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«Fürsprecher für die Un-Erhörten»

«Fürsprecher für die Un-Erhörten» «Fürsprecher für die Un-Erhörten»

Posthume Übergabe des Einsiedler Kulturpreises an Karl Saurer (1943 bis 2020)

In einer schlichten, persönlichen Feier ehrte Einsiedeln mit Karl Saurer einen Künstler, der nicht nur Kulturschaffender, sondern ebenso Kulturvermittler war.

VICTOR KÄLIN

Erst zum zweiten Mal (nach der Ausstellungsgruppe Chärnehus) hat der Bezirk den 2019 geschaffenen Einsiedler Kulturpreis übergeben. Und er hat mit Karl Saurer eine Persönlichkeit gewählt, deren Bedeutung weit über Einsiedeln hinaus reicht. Der Geehrte holte mit seinen Filmen die Welt sozusagen ins Dorf, um sie von dort aus wiederum in die Welt hinauszutragen.

«Ein wunderbares Erbe» Die vor wenigen Tagen im Amt vereidigte Bezirksrätin Leta Bolli konnte als Präsidentin der Kulturkommission am Samstag, 28. August, rund 100 Personen in der Cineboxx willkommen heissen; dem Ort, an welchem Karl Saurer 2018 bereits den kantonalen Kulturpreis entgegennehmen konnte. Und ebenso wie damals spielte auch am Samstag die hiesige Band «Tree!ouh» auf. Hätte Karl Saurer noch gelebt, wäre es sein Wunsch gewesen, Beat, Laura und Joel Zehnder zu hören. Aus letztlich zehn Vorschlägen sei die Wahl auf Karl Saurer gefallen, erklärte Leta Bolli. Die Ehrung stehe für seine Filme sowie sein Wirken als Förderer und Vermittler: «Für sein Lebenswerk».

Im offiziellen Grusswort des Bezirks ging Statthalter Hanspeter Egli auf das grosse kulturelle Erbe Einsiedelns ein und dass es «aussergewöhnlich ist, einen Verstorbenen zu ehren». Doch genau damit erinnere Einsiedeln daran, dass «Karl Saurer hier gelebt und ein wunderbares Erbe hinterlassen hat». «Karl Saurer konnte sich allzeit eine bessere Welt vorstellen» Mit Küde Meier hielt ein langjähriger Weggefährte und Freund Karl Saurers die Laudatio – eine persönliche, herzliche Annäherung an einen Menschen, «dessen Charakter sich nicht umfassend, sondern höchstens zusammenfassend beschreiben lässt». Ein Grundmotiv von Saurers Wirken sei dessen Vorstellung «einer besseren Welt gewesen », dafür, so Meier, «hat sich Kari zeitlebens aktiv und zuversichtlich eingesetzt». Der Geehrte sei ein «Weiser, mit grosser Erfahrung und reichen Erkenntnissen – ein Resultat seiner Reisen in alle Welt, seines Nachdenkens über das Gesehene und Erlebte». Seinen Werken spürte man folgedessen an, dass hier einer «mit grosser Ernsthaftigkeit am Werk war, der aber den Fragen den Vorzug gab und nicht den Antworten».

Küde Meier rühmte Saurers Kunstfertigkeit, seine Filmstoffe, die er oft in der Heimat fand, auszuweiten und in einen «grenzübergreifenden, weltwichtigen Kontext» zu stellen. Der im Anschluss gezeigte und in Einsiedeln gedrehte Film «Kebab und Rosoli» ist bald 30 Jahre alt. Er verbindet Heimische und Geflüchtete, Heimat und Heimatlosigkeit und somit heute noch weltweit zentrale Probleme und Herausforderungen.

Für Küde Meier war Karl Saurers Gesellschaftsverständnis bestimmt von «Gerechtigkeit und Ausgleich»; sein Kulturverständnis von «Solidarität und Austausch». Oft sei er ein Fürsprecher und Verteidiger gewesen «von Hilflosen oder Missachteten oder kaum Gehörten. Seine Werke nehmen Stellung, bedeuten Einmischung, drücken eine klare Haltung aus und ermutigen ». Karl Saurer hätte «Filme mit den Menschen gemacht und nicht über sie – er war ein Künstler, Kulturschaffender und Brückenbauer».

«Dann bewirkst du nichts …» Mit dem Stück «On the road again» von «Canned Heat» legte «Tree!ouh» den roten Teppich zur Preisübergabe an Elena Fischli, Saurers Lebenspartnerin und langjährige Mitarbeiterin. Die mit 5000 Franken dotierte Auszeichnung dient dazu, Saurers Werk zu sichern und zugänglich zu machen: dessen Oeuvre bleibt «on the road».

Elena Fischli sieht im Kulturpreis eine «besondere Wertschätzung und eine bewegende Anerkennung des legendär unterschätzten Propheten im eigenen Land». Und sie schloss mit einem Dank an Kari und dessen beeindruckende Vorstellungskraft: «Vielleicht erfährst du nie, was dein Tun bewirkt. Aber wenn du dich nicht einsetzt, bewirkst du nichts.»

Bezirksrätin Leta Bolli (rechts) überreicht den Kulturpreis an Elena Fischli, Karl Saurers Lebenspartnerin und langjährige Mitarbeiterin.

Fotos: Urs Fink

Karl Saurer war ein Fan: «Three!ouh» mit Joel, Laura und Beat Zehnder (von links).

Küde Meier: «Karl Saurer war Brückenbauer zwischen ganz verschiedenen Gruppen und Systemen.»

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