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Ungeschöntes Einsiedeln

Ungeschöntes Einsiedeln Ungeschöntes Einsiedeln

Sechs Fotografen aus unserer Region zeigen an der ersten grossen kantonalen Fotoausstellung ihre Bilder (4/6)

Thema: Instagram vs. Reality

Mein Projekt «Instagram vs. Reality: Einsiedeln» greift einen aktuellen Trend auf und beschäftigt sich mit der Scheinwelt, die uns tagtäglich in den sozialen Medien begegnet. Nach aussen hin werden oft nur die schönsten Ansichten gezeigt, alles andere wird meist bewusst versteckt. So bildet sich in unseren Köpfen eine perfekte Illusion: Kein Abfall, keine Menschenmengen und keine endlosen Autolawinen existieren darin. Auch Einsiedeln und die Region rund um den Sihlsee werden als stark besuchtes Tourismusziel in den sozialen Medien häufig verschönert dargestellt. Als Einheimische habe ich über mehrere Monate hinweg diejenigen Motive gesammelt, in denen diese Verschönerung am häufigsten vorkommt, und sie mit ehrlicheren Ansichten ergänzt.

Bildbetrachtung von Zeno Schneider

Links ein prächtiges Postkartenbild, aufgenommen am Ufer des gefrorenen, schneebedeckten Sees. Der Blick reicht weit hinauf zu der im Abendlicht strahlenden Bergkette, welche majestätisch aufsteigt über die schwarzblauen Wälder der davor verschränkten Hügel. Die Schneedecke auf dem See wird von einem letzten zarten Lila bestrichen, im Vordergrund begleiten Stauden und aufgetaute Streifen in dunklen Linien und schwungvollen Bögen den Rand des Ufers. Ein schönes Bild. Rechts davon dieselbe Aussicht in dieselben, jetzt näher gerückten Berge. Hier ragt bis zur Bildmitte eine dichte Masse braunschwarz verdreckter Schneeblöcke empor und imitiert wie ein vorgelegtes Echo mit ihrer aufgeworfenen Silhouette die gebrochene Linie der erhabenen Berge. Eine ebenso gelungene, jetzt aber zweideutige Aufnahme. Was dort im Abendlicht als Schneepracht strahlt, wird vor uns aufgetürmt zum lästigen Schmutzfang. Rasch weg damit. Dreckschnee auf den Strassen stört uns bei der Fahrt in die Erholungszonen.

Mein Name ist Evelyne Marty, ich bin 26 Jahre alt und geboren und aufgewachsen in Einsiedeln, wo ich noch immer zu Hause bin. Als Studentin der Archäologie und Medienwissenschaft habe ich an der Universität den Zugang zur professionellen Fotografie gefunden. Im Master konzentriere ich mich nun auf die Archäologie, und ich durfte auch bereits die Ausgrabungen auf dem Klosterplatz Einsiedeln leiten. Neben dem Studium bin ich als selbstständige Fotografin hauptsächlich im Kanton Schwyz tätig. Mir gefällt es, mit einem wachen Auge Ereignisse und Veränderungen in meiner Heimat festzuhalten.

Fotografin

Evelyne Marty Einsiedeln

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