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Die Reformierten weihten ihre renovierte Kirche ein

Die Reformierten weihten ihre renovierte Kirche ein Die Reformierten weihten ihre renovierte Kirche ein

Am Wochenende ging die Einweihung der reformierten Kirche in Einsiedeln über die Bühne: Am Samstag mit einem Festakt, am Sonntag mit einem Festgottesdienst – begleitet mit konzertanter Musik und einer Festwirtschaft.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Am Samstag wurde im Klosterdorf ein historisches Ereignis gefeiert – ein historisches Ereignis für die reformierte Kirchgemeinde Einsiedeln wie auch für die ganze Region. Die Feier, moderiert von der Kirchgemeinderätin Erika Weber, eingeleitet von der Präsidentin Yvonne Birchler und von sechzig Personen besucht, wurde von Pater Lukas Helg (Orgel) und Erwin Füchslin (Trompete) musikalisch begleitet.

Stefan Meyer war als damaliger Präsident der reformierten Kirchgemeinde Einsiedeln und der Baukommission eigentlicher Kopf und Macher der Renovation und präsentierte an der Feier das Projekt: «77 Jahre nach Baubeginn konnte unsere Kirche fertiggestellt werden. Im Jahr 1943 wurde der oberirdische Teil erstellt. Jetzt folgte das Fundament. Die Kirche ist jetzt definitiv gesichert und steht somit auch den nachfolgenden Generationen zur Verfügung.» Eine Schnittstelle zwischen Katholizismus und Reformation Meyer führte aus: «Zu Beginn der Bauarbeiten wurde ich immer wieder gefragt, warum wir unsere marode Kirche nicht abreissen. Warum wir keinen Neubau planten oder warum wir uns nicht einfach einer anderen Kirchgemeinde anschlössen und auf eine eigene Kirche verzichten würden.» Einsiedeln sei kirchengeschichtlich ein ganz besonderer Ort: Es sei in der Deutschschweiz die eigentliche Schnittstelle zwischen Katholizismus und Reformation. Schliesslich wirkte in diesem weltberühmten Wallfahrtsort Huldrich als Leutpriester und erarbeitete in der reichhaltigen Klosterbibliothek die Grundlagen seiner Reformation. Zwingli sei katholischer Priester gewesen, ein Vertreter des Klosters und angehender Reformator in einer Person.

«Durch diese gemeinsame Geschichte sind wir bis heute stark und in Freundschaft mit dem Kloster verbunden», betonte Meyer: «Es macht Sinn, an diesem geschichtsträchtigen Ort eine reformierte Kirchgemeinde mit eigener Kirche zu führen.» Es gebe aber auch ganz praktische Gründe, erläuterte Meyer: «Unser Kirchgebäude steht seit dem Jahr 1991 unter Denkmalschutz. Jede kleine Veränderung braucht eine Genehmigung. Eine geplante Entlassung aus dem Inventar hätte wohl zu einer langjährigen Auseinandersetzung mit sehr ungewissem Ausgang geführt. Ein Abriss war also keine realistische Option.» Ohne ein stabiles Fundament wäre Kirche verloren gewesen Hinzu komme, dass diese Kirche vom Zürcher Hilfsverein geschenkt worden sei. «Dieses Geschenk wollten wir in Ehren halten. Schliesslich war das schlichte Gebäude aber auch vielen ans Herz gewachsen», konstatierte Meyer: «Ich gebe zu, dass sich die Zielsetzung während unserer Planung unserer Kirchensanierung immer wieder vorschoben hatte. Zunächst wollten wir bloss die sichtbaren Schäden beheben und das Gebäude energetisch verbessern. Dann stellten wir fest, dass die Statik komplett ungenügend war.» Die Mauern seien vielfach gerissen gewesen, da das Gebäude, das auf einem Lehmhügel erstellt wurde, nach verschiedenen Seiten auseinanderdriftete.

«Wir fragten uns immer wieder, warum der bekannte Architekt Hans Vogelsanger, der in Zürich das erste Hochhaus der Stadt gebaut hatte, eine Kirche ohne Fundament erstellte», sagte Meyer: «Im Archiv wurden wir fündig: Der Grund war, dass während des zweiten Weltkrieges fast der gesamte verfügbare Beton von der Armee für ihre Bunkerbauten gebraucht wurde.» Später sei festgestellt worden, dass die tragende Holzkonstruktion der Kirche verfault war und nur behelfsmässig zusammengehalten wurde. «Da war klar, dass nur eine Totalsanierung in Frage kam», erklärte Meyer: «Ohne stabiles Fundament war diese Kirche auf Dauer nicht zu retten. Jede Investition in eine blosse Verschönerung wäre reine Geldverschwendung gewesen.»

