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«Bei der ersten Probe hatten wir Freude an jedem einzelnen Ton»

«Bei der ersten Probe hatten wir  Freude an jedem einzelnen Ton» «Bei der ersten Probe hatten wir  Freude an jedem einzelnen Ton»

22 Monate konnte auch die Wood and Metal Connection nicht mehr auftreten. Doch ab heute kann die Dirigentin Susanne Theiler wieder zum Taktstock greifen.

VICTOR KÄLIN

Fast zwei Jahre ohne Konzert. Wie hart ist das für eine Dirigentin?

Sehr hart. Vor allem, weil alles unvorhersehbar war und man nicht wusste, worauf man sich einstellen sollte. So lange wie nie zuvor hatten Sie keinen Kontakt mit dem Orchester: Nimmt da die Hörqualität der Dirigentin ab, ähnlich einem untrainierten Muskel? Im Gegenteil: Es schärft die Ohren. Ich hörte in der Zwischenzeit sehr viele professionelle Orchester. Nach so langer Zeit höre ich erfrischter zu. Das haben die Proben gezeigt. Und wie war der «Formstand» des Orchesters an der ersten Probe? Da wir im Juni mit Abstand proben mussten, hat das musikalisch nicht funktioniert. Doch die Wiedersehenesfreude war in diesem Moment wichtiger. Als im August die regelmässigen Proben einsetzten, tönte es richtig gut. Ich war positiv überrascht. Gab es auch Orchestermitglieder, welche wegen der für Kulturveranstaltungen ungewissen Aussichten das Instrument an den berühmten Nagel hängten?

Nein. Im Gegenteil: Viele nutzten die Zeit, um individuell zu üben. Und jemand kaufte gar ein neues Instrument und kam dann voller Motivation zu den Proben.

Die soziale Komponente ist in unserem Verein ein wichtiger Aspekt. Man traf sich auch ohne Instrumente. Erwähnen möchte ich auch unsere Präsidentin: Regula Ochsner hatte mit all den Schutzkonzepten eine wirklich sehr strenge Zeit.

War die erste Probe emotional?

Ja, sehr. Bei allen. Wir hatten Freude an jedem einzelnen Ton. Für einmal stand nicht die Qualität im Zentrum, sondern die Freude am gemeinsamen Musizieren. Den Orchesterklang haben alle vermisst. Es wurde uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, in einer so grossen Gruppe wieder musizieren zu dürfen. 65 Köpfe zählt die Wood and Metal Connection. Wie bringt man dieses Grossorchester mit all den Corona-Auflagen sprichwörtlich unter einen Hut? Das geht nur wegen der Zertifikatspflicht. Bei uns sind praktisch alle geimpft. Und die wenigen Ungeimpften lassen sich testen. Die Wood and Metal Connection hat grosses Glück, überhaupt spieltauglich zu sein. Es kommen alle: Wir treten in der Komplettformation auf! Heute Freitag geht es los: Was verspricht die Comeback-Tour musikalisch? Der Begriff Comeback trifft es sehr gut: Es sind die besten Stücke jener beiden Konzerte, die wir wegen Corona kurzfristig absagen mussten. Besonders darf man sich auf die Solisten Severin Suter (Cello) und Cyrill Greter (Viola) freuen sowie auf Filmmusik aus Star Wars, Avengers, King Kong oder auch Symphonic-Rock-Klassiker wie «Music» von John Miles. Die Auswahl bietet nicht nur allen Mitspielenden etwas, sondern auch dem Publikum. Da hat es für jeden Geschmack ein Highlight dabei.

Wer wählt die Stücke aus?

Das ist die Musikkommission, der ich auch angehöre.

Und welches ist Ihr Favorit?

Das ist schwierig (überlegt). Doch – King Kong. Das hat alles drin: Romantik, Spannung, Dissonanzen.

Wood and Metal Connection. Konzertreihe «Comeback-Tour». 22. bis 24. Oktober in Schwyz, Wangen und Einsiedeln (Sonntag, 17 Uhr, Zwei Raben). wmc-einsiedeln.ch

Foto: Victor Kälin

Susanne Theiler

Jahrgang: 1971 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Schulmusikerin, Dirigentin

Hobbys: Musizieren, draussen und gesellig sein

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