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«Ich bin happy, wie es läuft»

«Ich bin happy, wie es läuft» «Ich bin happy, wie es läuft»

Interview mit Unteribergs Skistar Wendy Holdener (28) vor dem Start in die Weltcup- und Olympia-Saison

Ende Oktober startet der alpine Ski-Weltcup. Es wird eine spezielle Saison, weil es im Februar auch noch um olympische Medaillen in Peking geht. Für Wendy Holdener sieht der bevorstehende Rennwinter rosig aus. Im Vergleich zum letzten ist die 28-jährige Unteribergerin gesund, locker drauf und gut in Form – wie sie uns im Interview verrät.

WOLFGANG HOLZ

Wie geht es Ihnen, Wendy?

Super, es läuft alles nach Plan. Ich habe Biss und fühle mich motiviert. Heute morgen war ich im Krafttraining in Einsiedeln und habe meine Beine trainiert. Für heute bin ich mit dem Training fertig.

Im Vergleich zum letztjährigen Weltcup-Start scheinen sie gesund, topfit und guter Dinge zu sein, wenn man Ihnen auf Instagram folgt. Wie fühlen Sie sich vor dem Saisonauftakt in Sölden Ende Oktober? Ich fühle mich soweit sehr gut. Ich bin happy, wie es läuft. Sölden ist natürlich wieder sehr früh in der Saison. Man weiss zwar schon im Voraus, dass das Rennen in Sölden sehr früh stattfindet – trotzdem fühlt es sich einfach jedes Jahr so an. Ich werde wohl noch ein paar Tage Trainingsvorbereitung brauchen – aber wenn es dann so weit ist, freue ich mich auf das Rennen und bin parat. Sind Sie zufrieden mit Ihrem Leistungsstand? Soweit ist alles gut. Ich konnte mich Schritt für Schritt verbessern und freue mich, auf das, was noch kommt. Hat es irgendetwas Neues in der Saisonvorbereitung gegeben? Es war ja zu lesen, dass Sie auch psychologische Coachings mitmachten? Ja, ich habe auch im mentalen Bereich weitergearbeitet. Aber darüber möchte ich eigentlich nichts weiter erzählen. Ich habe auch mit Pilates begonnen – das macht mir grossen Spass. Ansonsten ist Ruhe eingekehrt im Training, und ich habe mit den Leuten zusammen trainiert, die ich schon kenne. Ist es eigentlich angenehmer, in der Schweiz zu trainieren als dafür Tausende von Kilometer nach Südamerika zu fliegen? Es hat beides seinen Vorteil. Ich bin eine Athletin, die immer sehr gerne nach Südamerika gereist ist, weil man dort einen Monat lang richtig abgekapselt ist. Man findet dort auch richtig winterliche Verhältnisse vor und kann viel mehr trainieren, weil man sich auf Meereshöhe befindet. In Zermatt ist das Training halt sehr anstrengend, weil man auf dem Gletscher auf dreieinhalbtausend Metern Höhe Ski fährt. Aber wir verfügen in der Schweiz über derart Top-Bedingungen, dass die Vorbereitung auf Schnee super gelaufen ist. Und die Verhältnisse waren diesen Sommer auch deshalb sehr gut, weil es nicht so warm war und es immer wieder Neuschnee gegeben hat.

Wie wollen Sie die neue Saison angehen – haben Sie schon konkrete Ziele im Auge oder wollen Sie ganz locker schauen, wie es kommt? Ich habe sicher meine Ziele, die ich erreichen will. Ich werde mich jetzt noch bestmöglich vorbereiten, und dann, wenn es losgeht, angreifen. Und welches wären Ihre Ziele?

Mein bestes Skifahren zeigen. Und Spass haben.

Hört sich gut an. Auf Instagram sind Sie jüngst auf 2,18 Meter langen Abfahrtsskier zu sehen. Heisst das, dass Sie diesen Winter wieder mehr Speed-Rennen fahren – zumal ja gleich viele Speed- und Technik-Rennen auf dem Programm stehen?

Wir hatten eben eine Speedwoche, in der ich mit den Speedfahrerinnen zusammen trainiert habe. Das habe ich jedes Jahr so gemacht. Ja, und es ist schon geplant, dass ich im Super- G sehr viele Rennen fahren kann und dass ich für die Alpine Kombination bei den Olympischen Spielen gut vorbeitet bin. Auf den kurzen Slalom-Skier sind Sie ja seit Jahren sehr wendig und sehr schnell unterwegs. Wie kurz sind die eigentlich? Es gibt Slalom-Skier zwischen 1,55 und 1,60 Meter bei den Frauen. Ich fahre aber keine 1,55-Meter-Skier, ich fühle mich auf 1,60-Skiern am wohlsten. Im Vergleich zu den 2,18-Meter-Skiers ist das natürlich eine grosse Umgewöhnung – und es gelingen mir auf den langen Skiers bis jetzt noch nicht alle Schwünge so, wie ich es mir vorstelle. Klappts diese Saison endlich mit dem ersten Slalom-Sieg – möglicherweise sogar in Peking?

