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Fotografien mit der Camera obscura

Fotografien mit der Camera obscura Fotografien mit der Camera obscura

Sechs Fotografen aus unserer Region zeigen an der ersten grossen kantonalen Fotoausstellung ihre Bilder (2/6)

Thema: Die Raben des heiligen Meinrad

Ausgehend von der Sage «Die Raben des heiligen Meinrad» von Meinrad Lienert entstanden meine Fotografien mittels einer selbstgebastelten Camera obscura im finstren Wald.

Die Sage in einer gekürzten Fassung: Als der heilige Meinrad viele Jahre in der Wildnis im Finstren Wald gelebt hatte, schlichen sich heimlich zwei Räuber durch den Wald, die in der Hütte des Einsiedlers Schätze zu finden hofften. Die Räuber überfielen den heiligen Meinrad und schlugen ihn tot. Plötzlich flatterten zwei Raben wild um die zwei Räuber und krächzten laut. Die zwei Räuber flüchteten. Doch über den Riesentannen flatterten die zwei Raben den Mördern nach. Die beiden Räuber gingen in eine Wirtschaft und wollten schon zu lachen anfangen, da schoss das Rabenpaar durchs offene Fenster auf die Mörder los. Die Mörder gestanden ihre Untat. Den heiligen Meinrad begrub man in der Wildnis, wo später das Kloster Maria Einsiedeln gebaut wurde. Die zwei treuen Raben St. Meinrads aber fliegen heute noch im Fähnlein der schwyzerischen Waldleute von Einsiedeln.

Bildbetrachtung von Zeno Schneider

Das halbe Bild ist schattendunkel. Auf den schwarzgrauen, von Laub bedeckten Waldboden fallen nur ein paar verlorene Strahlenbündel. Kahles Geäst ragt in ein fahlhelles Licht, das den Blick aus dem Dunkel schon fast blendet. Unscharfe Stämme, Äste und Zweige von Laubbäumen und Fichten ragen schräg empor, als müssten sie sich vereinbart in einer Mitte treffen. Sie weisen den pfadlosen Weg nach oben, wo vielleicht das Ziel erreicht ist, wo Übersicht und Aussicht möglich wären, wo aber auch eine weitere Kuppe warten könnte. Es scheint sehr ruhig hier. Das Knacken und Rascheln unter meinen Schritten würde diese Stille brechen. Dieser geheimnisvoll lautlose Wald wartet. Ich möchte hinauf zum Licht, aus den dunklen Waldschatten treten, hinüber sehen, weiter blicken. Ich will dieses kurze Stück noch steigen. Vielleicht werde ich dort oben weiterhin nicht sicher wissen, wohin ich gehen muss. Aber ich werde mich für eine Richtung entscheiden. Und dann weiterstapfen, bis zur nächsten Kuppe.

1999–2004:

Kunst und Vermittlung, Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern

2020: «Fotografien, Zeichnungen, Objekte», Ober Schweig, Euthal

2016: «Die Fabrik ruft», Brunnen 2016: Kunstszene Schwyz, Ital Reding-Hofstatt, Schwyz

2015: Ankauf der 40-teiligen «Traumtagebuch_Serie_1», Zeichnungen, Kunstkommission Kanton Schwyz

2011: «Viel Lärm um Alles», Haus für Kunst Uri, Altdorf

2010: Werkbeitrag des Kantons Schwyz

2008: Ankauf der 13-teiligen Fotoserie «Transfer II – Vater», Kanton Schwyz

2008: Kunstszene Schwyz, Seedamm-Kulturzentrum, Pfäffikon SZ

Fotografin

Claudette Ebnoether Euthal

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