In der Schweiz werden eher teure Autos gekauft. Und in der gehobeneren Preisklasse sind dezentere Farbtöne mehr gefragt. Aber nicht nur in der Schweiz dominieren solche Autofarben.

Wie man im «Color Report» des Lacklieferanten BASF, des grossen deutschen Chemiekonzerns, nachlesen kann, ist die beliebteste Autofarbe im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika mit einem Anteil von 28 Prozent Weiss, gefolgt von Grau mit 20 Prozent und Schwarz mit 18 Prozent. Dabei standen Autoherstellern weltweit 2020 mehr als tausend verschiedene Farbschattierungen zur Verfügung. Und doch bilden die achromatischen Farben Weiss, Grau und Schwarz mit 66 Prozent von allen Farben bei Autos die Lieblingscouleur – vor allem bei Mittel- und Oberklassefahrzeugen. Kein Wunder: Diese Farbtöne gelten als elegant und seriös.

Aber in den letzten Jahren ist nicht zu übersehen, dass auch bei den eidgenössischen Autofahrern mehr Farbe erwünscht ist. Insbesondere Kleinwagen sehen immer häufiger rot.

Das zeigt die grösste Occasions-Onlineplattform AutoScout24 aufgrund von Angebot und Nachfrage roter Autos. Wobei farbenfrohere Autos vor allem eben bei kleineren Modellen gefragt sind. Bei den angebotenen roten Gebrauchtwagen fanden sich (Zeitpunkt: 1. August) nur Klein- und Kompaktautos. An der Spitze der roten «Occasionslieblinge » stand der VW Golf, gefolgt vom Mini und vom Renault Clio. Natürlich sind bei den roten Rennern auch der Mazda CX-5 und der Alfa Romeo Stelvio sehr beliebt. Auch ein Skoda Octavia ist in rot sehr begehrt.

Orange und Gelb sind im Kommen Auch andere Farbtöne bei Autos sind laut dem BASF-Bericht seit 2016 auf dem Vormarsch: Blau wird immer beliebter. Auch Braun- und Beigetöne sind im Kommen – sie lassen Autos weicher und wärmer erscheinen. Auch Gelb- und Orangetöne haben unter Autofahrern ihre Fans. Besonders jüngere Käufer zieht es zu bunten Farben, um Sportlichkeit und Individualität auszudrücken.

Dabei haben graue Autos offenbar ganz praktische Vorzüge. Wie Nicole Andermatt von der Suzuki- und Subaru-Garage in Gross versichert, schwört so mancher Autofahrer auf Grau, «weil man dann den Schmutz eben nicht so sieht», sagt sie. Nicht zuletzt sei der Wiederverkaufswert von Fahrzeugen mit grauer und dunkler Farbe gut.

Automobile Farbimpression auf dem Einsiedler Parkplatz vor dem Kloster: Fast idealtypisch bestätigt diese die Farbvorlieben von Schweizer Autofahrern. Foto: Wolfgang Holz

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