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(über)sinnlich

(über)sinnlich (über)sinnlich

ZWISCHENLUEGETEN 3

MARTHA EMMENEGGER

Manchmal habe ich das Gefühl, übersinnliche Wahrnehmungen zu haben. Ein Blitzgedanke von irgendeinem Thema, das nicht aktuell beschäftigt, einfach so, völlig losgelöst im Alltag. Auch ohne erkennbaren Grund. Des Öfteren kam das eine oder andere genau so, wie’s mir dazumal durch den Kopf blitzte. So zum Beispiel schoss mir doch tatsächlich mal beim Begegnen eines guten Bekannten, ich wusste, er und seine Verlobte waren in den letzten Hochzeitsvorbereitungen, durch den Kopf, dass die beiden sich nächstens trennen werden. Nun, ich war mit mir selber dann sehr aufgebracht, dass ich solche Gedanken hatte. Eine ehrliche Selbstreflektion ergab auch keine Erklärung. Also in dem Sinne, dass ich für den zukünftigen Bräutigam geschwärmt hätte oder ich die Braut nicht passend für meinen lieben Bekannten gefunden hätte oder so … das wären immerhin, wahrlich nicht ehrenhafte, aber einigermassen nachvollziehbare Gründe gewesen. Nichts von alledem. Einfach so. Flashdiflash. Blitzgedanken. Ohne Vorwarnung.

Eine Erklärung meiner Suchmaschine brachte mich auch nicht wirklich weiter. Las ich da als Erklärung für «übersinnlich», «über das sinnlich Erfahrbare hinausgehend ». Im Weiteren aber immerhin, dass eine Form als Präkognition bekannt ist. Es handelt sich bei dieser um die Fähigkeit, die Zukunft zu fühlen und Ereignisse vorherzusagen, bevor sie eintreffen. Ich meine, ich bin präkognitiv. Ein Beweis gefällig? Ich sage voraus, dass unser Sohn Frowin naserümpfend motzen wird, wenn er heimkommt und Fenchelgeruch wahrnimmt. Mein Göttergatte meinte übrigens zu meiner Übersinnlichkeit: «das ‹über› brauche er überhaupt nicht, ihm genüge ‹sinnlich› vollauf …»

* Martha Emmenegger, 45, findet diesen Ausspruch diesbezüglich witzig: Lieber Reizwäsche als Reizhusten …

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