Der erste Sieg wäre sicher ein Ziel. Vielleicht schaffe ich ihn sogar schon vor den Olympischen Spielen in Peking. Das wäre super. Wir drücken Ihnen auf jeden Fall die Daumen …

… danke.

Sie wollen also schon richtig Gas geben im Slalom in der ersten Weltcup-Saison-Hälfte? Ich will auf jeden Fall sehr gut vorbereitet sein auf Peking. Das gibt mir ein gutes Gefühl für China.

Freuen Sie sich denn schon auf die Winterolympiade 2022? Die wird ja eine rein chinesische Veranstaltung, was die Zuschauer anbelangt. Drei Wochen Quarantäne für Ungeimpfte. Ausserdem dürfen sich die Athleten nur in einer streng abgeschotteten Blase aufhalten.

Ja, ich freue mich schon sehr auf Olympia. Ich bin sehr gerne in Asien. Ich freue mich vor allem darauf, neue Orte, neue Pisten und neue Gegenden kennenzulernen. Ich meine, ich fahre jetzt schon in der 12. Saison im Ski-Weltcup mit. Deswegen ist für mich alles spannend, was neu ist. Ich freue mich sehr. Peilen Sie eine Medaille an? Gold, Silber und Bronze haben Sie ja schon. Logisch. Ich möchte möglichst viele Medaillenchancen in all den Disziplinen, die ich fahre, bekommen. Zurück zum Weltcup. Konzentrieren Sie sich wieder vor allem auf den Slalom und Riesenslalom, oder ist nun auch der Gesamtweltcup ein Thema?

Es kommt immer darauf an, wie alles läuft. Wenn ich fit bin, möchte ich möglichst viele Rennen bestreiten.

Und der Gesamtweltcup?

Ich möchte einfach in jedem Rennen möglichst am besten fahren. Und es wird sich dann zeigen, was realistisch ist: Ob ich im Gesamtweltcup mitreden kann oder nicht.

Wie viele Podestplätze wollen Sie schaffen – oder wie sähe für Sie eine am Ende gelungene Ski-Saison 21/22 aus? Gesund bleiben. Sehr engagiert und überzeugend fahren. Und möglichst viele erfolgreiche Rennen haben. Ich habe mir aber keine Zahl gesetzt, was die Anzahl der Podestplätze angeht. Ein ganz anderes Thema – das aber auch diese Saison den Skisport wieder beeinflussen wird: Corona. Es ist noch immer da. Mittlerweile ist die Gesellschaft sehr gespalten über das Virus. Wie denken Sie selbst darüber – sie hatten ja im Frühjahr Corona? Weil eben die Menschen über das Thema so gespalten sind, möchte ich nicht viel darüber sprechen. Ich bin froh, dass es bei uns gut mit der Weltcup-Saison funktioniert hat – trotz Corona. Ich hoffe,dass es dieses Jahr auch gut klappt. Es wäre natürlich schön, wenn wir Zuschauer bei den Rennen hätten. Corona ist für jeden Menschen anders. Mir persönlich ist es während der Quarantäne gut gegangen. Allerdings musste ich hinterher etwa einen Monat lang aufpassen, nicht zu viel Sport zu treiben, weil ich merkte, dass ich noch angeschlagen bin. Aber nach zwei Wochen Ferien ist es mir wieder sehr gut gegangen. Darüber war ich sehr froh. Letzte Frage: Wie geht’s Remy?

( lacht) Gut.

Noch immer glücklich verliebt? Es ist alles gut und schön, so wie es ist.

«Ich bin sehr gerne in Asien. Ich freue mich vor allem darauf, neue Orte, neue Pisten und neue Gegenden kennenzulernen.»

Wendy Holdener

Wendy Holdener – die Slalom-Fee, hellwach beim Trainieren im märchenhaften Saas-Fee. Fotos: Instagram

Das andere Gesicht: Wendy mag auch Kunst sehr gerne.

Voll auf Speed: Statt 1,60- wieder mal 2,18-Skier.

«Schön und gut, wie es ist.»

Trendy Wendy: Die Unteribergerin liebt es farbig.

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