Die grösste Knacknuss war die Position der Orgel

Nach einem Jahr Planung innerhalb der Arbeitsgruppe habe sich gezeigt, dass ein so komplexes Bauvorhaben nur mit einem spezialisierten Architekturbüro zu realisieren war. Das Büro Fässler und Partner aus Zürich hätte bis dahin schon über sechzig Kirchen saniert und sogleich mit viel Kompetenz und auch mit der nötigen Leidenschaft die weitere Planung und Umsetzung übernommen.

Das Wichtigste sei die Unterkellerung des Gebäudes gewesen. Die Seitenwände wurden unterfangen und auf eine Grundplatte gestellt. «Wir entschieden uns, so tief abzugraben, dass unter der Kirche ein Mehrzweckraum entstehen konnte», schilderte Meyer: «Der Kirchenboden wurde ohne tragende Säulen betoniert. So entstand der neue Zwinglisaal.» «Der grösste Knackpunkt war die Position der Orgel, die im Jahr 1974 im Chor aufgestellt wurde und viel Platz beanspruchte », stellte Meyer fest: «Unsere Arbeitsgruppe war sich einig, dass die Orgel andernorts platziert werden sollte – nur gab es bis dahin keinen geeigneten Standort.» Stefan Meyer kam dann auf die Idee, die Orgel in den Bereich des Einganges zu verschieben. Dazu musste aber die Empore zurückgebaut werden. Im Obergeschoss wurden alle Wände entfernt. Unten wurde die hölzerne Trennwand zurückversetzt.

Monatelange Verhandlungen mit der Denkmalpflege «Dadurch kommt nun von drei Seiten Licht in die Kirche, und es entstand ein grosszügiges Entrée», referierte Meyer: «Lange Zeit schien es nicht möglich, aus dem bestehenden Gebäude einen Treppenabgang in den neuen Saal zu realisieren. Die Idee mit der freitragenden Wendeltreppe im Kirchenvorraum stammt vom Architekten Mario d’Alberto. Es brauchte dann monatelange Verhandlungen, bis die Denkmalpflege dem Vorhaben zustimmen konnte.» Speziell sei auch die Entstehung des neuen Abendmahltisches gewesen. «Unsere Pfarrleute Urs Jäger und Réka Jaeggi wünschten sich einen ovalen Tisch. Dieser dürfe aber keinerlei Ähnlichkeit mit einem Altar haben, und ich war der Meinung, er sollte auch nicht an einen gewöhnlichen Esstisch erinnern», erzählte Meyer.

«Wir wollen mit dieser Kirche Gott die Ehre erweisen»

Peter Fässler vom Architekturbüro sprach Meyer seinen Dank aus für dessen riesige Arbeit: «Die Kirche strahlt etwas wundersam Heimeliges aus und kommt daher wie eine grosse Stube.» Abt Urban Federer liess schriftlich Grussworte ausrichten, Heinz Fischer, Präsident der reformierten Schwyzer Kirche, sprach diese an der Feier mündlich aus.

Pfarrerin Réka Jaeggi sprach am Schluss der Feier Segen und Gebet aus: «Wir wollen mit dieser Kirche Gott die Ehre erweisen. » Auf eine kollektive Besichtigung der renovierten Kirche musste coronabedingt verzichtet werden – nicht aber auf die Festwirtschaft, die draussen vor der Kirche bei warmen Temperaturen und viel Sonnenschein über die Bühne ging.

Pfarrerin Réka Jaeggi sprach an der Feier Segen und Gebet aus.

Die Feier wurde von Pater Lukas Helg (Orgel) und Erwin Füchslin (Trompete) musikalisch begleitet. Fotos: Magnus Leibundgut

Stefan Meyer hatte bei der Renovierung der reformierten Kirche die Fäden in der Hand und referierte am Festakt über das Projekt.

Eine Festwirtschaft rundete die Feier am Samstag ab.

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