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Die kulturelle Bedeutung des Pferdes pflegen

Die kulturelle Bedeutung des Pferdes pflegen Die kulturelle Bedeutung des Pferdes pflegen

Geschichte, Gegenwart und Zukunft der kulturellen Dimension des Pferdes waren am Freitag im Kloster Einsiedeln Thema im Referat von Otto Kurt Knoll, Bundeskulturreferent des Österreichischen Pferdesportverbands.

FRIEDA SUTER

Neue Themen angesprochen und neue Wege eingeschlagen hat am Freitag die Stiftung zur Förderung der Einsiedler Marstallzucht – Für das Einsiedler Pferd. Als Referent war Otto Kurt Knoll, der Bundeskulturreferent des Österreichischen Pferdesportverbandes, angereist. Ebenso war Charles Troillet, Präsident des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport (SVPS) vor Ort. Abt Urban Federer vom Kloster Einsiedeln machte in seinen Begrüssungsworten auf Gemeinsamkeiten von Österreich und dem Kloster Einsiedeln aufmerksam. Ein Gemälde im Grossen Saal zeigt nämlich Erzherzog Maximilian III (1558–1618), der mehrmals in seinem Leben nach Einsiedeln kam und schon damals die Verbindung zwischen den beiden Ländern pflegte. Das Bild zeigt Maximilian III als Kämpfer auf einem Schimmel reitend und die Einsiedler Madonna vor Augen. «Maximilian sitzt symbolisch für uns auf dem Pferd und sagt, dass es eine Hoffnung gibt. Auch für das Einsiedler Pferd», führte Abt Urban aus.

Er erinnerte an die gut 1000 Jahre alte Geschichte der Cavalli della Madonna, die in der Vergangenheit einige Herausforderungen und Rückschläge zu meistern hatte. Dass dies jeweils gelungen ist, soll Ansporn sein, auch mutig in die Zukunft zu gehen.

Xenophons Lehre Aus dem kulturellen Blickwinkel betrachtete Otto Kurt Knoll die seit rund 7000 Jahren bestehende gemeinsamen Geschichte von Mensch und Pferd. Er erinnerte an den griechischen Reiterführer Xenophon (430–355 vor Christus). Er gehörte zu den Schülern des Philosophen Sokrates und schrieb erste Abhandlungen über das Reiten und die Pferde. Seine erste These heisst: «Dein Pferd sei zuverlässiger Freund, nicht Sklave» und er stellte heute noch gültige Regeln auf. Otto Kurt Knoll zeigte auf, wie der gemeinsame Weg von Mensch und Pferd in Arbeit und Sport zum Ausdruck von Lebenskultur wurde. Und: «Sport soll auch heute die in der Kultur verankerten Werte verfolgen.» Er riet, den Herausforderungen der Zeit gegenüber offen zu sein. Nur mit Weitblick und regelmässigen zielführenden Gesprächen könne die Basis für kommende Generationen geschaffen, den Pferdesport weiter pflegen und leben zu können.

2022 gemeinsamer Ritt Als reale Möglichkeit, gemeinsam Kultur und Gemeinschaft mit dem Pferd zu leben, stellte Otto Kurt Knoll die erste Österreichische Rosswallfahrt vor, die vom 18. bis 26. Juni 2022 von Maria Zell nach Piber führen wird. Beritten und mit Kutschen sollen die verschiedensten Menschen zu einem gemeinsamen Ziel kommen. Gerne sähe er dabei auch Reiter auf Einsiedler Pferden (www.oe-rosswallfahrt.at).

Wo soll es hingehen?

Nebst der Geschichte kam die Gegenwart mit einer Führung durch den Betrieb der Marstall GmbH zum Zug. Betriebsleiterin Ursi Kälin gab Einblick in die aktuelle Entwicklung des ältesten Gestüts in Europa. Seit sie die Pacht übernommen hat, ist die Anzahl der Reitschüler von 5 auf rund 70 angewachsen, jene der Pensionspferde von 12 auf 28. Die Anzahl der Einsiedler Pferde – begründet auf den drei Stutenlinien Quarta, Klima und Sella – hat sich verkleinert und bei 12 bis 14 eingependelt. Es können pro Jahr durchschnittlich zwei Fohlen aufgezogen werden. Zum Betrieb gehören gut 22 Hektaren Land, auf denen ein Teil des Futters produziert wird. Gedanken zur Zukunft machten sich auch die Teilnehmer des abschliessenden Podiums. Unter der Leitung von Roger Zosso brachten sich Abt Urban Federer, Otto Kurt Knoll, Charles Troillet und Muriel Willi (Geschäftsführerin ZKV) ein. Dabei zeigte sich, dass sich die Verbindung zwischen Mensch und Pferd trotz Wandel nicht grundlegend verändert hat. Bereiche wie Protokoll und Etikette oder Werte und Gefühle kamen zur Sprache. Neue Wege geht man im Kloster. «Wir versuchen, uns fit zu machen für Menschen mit Fragen », sagte Abt Urban Federer. Die Absicht ist, Gäste im positiven Sinn von «was ist Holz, Stein oder ein Tier» zu führen und «die Verantwortung ins Bewusstsein zu bringen».

Sie prägten die Tagung zum Thema des Pferdes in seiner kulturellen Dimension: Otto Kurt Knoll (Österreichischer Pferdesportverband), Olivia Cortesi, Abt Urban Federer, Roger Zosso (Moderation), Esther Weiss (Stiftung zur Förderung der Einsiedler Marstallzucht – Für das Einsiedler Pferd), Muriel Willi (Kunsthistorikerin), und Charles Troillet (Präsident Schweizerischer Pferdesportverband) (von links). Foto: Frieda Suter

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